Vieles spricht dafür, dass eine gemeinsame Olympiabewerbung Berlins und vier weiterer Bundesländer nicht allein Sache des Senats und der Landesregierungen bleibt. Der Berliner Landessportbund (LSB) prüft die Einleitung einer sogenannten Volksinitiative, um die Olympiabewerbung Berlins zu unterstützen.
„Wir prüfen derzeit eine Volksinitiative für die Bewerbung Berlins um olympische und paralympische Spiele“, erklärte Friedhard Teuffel, Direktor des LSB, dem Tagesspiegel am Montag. Die Prüfung befinde sich „auf der Zielgeraden“, ergänzte Teuffel und kündigte an, zunächst die Reaktionen auf den Senatsbeschluss für eine Olympiabewerbung abwarten zu wollen.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) am Dienstagnachmittag mit seinen Amtskollegen aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein das Bewerbungskonzept „Berlin+“ vorstellen. Begleitet werden sie von Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und deren Amtskollege aus Sachsen.
Gemeinsam wollen die fünf Länder die Olympischen Sommerspiele und die Paralympics nach Deutschland holen. Die Hauptstadt wäre im Falle des Zuschlags Hauptaustragungsort der Spiele. Zeitgleich bewerben sich beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) auch Hamburg, München und die Rhein-Ruhr-Region um die Austragung der Sommerspiele zwischen den Jahren 2036 und 2044.
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20.000 Unterstützerunterschriften werden mindestens benötigt
Mit dem Instrument einer Volksinitiative würde der LSB das Berliner Abgeordnetenhaus zu einer Positionierung in der Olympia-Frage verpflichten. Über die Sammlung von 20.000 Unterstützerunterschriften werden die Abgeordneten dazu verpflichtet, bestimmte Anliegen und Themen zu erörtern. Eine Olympiabewerbung Berlins gilt als im Parlament umstritten – nicht zuletzt, weil einige Mitglieder der SPD-Fraktion das Vorhaben ablehnen.
Per Volksinitiative würden sie zu einem Bekenntnis verpflichtet. Im Erfolgsfall könnte die Bewerbung so zusätzliche Legitimation gewinnen – zumal eine Befragung der Bürgerinnen und Bürger in Berlin, anders als etwa in Hamburg und München, derzeit nicht geplant ist.
„NOlympia“-Bewegung droht mit Volksbegehren
Das könnten jedoch außerparlamentarische Gegner durch ein Volksbegehren ändern. „Wir werden dafür sorgen, dass die Berlinerinnen und Berliner in einem Volksentscheid über Olympische Spiele in ihrer Stadt abstimmen können“, zitierte die „Berliner Morgenpost“ Uwe Hiksch, den Geschäftsführer der Naturfreunde Berlin und Vertreter der „NOlympia“-Bewegung. „Wir gehen davon aus, dass die Mehrheit dagegen ist.“
Um einen Volksentscheid zu erwirken, müssten zunächst 20.000 Olympia-Gegner das Begehren unterschreiben. Allerdings werde das Bündnis mit seiner Unterschriftensammlung möglicherweise warten, bis entschieden sei, ob die Nordost-Bewerbung überhaupt aussichtsreich ist, erklärte Hiksch.
Berliner Olympiabewerbung kontrovers diskutiert
Christopher Krähnert, Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft, warb am Montag für eine Olympiabewerbung Berlins. „Wir brennen für die Spiele“, sagte Krähnert, sprach von einer echten Chance für die Region und ergänzte: „Die sollten wir nicht vergeben“. Der mehrfache Kanu-Olympiasieger Ronald Rauhe stimmte mit ein und erklärte: „Ich finde, wir sollten die negativen Aspekte zur Seite schieben und das Positive mit breiter Brust nach vorne tragen“. Ole Hertel, Managing Director der Uber Arena Berlin, behauptete gar: „Die große Mehrheit ist dafür“.
Der Senat muss seine Prioritäten anders setzen und den Breitensport in den Blick nehmen.
Klara Schedlich, sportpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion
Fakt ist: Eine Berliner Olympiabewerbung, deren Grobkonzept am Dienstag von mehreren Länderchefs vorgestellt werden soll, wird kontrovers diskutiert. Während sich Wegner und Spranger wiederholt für eine Olympiabewerbung Berlins ausgesprochen und diese mit den vier anderen Ländern vorbereitet hatten, hagelt es aus der Opposition Kritik.
„Der Senat muss seine Prioritäten anders setzen und den Breitensport in den Blick nehmen“, sagte die sportpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Klara Schedlich, dem Tagesspiegel mit Blick auf den bei 410 Millionen Euro geschätzten Sanierungsstau allein für Sportanlagen in der Stadt. Tobias Schulze, Vorsitzender der Linksfraktion, forderte eine Beteiligung durch das Abgeordnetenhaus, die im Zuge einer erfolgreichen Volksabstimmung gegeben wäre.
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