Ganz dringend sollte in dem 1600 Einwohner zählenden Dorf Vaihingen Mitte des 19. Jahrhunderts die Brandbekämpfung verbessert werden. Entsprechend tief saß der Frust, dass es bei einer Bürgerversammlung 1861 nicht gelungen war, eine Wehr auf die Beine zu stellen. Erst weitere „schlechte Erfahrungen bei Brandfällen“ sorgten dann für den Durchbruch zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Vaihingen im Jahr 1875, mit damals „40 Mann“.

An die Vorgeschichte dieser Pioniertat erinnerte Georg Belge, Kommandant der Feuerwehr Stuttgart, am Sonntag beim Festakt auf dem Platz beim Feuerwehrhaus an der Bachstraße, als er die Historie der Vaihinger Wehr skizzierte. Dabei hatte er weitere Blitzlichter parat, die nun hübsche Anekdoten abgeben, in denen sich aber auch spiegelt, dass der heutige Stand in jeder Hinsicht als Errungenschaft zu betrachten ist.

Feuerwehrleute zunächst ohne Uniform

So hatten die Feuerwehrleute nicht nur keine Uniform, sondern mussten die ersten zehn Jahre auch Hilfswerkzeuge samt Leitern zum Löschen selbst stellen. Gleichfarbige Hosen gab es dann zum 50er-Jubiläum, wofür ein Jahr lang in ein Kässle gespart wurde. Nur sukzessive ging es mit der Löschwasserversorgung voran. Ab 1878 mit dem Bau der Wasserleitung aus dem Gewann Wannenhäule, sodass das Wasser nicht mehr mit Butten aus Teichen herangeschleppt werden musste. Doch erst ab 1906 war mit dem Anschluss an die Filder-Wasserleitung so viel Druck auf den Schläuchen, dass Brandbekämpfung aus Hydranten möglich wurde.

Ein „ganz gewaltiger technischer Schritt nach vorne“, so Belge, wurde 1925 gemacht, als die „Benz-Autospritze“ in Vaihingen stationiert wurde. Deren Pumpe brachte das Löschwasser auf 80 Meter Höhe, mit 1200 Litern in der Minute. Von Anfang an top aber war die Leistungsbereitschaft der Vaihinger Wehr, wofür auch ein strenges Regiment für die Übungen sorgte. Wer fehlte, hatte „ein oder zwei Mark“ Strafe zu zahlen, was in den Anfängen einem Tageslohn entsprach.

„Schritt für Schritt“, so Belge, habe sich die Wehr „von einer Mannschaft, die anfangs nur Brände gelöscht hat, zu einer universell einsetzbaren, schnellen Hilfeleistungseinheit weiterentwickelt“ und sei nun „ein kompetenter und zuverlässiger Baustein in der Sicherheitsarchitektur unserer Stadt“. Für dieses „unbezahlbare ehrenamtliche Engagement“ überbrachte auch Bürgermeister Clemens Maier den Dank der Stadt.

Feuerwehrfrauen spenden Kuchen

Gefeiert wurde schon am Samstag, wobei die Szenerie bei voll besetzten Bänken die entspannte Stimmung eines Volksfestes hatte. Alle Hände voll zu tun hatten da die vielen Helfer bei der Essen- und Getränkeausgabe, wie auch die Feuerwehrfrauen, die „weit über 50 Kuchen“ gespendet hatten und sich nun über die rege Nachfrage freuten. Und diese zu insgesamt „moderaten Preisen“ verkauft wurden, wie der stellvertretende Kommandant Florian Zieker betonte. „Das hier soll ein Fest für die ganze Familie sein“.

Kinder machen mit Messingglocke Alarm

Eine Attraktion war natürlich die originale, blitzblank polierte „Benz-Autospritze“, wo Kinder gerne Alarm machten mit der großen Messingglocke. Die Spielstraße der Jugendfeuerwehr erinnerte daran, dass Vaihingen 1965 die erste Jugendwehr in Stuttgart auf die Beine gestellt hatte. Und Jungs wie Linus, Felix und Elyes waren auch bei der Schauübung hilfreich, die „die Großen“ mit einem „Kellerbrand im Rathaus“ vor vielen Zuschauern abhielten. „Alles bestens gelaufen“, resümierte der stellvertretende Kommandant Mathias Messerle.