In der Ratsversammlung am 21. Mai wurde eine Anfrage der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen mehr oder weniger nicht beantwortet, die sich mit den Gefahren eines weiteren Vogelsterbens durch die geplanten Feuerwerke am Theklaer Bagger im Rahmen des diesjährigen Wasserfestes beschäftigte. Das Amt für Umweltschutz hatte zwar eine schriftliche Antwort verfasst, aber immer wieder nur auf das deutsche Sprengstoffgesetz verwiesen und sich einfach nicht klar zu geltenden Naturschutzbestimmungen durchringen können. Weshalb die Grünen-Stadträtin Anne Vollerthun zwar noch einen Packen Nachfragen hatte. Aber Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal war krank und hatte auch keine fachliche Vertretung.

Und weshalb sich Oberbürgermeister Burkhard Jung auch die Kritik von CDU-Stadtrat Michael Weickert gefallen lassen musste, dass in so einem Fall wenigstens der Amtsleiter da sitzen sollte, um auf die Fragen zu antworten. Noch deutlicher war die Kritik von SPD-Stadtrat Andreas Geisler, dass das Feuerwerk am Bagger in Thekla schon vor einem Jahr Thema in der Ratsversammlung war.

Das Amt für Umweltschutz scheint daraus aber nichts mitgenommen zu haben und eiert wieder so herum wie vor einem Jahr. Auch eine wirkliche Aufklärung im Umweltausschuss gab es nicht.

Und noch deutlicher wurde der Grünen-Fraktionsvorsitzende Dr. Tobias Peter. Denn wo die Antwort des Umweltschutzamtes auf dem deutschen Sprengstoffgesetz herumreitet, nach dem das Feuerwerk genehmigt werden könnte, gilt in Landschaftsschutzgebieten – und auch der Bagger in Thekla ist eines – ein generelles Abbrennverbot für Feuerwerke in der Brutsaison. Ein klares Nein zur Genehmigung aus dem Amt für Umweltschutz wäre also zwangsläufig gewesen.

Doch auch diese Nicht-Antwort der Verwaltung machte einmal mehr deutlich, dass die Stadt keine klare Linie fährt, wenn es um Feuerwerke in Leipziger Landschaftsschutzgebieten geht. Entsprechend deutlich meldeten sich die Grünen nach dieser Nicht-Antwort in der Ratsversammlung zu Wort.

Die Vorgeschichte

Im vergangenen Jahr wurde bereits ein großes Feuerwerk veranstaltet, das in der Nähe des Schilfgürtels und direkt über dem See gezündet wurde. In der Folge, so berichtete es der NABU Leipzig, wurden etliche besonders und streng geschützte Vogelarten in Panik versetzt, verschwanden, verstarben zum Teil. Beim diesjährigen noch anstehenden Wasserfest sind nun möglicherweise sogar zwei Feuerwerke vom Bürgerverein Leipzig Nordost geplant, von denen bislang offensichtlich nur eines offiziell beantragt wurde.

Dennoch scheint es am Samstag um 23:00 Uhr eine „Überraschung am Baggerhimmel“ und am Sonntag zum Abschluss des Festes ein Abschlussfeuerwerk zu geben. Die Stadt Leipzig fördert die Veranstaltung sogar mit je 5.000 € seitens des Kulturamtes und des Stadtbezirksbudgets Nordost.

In der Antwort auf die Anfrage machte die Verwaltung deutlich, dass die untere Naturschutzbehörde den Naturschutzbund (NABU) Leipzig nach Durchführung eines Probefeuerwerks am 13. Februar um fachliche Einschätzung gebeten hat. Daraufhin trat die untere Naturschutzbehörde im März 2025 an die Veranstalter/-innen des Wasserfestes heran und informierte umfangreich zu den erheblichen naturschutzrechtlichen Hürden in Bezug auf ein womöglich angestrebtes Abbrennen von Pyrotechnik in diesem Jahr.

Außerdem wurde seitens der unteren Naturschutzbehörde ein alternativer Standort für das Abbrennen eines Feuerwerks in deutlicher Entfernung zum Schutzgebiet vorgeschlagen, sowie ein vollständiger Verzicht als Signal für eine Wertschätzung der unbeteiligten „Bewohner“ des Veranstaltungsgeländes nahegelegt. Eine Entscheidung der Unteren Naturschutzbehörde zum beabsichtigten Feuerwerk sollte am 23. Mai getroffen werden.

Keine Einsicht beim Bürgerverein

„Das Ergebnis dazu liegt uns bislang nicht vor, wir setzen aber natürlich große Hoffnungen in eine sachgerechte Entscheidung der Behörde gegen das Feuerwerk im Landschaftsschutzgebiet und dass diese dann von dem Veranstalter anerkannt wird“, sagt Anne Vollerthun, Stadträtin und tierschutzpolitische Sprecherin der Fraktion, die am 21. Mai zwar ihren Fragen vortrug – aber niemanden vorfand, der antworten konnte.

