In diesem Sommer ist die Vision Pro in Deutschland seit einem Jahr auf dem Markt, in den USA hat sie ihr Einjähriges bereits im Februar gefeiert. Die amerikanische Wirtschaftszeitung Wall Street Journal nahm dies nun zum Anlass, Käufer des in den USA mindestens 3500 US-Dollar teuren Apple-Headsets (Europa: ab 4000 Euro) zu fragen, was sie mit dem Gerät anstellen und ob sie den Kauf womöglich bereuen. Das Ergebnis ist unschön: Die Hardware wird oft eher selten hervorgeholt, es gibt einigen „Buyer’s remorse“ (Kaufreue) auch unter Early Adoptern und die Frage, wie es mit dem Gerät bei Apple weitergeht, bleibt weiter unbeantwortet.

Hardware zu schwer und zu teuer

So zitiert das WSJ den Käufer Dustin Fox mit den Worten, seine Vision Pro sammele Staub an. „Ich glaube, ich habe sie im letzten Jahr vielleicht vier Mal hervorgeholt.“ Der Immobilienmakler, der sich selbst als Early Adopter bezeichnet, findet die Hardware „deutlich zu schwer“. Er könne sie nur 20 bis 30 Minuten tragen, bevor ihm der Nacken wehtue. Ein anderer Frühkäufer, Tovia Goldstein aus New York, teilt mit, er könne nur 60 Minuten lang am Stück TV-Shows oder Filme ansehen, „dann muss ich es abnehmen“. Hinzu komme, dass es nicht genügend Apps für die Vision Pro gibt. „Ich würde [das Headset] heute niemanden zum Kauf empfehlen, außer sie sind wirklich reich und wissen nicht, was sie mit ihrem Geld tun wollen.“

Apple ist allerdings nicht das einzige Unternehmen, das Schwierigkeiten hat, sein Headset an große Kundengruppen zu bringen. Aber keines der Geräte ist – bis auf Profivarianten – so teuer wie die Vision Pro. Sie wird nach wie vor nur beim Hersteller selbst verkauft, der Preis sank nicht. Doch in den Apple-Läden, wo der Konzern extra eigene Vorführbereiche eingerichtet hatte, gibt es immer weniger Interesse. Verkaufszahlen nennt Apple nicht. Immerhin wird visionOS regelmäßig aktualisiert, demnächst wohl auch mit Scrollen per Auge.

Apple macht weiter

Es ist außerdem nicht damit zu rechnen, dass Apple die Vision-Sparte einfach aufgibt. Zwar soll die Produktion der Vision Pro bereits Ende des vorigen Jahres beendet worden sein. Doch der Konzern arbeitet intern an neuen, hoffentlich kostengünstigeren Modellen und will zudem unbedingt „echte“ Augmented-Reality-Brillen auf den Markt bringen, auch wenn dies noch Jahre dauern könnte. Auch das Wall Street Journal kommt zu einem gemischten Fazit. Die Qualität der Vision Pro in Sachen Bildschirm und Bedienung mittels Augentracking bleibt in der Branche bislang ungeschlagen. Wäre da nicht der nervige Formfaktor – und der Preis. Einer der befragten User hat mittlerweile eine gute Möglichkeit gefunden, zumindest Unterhaltungsinhalte zu konsumieren: Er liegt dabei einfach im Bett, was zu einer besseren Gewichtsverteilung führt.

U2-Sänger Bono, dessen Special „Stories of Surrender“ als erste Sendung überhaupt vollständig als „Apple Immersive“ auf der Vision Pro läuft, gab vor Journalisten an, Apple wolle sein Gerät günstiger machen. „Ich weiß, dass Apple unbedingt die Vision Pro erschwinglicher und demokratischer machen möchte.“ Apple wisse, dass sich nicht jeder das Gerät leisten kann. „Aber sie machen trotzdem weiter, weil sie davon überzeugt sind, dass es sich eines Tages lohnt.“

(bsc)

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