Stuttgart. Spätestens der Sieg im DFB-Pokal zeigt: Der VfB Stuttgart ist wieder wer. Der Coup von Berlin ist die Krönung eines beachtlichen Aufstiegs – und eine Chance. Jetzt ist gutes Gespür gefragt – auch auf dem Transfermarkt.
VfB StuttgartEuropa League und Supercup: Termine und Teilnehmer – was VfB-Fans wissen müssen
Nicht nur Sebastian Hoeneß wird sich dieser Tage erst mal sammeln müssen. «Das geht unter die Haut» hatte der Trainer des VfB Stuttgart über die rauschende Pokal-Party der Schwaben gesagt. Womöglich fragte er sich zwischenzeitlich auch mal, wie diese Sause denn noch zu toppen sein soll.
Vom Fast-Absteiger zum Vizemeister und nun zum DFB-Pokalsieger – in nur gut zwei Jahren unter Hoeneß hat der VfB eine schier unglaubliche Erfolgsstory geschrieben. Doch wie geht das Fußball-Märchen weiter? Die Chancen, sich auch dauerhaft in der erweiterten nationalen Spitze zu etablieren, erscheinen so groß wie lange nicht. Die Stuttgarter müssen aber auch wachsam bleiben und gute Entscheidungen treffen – um einen erneuten Absturz zu verhindern.
Der VfB ist nach trostlosen Jahren wieder eine Top-Adresse
Kommende Saison könne der VfB dann ja die Europa League gewinnen, hatte Nationalspieler Jamie Leweling bei der großen Feier auf dem Schlossplatz am Sonntag verkündet. Was im ersten Moment übermütig wirkte und sicher nicht komplett ernst gemeint war, beinhaltet allerdings auch eine wichtige Botschaft: Der erste große Titel seit 18 Jahren hat in Stuttgart für die Erkenntnis gesorgt, dass der Club nicht nur über das grundsätzliche Potenzial verfügt, um Trophäen mitzuspielen – sondern inzwischen auch wieder über die sportliche Qualität.
VfB StuttgartBilder von der großen VfB-Party in Stuttgart: Pokalsieger feiern mit den Fans
Jahrelang wankte der fünfmalige deutsche Meister vor sich hin, stieg sogar zweimal aus der Bundesliga ab. Doch er hat sich wieder stabilisiert – und seine einstige Strahlkraft zurückerlangt. Angeführt von ihrem charismatischen Trainer Hoeneß hat die Mannschaft, die mit ihren unterschiedlichen Charakteren laut Kapitän Atakan Karazor durchaus «polarisiert», neben Erfolgserlebnissen auch Sympathiepunkte gesammelt. Den eingeschlagenen Weg nicht zu verlassen und auf dem vorhandenen Fundament aufzubauen, wird jetzt die große Aufgabe.
Bei VfB-Regisseur Enzo Millot stehen die Zeichen auf Abschied
Auch und insbesondere für Sportvorstand Fabian Wohlgemuth. Der 46-Jährige wird deutlich kürzer verschnaufen können als viele seiner Mitstreiter im Club. Die Kaderplanung nimmt nun erst richtig Fahrt auf. Einen allzu großen Umbruch dürfte es nicht geben. Dass den VfB wie im Vorjahr gleich drei Leistungsträger – damals Serhou Guirassy, Waldemar Anton und Hiroki Ito – verlassen, gilt als nahezu ausgeschlossen. Punktuelle Veränderungen gibt es aber immer.
Bei Enzo Millot verdichten sich die Anzeichen, dass er den Club verlassen wird. Der Vertrag des Franzosen enthält eine Ausstiegsklausel. Sie soll zwischen 18 und 20 Millionen Euro liegen. Beim 4:2 im Finale gegen Arminia Bielefeld in Berlin am Samstag erzielte der Mittelfeldspieler zwei Tore. Bei seinem Jubel formte er mit den Händen ein Herzchen – zum Abschied aus Stuttgart?
VfB StuttgartVfB Stuttgart und Enzo Millot: Zeichen stehen auf Abschied
Auch für die Leihgaben Fabian Rieder und El Bilal Touré wird’s beim VfB wohl nicht weitergehen. Und auf der Zugangsseite? Die wichtigen Millionen, die der Start in der über die Liga verpassten und durch den Pokalsieg letztlich doch noch erreichten Europa League bringt, dürften vor allem in einen weiteren Stürmer investiert werden. Auch ein Rechtsverteidiger könnte kommen.
Stürmer Nick Woltemade als Entdeckung der VfB-Saison
Senkrechtstarter Nick Woltemade, der den Sprung vom Ergänzungsspieler in die Nationalmannschaft geschafft hat, ist eines der Gesichter des Stuttgarter Erfolgs – und bei der Konkurrenz begehrt. Gleiches gilt für Angelo Stiller. Beim Stürmer dürfte der VfB aber erst mal gar nicht und beim Mittelfeldstrategen nur im Falle einer wirklich extrem lukrativen Anfrage ins Grübeln kommen.
Woltemade und Stiller: Sie sollen nach Möglichkeit weiter Hauptdarsteller sein, wenn der VfB im nächsten Anlauf auch in der Liga wieder mehr Ausrufezeichen setzen will – und Trainer Hoeneß an seiner jetzt schon außergewöhnlichen Story in Stuttgart weiterschreibt.