Wie in einem LVZ-Artikel vom 24. Mai deutlich wird, hält der veranstaltende Bürgerverein, allen voran deren Vorsitzender, CDU-Stadtrat Falk Dossin, sowie der Schatzmeister, CDU-Finanzbürgermeister Bonew, von einem Verzicht auf eine erneute Durchführung eines Feuerwerks mitten in der Brutsaison im Landschaftsschutzgebiet wenig. Stattdessen wird behauptet, dass die Forderung des Feuerwerksverzichts lediglich in ihrer Parteizugehörigkeit begründet wäre und man ihnen den Spaß nicht gönnen würde.

„Der Bürgerverein betreibt mit seinem beharrlichen Handeln eine Realitätsverweigerung vor den drohenden Gefahren des beabsichtigten Feuerwerks mitten in der Brutsaison im Landschaftsschutzgebiet“, kommentiert Anne Vollerthun diese Haltung. „Es ist zwar begrüßenswert, dass man nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres den NABU im Rahmen eines Probefeuerwerks zu Rate zog. Sich dann aber den Ergebnissen dieser Konsultation zu entziehen, grenzt an Ignoranz gegenüber dem Tier- und Naturschutz, dem sich der Verein doch satzungsgemäß verpflichtet hat.

Auch die Äußerungen gegenüber der Presse lassen leider Selbstkritik und Einsichtigkeit vermissen. Dass der NABU nach dem Vor-Ort-Termin und dem Probefeuerwerk sein Einverständnis zur Nutzung der Feuerwerkskörper verweigert hat, liegt fernab parteipolitischer Motivation.

Ich möchte auch nochmal betonen, dass wir keinesfalls etwas gegen die Veranstaltung des Wasserfestes an sich haben – im Gegenteil. Uns geht es um die Sache, nämlich den Natur- und Tierschutz. Was wir erwarten, ist Verantwortung und Vernunft – und in der Sache eben gerade von Menschen, die im Stadtrat und der Verwaltungsspitze tätig sind und sich der Auswirkungen sowie der Gesetze und Satzungen bewusst sein müssten.“

Greenwashing für die gute Laune?

Stattdessen aber betreibe der Bürgerverein feinstes Greenwashing, wenn wie zuletzt gegenüber der LVZ davon gesprochen wird, dass es sich bei dem Fest um ein ‚naturverträgliches Event‘ handle, das Feuerwerk lediglich ein ‚Feuerwerk light‘, es ein ‚grünes‘ oder gar ‚Öko-Festkonzept‘ sei und man sich ‚Naturschutz sehr verbunden‘ sehe.

Auch der Verweis auf die Nutzung von Mehrweggeschirr ist nicht auf das freiwillige Engagement der Veranstalter/-innen zurückzuführen, sondern geht auf eine von unserer Fraktion ausdrücklich unterstützte und vom Stadtrat im Dezember 2024 beschlossene Regelung in der Abfallwirtschaftssatzung zurück, wonach die Ausgabe von Speisen und Getränken bei öffentlich geförderten Veranstaltungen nur in pfandpflichtigen und wiederverwendbaren Behältnissen und mit wiederverwendbaren Bestecken zu erfolgen hat. Unabhängig davon nutzt der Bürgerverein weiterhin Dieselgeneratoren im Landschaftsschutzgebiet zur Stromerzeugung während des Festes.

Die Planung der Feuerwerke seitens der Veranstalter/-innen steht im Gegensatz zur Selbstdarstellung des Bürgervereins Leipzig Nordost unter anderem als Ziele des Vereins nennt:

·                    Verringerung von Lärm und anderen Umweltbelastungen
·                    Förderung des Naturschutzes und der Landespflege

Dazu erklärt Anne Vollerthun: „Wir erwarten, dass solche Satzungsziele nicht nur dafür dienen, um öffentliche Fördergelder zu erlangen, sondern dass sie Grundlage des eigenen Handelns sind. An einen Bürgerverein und erst recht einen politischen Repräsentanten und einen Wahlbeamten der Stadt Leipzig muss zudem ein besonderer moralischer Maßstab gerichtet werden. Es kann nicht sein, dass sich diese über die tier- und naturschutzpolitischen Ziele der Stadt Leipzig hinwegsetzen und in ihrem privaten Engagement eine Abgrenzung von ihrem politischen und beruflichen Engagement einfordern.

Der Bürgerverein sollte stattdessen endlich zur Vernunft kommen und seine satzungsgemäßen Ziele verfolgen, das Feuerwerk absagen und für die Folgejahre Alternativen realisieren. Laser- und Lichtshows sind bereits heute vielerorts erfolgreich umgesetzte naturverträgliche Möglichkeiten, die dafür höheren Kosten sollten es allemal wert sein und können sicherlich ebenfalls durch Förderungen oder gar Crowdfundings erzielt werden.

Eine aktuelle (nichtrepräsentative) Umfrage der LVZ zu Feuerwerk in der Brutzeit zeigte sehr deutlich, dass ein Großteil der Menschen gegen ein derartiges Abbrennen von Feuerwerken ist. Eine breite Unterstützung zu Alternativen wird es daher sicherlich aus der Bevölkerung geben.“