Fünf neue Moscheen oder große Gebetsräume sind in Sachsen geplant. Das Pikante: Zwei Vorhaben in Leipzig und Dresden hat der sächsische Verfassungsschutz im Fokus. Beim Projekt in Chemnitz gibt es Hinweise auf politische Einflussnahme aus der Türkei.

Chemnitz.

Islamische Gemeinden wollen in Leipzig, Dresden, Chemnitz und Zwickau aktuell fünf Projekte realisieren. Dabei geht es um den Neubau einer Moschee oder die Einrichtung neuer Gebetsräume. Das geht aus einer Antwort von Innenminister Armin Schuster (CDU) auf eine parlamentarische Anfrage des AfD-Landtagsabgeordneten Carsten Hütter hervor.

Am weitesten fortgeschritten ist dabei das Vorhaben des Vereins „Islamische Gemeinde in Sachsen Al-Rahman Moschee“ in Leipzig. Diese Gemeinde plant dort auf der Fläche an der Rackwitzer Straße eine Moschee für mindestens 1000 Gläubige. Laut Innenministerium ist die Eröffnung in den kommenden Monaten geplant. Baubeginn war 2023. Das neue vierstöckige Gebäude wird einen großen Gebetsraum, Vereinsräume, eine Verkaufseinrichtung, ein Büro und eine große Wohnung beherbergen. Das Pikante daran: Diese muslimische Religionsgemeinschaft und ihr deutsch-syrischer Imam Hassan Dabbagh werden schon länger vom sächsischen Verfassungsschutz beobachtet. Die Sicherheitsbehörde stuft Dabbagh, der seine Botschaften auch über Instagram, Youtube und Tiktok verbreitet, als eine wichtige Figur des politischen Salafismus‘ in Deutschland ein.

Imam der al-Rahman-Gemeinde in Leipzig hetzt gegen Deutschland

Auf ihrer Internetseite lehnt die Al-Rahman-Moschee jede Form von Gewalt zwar ab. Das hält der Verfassungsschutz aber nicht für glaubwürdig. „Trotz Dabbaghs Distanzierung von religiös motivierten Terrorakten sind seine Äußerungen geeignet, die Bildung von Parallelgesellschaften außerhalb der freiheitlichen demokratischen Grundordnung zu fördern und mittelbar Hass und Gewalt zu schüren“, heißt es im sächsischen Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2023. Er habe wiederholt gegen den deutschen Staat und Ungläubige gehetzt, die Muslime angeblich unterdrücken und den Islam vernichten wollten, glorifiziere zudem den Islam der Frühzeit, bediene sich antisemitischer Narrative und habe Israel das Existenzrecht abgesprochen. „Für die Vermittlung seiner verfassungsfeindlichen Agenda“ habe Dabbagh auch mehrfach bundesweite Vortragsveranstaltungen und Seminare in salafistischen Moscheen genutzt, so die Verfassungsschützer. Die Mehrheit der Mitglieder der Al-Rahman-Gemeinde in Leipzig sei aber nicht dem salafistischen Spektrum zuzurechnen.

Warum auch die Ahmadiyya-Gemeinde umstritten ist

Einen weiteren Neubau in Leipzig plant die Ahmadiyya-Gemeinde schon seit 13 Jahren an der Georg-Schumann-Straße/Ecke Bleichertstraße. Die Ahmadiyya Muslim Jamaat setzt sich für einen friedlichen Islam und für Integration ein. Die Gemeinschaft ist jedoch auch umstritten. In vielen islamisch geprägten Ländern werden die Ahmadis bis heute oft als Anhänger einer Sekte diskriminiert und verfolgt. Die Islamische Weltliga hat sie 1974 als Ungläubige verdammt, weil sie einem Kalifen folgen, der sich in der Nachfolge des Propheten Mohammed sieht. Für die meisten Muslime ist das hingegen völlig inakzeptabel.

