Im Vereinigten Königreich greifen längst nicht mehr nur Erwachsene zur E-Zigarette. Bei englischen Jugendlichen sind besonders die handlichen Einweggeräte mit Aromen wie Wassermelone oder Cola-Eis gefragt. Was vor wenigen Jahren noch ein Nischenprodukt war, hat sich inzwischen zum Massenartikel entwickelt – obwohl der Verkauf an Minderjährige eigentlich verboten ist.

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Die britische Regierung sieht darin ein wachsendes Problem – für die Umwelt und die Gesundheit der jungen Generation und zieht jetzt die Reißleine. Ab 1. Juni dürfen in ganz Großbritannien keine Einweg-E-Zigaretten mehr verkauft oder vertrieben werden. Das Verbot gilt für alle Läden, Online-Shops und Lieferketten. Bereits im Januar 2024 angekündigt, tritt es auf der Insel nun in Kraft. 

13 Einweg-Vapes pro Sekunde landen im Müll

Eine zentrale Rolle spielen dabei Probleme bei der Entsorgung. Nach Regierungsangaben werden im Vereinigten Königreich jede Woche rund 8,2 Millionen Einweg-Vapes weggeworfen. Das entspricht etwa 13 Stück pro Sekunde. Ein Großteil davon landet in Parkanlagen, auf Gehwegen oder im Restmüll.

Das Problem: Die Geräte enthalten Lithiumbatterien, Schwermetalle und Kunststoffe, die schwer recycelbar sind und bei falscher Entsorgung eine Gefahr darstellen. Das britische Umweltministerium spricht von einer „ineffizienten Nutzung wichtiger Ressourcen“, die „der Biodiversität schadet“.

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In Belgien sind Einweg-E-Zigaretten schon seit dem 1. Januar 2025 verboten. Ein Vorbild für Großbritannien?
Foto: Moritz Frankenberg/dpa

In Belgien sind Einweg-E-Zigaretten schon seit dem 1. Januar 2025 verboten. Ein Vorbild für Großbritannien?Icon MaximizeIcon Lightbox Maximize

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Auch der Jugendschutz ist ein treibendes Motiv hinter dem Verbot. Eine Studie des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS ergab, dass im Jahr 2024 fast ein Viertel der Elf- bis 15-Jährigen bereits Erfahrung mit E-Zigaretten gemacht hatte. Rund jeder Zehnte dampfte regelmäßig. Vor allem das ansprechende Design und die süßen Geschmacksrichtungen machen die Produkte für Minderjährige attraktiv. 

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Zwar entstehen beim Konsum keine Stoffe wie Teer oder Kohlenmonoxid, wie sie beim Tabakrauchen auftreten. Doch über die Langzeitfolgen gibt es bislang nur wenige gesicherte Erkenntnisse. Mediziner warnen außerdem vor einem Einstieg in die Nikotinabhängigkeit.

Mit harten Strafen gegen Händler: Bis zu zwei Jahre Haft für Verkäufer

Dass es den Briten mit dem Verkaufsverbot von Einweg-E-Zigaretten ernst ist, zeigt sich an den empfindlichen Strafen: In England und Wales beginnen die Sanktionen bei 200 Pfund (rund 235 Euro) Bußgeld. Bei wiederholten Verstößen drohen hohe Geldstrafen und bis zu zwei Jahre Haft. In Schottland gilt ein gestuftes Verfahren mit ähnlichen Konsequenzen. In Nordirland wird bereits ein einmaliger Verstoß massiv verfolgt – hier sind Strafen von bis zu 5000 Pfund (rund 5900 Euro) oder ebenfalls zwei Jahre Haft möglich.

In Einweg-Zigaretten sind Akkus mit einer Kapazität von rund 500 mAh verbaut. Zum Vergleich: Ein iPhone hat einen Akku mit etwa 3.000 mAh.
Foto: Marijan Murat/dpa

In Einweg-Zigaretten sind Akkus mit einer Kapazität von rund 500 mAh verbaut. Zum Vergleich: Ein iPhone hat einen Akku mit etwa 3.000 mAh.Icon MaximizeIcon Lightbox Maximize

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Insbesondere die Engländer gelten seit Langem als Vorreiter im Kampf gegen das Rauchen – mit Werbeverboten, hohen Steuern und rauchfreien Pubs. Mit dem noch von der konservativen Vorgängerregierung initiierten „Tobacco and Vapes Bill“ („Tabak- und Vape-Gesetzentwurf“) soll der Verkauf von Tabak dauerhaft für alle untersagt werden, die am oder nach dem 1. Januar 2009 geboren wurden.

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Er befindet sich im parlamentarischen Verfahren und könnte zum 1. Januar 2027 in Kraft treten – pünktlich zum 18. Geburtstag der ersten betroffenen Jahrgänge. Er sieht vor, das Verkaufsalter für Tabakprodukte jährlich um ein Jahr anzuheben, sodass künftig niemand mehr legal Zigaretten erwerben kann, der am oder nach dem Stichtag geboren wurde. 

Ein vollständiges Verbot von Vapes ist im Vereinigten Königreich bislang auch durch die „Tobacco and Vapes Bill“ nicht geplant. Weitere Einschränkungen bei Verpackung, Werbung und Aromen könnten insbesondere Jugendliche jedoch besser schützen. Ziel ist es, die Attraktivität von E-Zigaretten zu verringern, ohne erwachsenen Rauchern den Zugang zu Alternativen ganz zu verwehren.

Kritik und Lob: Freiheit versus Gesundheitsschutz

Obwohl der Gesetzentwurf parteiübergreifend Unterstützung findet, gibt es auch Kritik: „Ich glaube an persönliche Freiheit. Lasst uns mehr aufklären und weniger verbieten“, kritisierte der konservative Abgeordnete Robert Jenrick den geplanten Vorstoß im vergangenen Jahr. Viele Gesundheitsorganisationen begrüßen die Maßnahme jedoch als wesentlichen Schritt zur Schaffung einer rauchfreien Generation.

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