Die Idee ist nicht ganz neu, aber nun soll’s wirklich losgehen: Union und SPD wollen allen Schülern in Deutschland eine Nummer geben.

Mit der sogenannten Schüler-ID soll der Bildungsweg von jedem Schüler gespeichert und nachverfolgbar werden. Union und SPD haben sich in der Arbeitsgruppe Bildung darauf geeinigt, die Einführung einer „zwischen den Ländern kompatiblen, datenschutzkonformen Schüler-ID“ und „die Verknüpfung mit der Bürger-ID“ zu ermöglichen.

Bereits Anfang der 2000er-Jahre hatte sie die Kultusministerkonferenz (KMK) vorgeschlagen, musste damals allerdings harsche Kritik von Datenschützern einstecken – und es blieb zunächst bei dem Vorschlag.

Niedersachsen treibt die Einführung einer Schüler-ID als erstes Land voran

Als erstes Bundesland treibt Niedersachsen das Thema jetzt wieder aktiv voran: Eigentlich wollte Kultusministerin Julia Willie Hamburg die Schüler-ID bis zum Herbst 2027 einführen. Zwar wollte sich das Ministerium jetzt auf BILD-Anfrage nicht auf ein konkretes Einführungsdatum festlegen, die Schüler-ID werde „aber in jedem Fall kommen“. Man sei aktuell im Gespräch mit dem Landesdatenschutzbeauftragten.

Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (38, Grüne) setzt sich für die Einführung einer Schüler-ID ein

Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (38, Grüne) setzt sich für die Einführung einer Schüler-ID ein

Foto: Julian Stratenschulte/dpa

► Die Idee: „Gewährleisten, dass kein Kind und kein Jugendlicher im System verloren geht“, so eine Ministeriumssprecherin zu BILD. In der Corona-Pandemie hätten sich viele Jugendliche von weiterführenden Schulen ab-, aber nicht an einer anderen Schule wieder angemeldet. Dank der geplanten ID wüsste man künftig, „ob wir eine Person suchen und uns besonders kümmern müssen, um sie zu einem Abschluss zu begleiten“.

Zuspruch für das Vorhaben von der KMK: Die Bildungsexperten erhoffen sich von der ID eine Daten-Basis „für die Bildungsforschung und wissenschaftlich fundierte Empfehlungen für bildungspolitische Entscheidungen“.

Noch ist allerdings unklar, welche Daten alles unter der ID gespeichert werden sollen.

Lesen Sie auchNiedersachsen prüft „Mindestprogramm“ für ID

► Niedersachsen prüft gerade „das Mindestprogramm“: eine Nummer, „die nur besagt, das ist die Person, und sie geht auf diese Schule“.

► Doch auch andere Daten könnten relevant sein: z. B. braucht die Agentur für Arbeit vor allem Kontaktdaten für die Berufsberatung.

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► Für statistische Zwecke sind Daten zu Schulbesuchszeiten oder Abschlüssen relevant.

Lehrer-Präsident Stefan Düll steht grundsätzlich der Einführung einer Schüler-ID positiv gegenüber, warnt aber: Die ID dürfe „kein bürokratisches Monster auf dem Rücken der Schulleitungen und -sekretariate“ werden.

Und Düll deutlich: „Die Einführung einer Schüler-ID macht nur Sinn, wenn die Daten auch wissenschaftlich verwertbar sind. Es muss darum gehen, frühzeitig Förderbedarf zu erkennen.“ Er plädiert sogar dafür, die ID schon mit Kindergarten-Start zu vergeben! Und sie bis zum finalen Bildungsabschluss, z. B. dem Berufsfachschul- oder dem Universitätsabschluss, weiterzuführen.