Er war einer der größten TV-Lieblinge der Deutschen, moderierte „Dalli Dalli“ erfolgreich 15 Jahre lang – bis kurz vor seinem Krebstod 1987. Was Hans Rosenthal in der Nazizeit durchlitten hatte, ahnte lange Zeit niemand. Montag um 20.15 Uhr zeigt das ZDF in „Rosenthal“ sein bewegtes Leben.

Verblüffende Ähnlichkeit: Florian Lukas (52) spielt im TV-Film „Rosenthal“ den legendären Showmaster

Verblüffende Ähnlichkeit: Florian Lukas (52) spielt im TV-Film „Rosenthal“ den legendären Showmaster

Foto: ZDF und Ella Knorz

Rosenthal-Drama dreht sich um Pogromnacht-Jahrestag

Das TV-Drama konzentriert sich auf den 9. November 1978, den 40. Jahrestag der antisemitischen Pogromnacht. Damals, 1938, hatten Nazis Synagogen angezündet und Geschäfte geplündert. Viele Juden wurden in jener Nacht getötet.

Ausgerechnet an diesem Jahrestag sollte der Jude Rosenthal, der den Nazi-Terror nur überlebt hatte, weil er sich in einer Berliner Laube verstecken konnte, „Dalli Dalli“ moderieren und fröhlich seinen „Das war spitze!“-Sprung machen.

Wenn Kandidaten bei einem Spiel in der „Dalli Dalli“-Show besonders viel Applaus bekamen, rief Hans Rosenthal, während er in die Luft sprang:  „Das war ...“, das Publikum ergänzte „Spitze!“ Danach gab es für die Kandidaten einen Punkt extra. Rosenthal moderierte die Sendung von 1971 bis 1986

Wenn Kandidaten bei einem Spiel in der „Dalli Dalli“-Show besonders viel Applaus bekamen, rief Hans Rosenthal, während er in die Luft sprang: „Das war …“, und das Publikum ergänzte „Spitze!“ Danach gab es für die Kandidaten einen Punkt extra. Rosenthal moderierte die Sendung von 1971 bis 1986

Foto: ullstein bild

Der Film von Regisseur Oliver Haffner (51) zeigt Florian Lukas („Weissensee“) als Rosenthal bei immer neuen Anläufen, den damaligen ZDF-Programmverantwortlichen das makabere Sendedatum auszureden.

Rosenthal sprach zu Hause selten über NS-Zeit

Seine beiden Kinder Gert Rosenthal und Birgit Hofmann erinnern sich in BILD. „Die NS-Zeit war bei uns zu Hause kein Gesprächsthema“, erzählt seine Tochter. Ihr Bruder ergänzt: „Wir wussten es, aber es wurde nicht darüber gesprochen. Wenn er dazu etwas sagte, dann waren es 2 oder 3 abschließende Sätze. Oft wechselte er dann auch das Thema, und man merkte, er wollte nicht weiter darauf eingehen.“

Die beiden Geschwister Gert Rosenthal (66) und Birgit Hofmann (74) erinnern sich gerne an ihren berühmten Vater, der am 10. Februar 1987 im Alter von 61 Jahren am Magenkrebs starb. Der Sohn ist Rechtsanwalt und Notar. Der Sprung und der Ausruf „Das war Spitze“ ist in der Familie kein Thema mehr

Die Geschwister Gert Rosenthal (66) und Birgit Hofmann (74) erinnern sich gern an ihren berühmten Vater, der am 10. Februar 1987 im Alter von 61 Jahren an Magenkrebs starb. Der Sohn ist Rechtsanwalt und Notar. Der Sprung und der Ausruf „Das war spitze“ ist in der Familie kein Thema mehr

Foto: Chris Marxen

War diese Jubiläumssendung, die er ausgerechnet am 9. November 1978 moderieren musste, der Grund, dass der Vater doch noch seine Autobiografie geschrieben hat?

Der Sohn: „Das ist vielleicht etwas zugespitzt. Mein Vater sagte immer, er möchte nicht bevorteilt werden, weil er Jude ist, und er möchte auch keine Antipathien bekommen, weil er Jude ist. Deswegen hat er es nicht groß in die Öffentlichkeit getragen.“

Die TV-Legende veröffentlichte 1980 ihre Autobiografie „Hans Rosenthal – Zwei Leben in Deutschland“, die anlässlich des 100. Geburtstags jetzt in einer Neuauflage erschienen ist (352 Seiten, 23 Euro, Quadriga)

Die TV-Legende veröffentlichte 1980 ihre Autobiografie „Hans Rosenthal – Zwei Leben in Deutschland“, die anlässlich des 100. Geburtstags jetzt in einer Neuauflage erschienen ist (352 Seiten, 23 Euro, Quadriga)

Foto: Privatsammlung Hans Rosenthal

Hatten die Kinder Einfluss auf den Film?

Gert Rosenthal: „Unser Vater war ein sehr bescheidener Mensch. Das war zunächst im Drehbuch etwas anders dargestellt. Es gab keine Villa, wir haben in einem kleinen Bungalow gewohnt. Es gab auch keinen Privatarzt. Mein Vater war Kassenpatient. Er wollte sich nicht besserstellen.“

Hans Rosenthal mit seiner Frau Traudl (2. v.l.), Tochter Birgit (l.) und Sohn Gert (2. v.r.) in den 1970er-Jahren vor ihrem Berliner Haus

Familienidyll: Hans Rosenthal (r.) mit seiner Frau Traudl, Tochter Birgit und Sohn Gert in den 1970er-Jahren vor ihrem Berliner Haus

Foto: Privatsammlung Hans Rosenthal

Hans Rosenthal und seine Frau Traudl (starb 2016 mit 88 Jahren) am Strand auf Föhr. Die Familie hatte auf der Nordfriesischen Insel ein Ferienhaus

Hans Rosenthal und seine Frau Traudl (starb 2016 mit 88 Jahren) am Strand auf Föhr. Die Familie hatte auf der nordfriesischen Insel ein Ferienhaus

Foto: picture-alliance / dpa

Hans Rosenthal diskutierte mit den Kindern über Politik

Und wie war das Familienleben mit so einem berühmten Vater? Die Kinder: „Er liebte seine Familie. Er hatte seine eigene früh verloren, deswegen war es ihm wichtig, dass wir zusammen waren und auch möglichst zusammen in den Urlaub fuhren. Wenn er zu Hause war, nahm er sich Zeit. Vor allem hat er mit uns gern politisch diskutiert und so lange, bis er beruhigt schlafen gehen konnte. Er musste das Gefühl haben, dass wir seine Argumentation eingesehen haben. Das konnte bis 2 Uhr nachts gehen.“

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Der Sohn: „Als wir den Film vorab gesehen haben, habe ich teilweise lachen müssen, weil es richtig zeigt, wie mein Vater war.“