Die Leipziger Ahmadiyya-Moschee soll etwa so groß wie ein Eigenheim werden und ein freistehendes, 16 Meter hohes Minarett erhalten. Wie das Innenministerium in der Antwort mitteilt, sei die Errichtung einer Moschee auf zwei Ebenen mit einem Multifunktionsraum und Tiefgarage geplant. Ein Termin für die Eröffnung des Baus sei nicht absehbar, heißt es. Eine zentrale Botschaft, die dort einmal verbreitet werden soll, wird lauten: Liebe für alle, Hass für keinen. Daran, dass man den Koran nicht interpretieren dürfe, werden die Ahmadis aber nicht rütteln. Die Frauen der Gemeinschaft weigern sich in der Regel zudem, Männern die Hand zu geben; das Kopftuch wird als ein göttliches Gesetz gesehen, die Polygamie verteidigt. Experten zufolge wird in den Ahmadiyya-Gemeinden auch vom Endsieg des Islam gesprochen, der alle anderen als einzige Religion überleben werde.

Wie viel Muslimbruderschaft steckt in der Dresdner MKBD-Gemeinde?

In Dresden plant unterdessen das „Marwa-Elsherbiny Kultur- und Bildungszentrum Dresden“ (MKBD) einen fünfstöckigen Moschee-Neubau mit großen kreisrunden Öffnungen an der Marschnerstraße nahe dem Straßburger Platz. Bislang gibt es ein positives Votum der kommunalen Dresdner Gestaltungskommission, allerdings noch keinen Bauantrag. Deswegen ist auch ein Termin für die Eröffnung der Moschee offen. Klar ist hingegen, dass der sächsische Verfassungsschutz das MKBD als islamistisch und verfassungsfeindlich eingestuft hat. Entsprechend wird es auch beobachtet.

In diesem Flachbau hat der Verein „Marwa Elsherbiny Kultur- und Bildungszentrum Dresden“ (MKBD) aktuell noch seinen Sitz. Jeden Freitag um die Mittagszeit wird es dort richtig voll: Bis zu 1500 Muslime finden sich dann dort zum Gebet ein. Weil drinnen zu wenig Platz ist, müssen viele Besucher auch im Freien beten. Deshalb soll jetzt ein Neubau her.

In diesem Flachbau hat der Verein „Marwa Elsherbiny Kultur- und Bildungszentrum Dresden“ (MKBD) aktuell noch seinen Sitz. Jeden Freitag um die Mittagszeit wird es dort richtig voll: Bis zu 1500 Muslime finden sich dann dort zum Gebet ein. Weil drinnen zu wenig Platz ist, müssen viele Besucher auch im Freien beten. Deshalb soll jetzt ein Neubau her.

Bild: imago images/Sven Ellger

In diesem Flachbau hat der Verein „Marwa Elsherbiny Kultur- und Bildungszentrum Dresden“ (MKBD) aktuell noch seinen Sitz. Jeden Freitag um die Mittagszeit wird es dort richtig voll: Bis zu 1500 Muslime finden sich dann dort zum Gebet ein. Weil drinnen zu wenig Platz ist, müssen viele Besucher auch im Freien beten. Deshalb soll jetzt ein Neubau her.

In diesem Flachbau hat der Verein „Marwa Elsherbiny Kultur- und Bildungszentrum Dresden“ (MKBD) aktuell noch seinen Sitz. Jeden Freitag um die Mittagszeit wird es dort richtig voll: Bis zu 1500 Muslime finden sich dann dort zum Gebet ein. Weil drinnen zu wenig Platz ist, müssen viele Besucher auch im Freien beten. Deshalb soll jetzt ein Neubau her. Bild: imago images/Sven Ellger

Demnach steht der Verein um Vorstand Saad Elgazar der radikalen Muslimbruderschaft nahe. „Der Verein MKBD zielt nach außen hin unter anderem auf die Förderung der Kultur, der Religion und der Integration von Migranten in die hiesige Gesellschaft ab und betont dabei die Bedeutung des Gedankens der Völkerverständigung sowie der Toleranz gegenüber anderen Kulturen und Religionen“, merken die Verfassungsschützer dazu an. Getarnt unter diesem Deckmantel sei das MKBD jedoch vielmehr bestrebt, den hier lebenden Muslimen „die extremistische Ideologie“ der Muslimbruderschaft nahezubringen und sie zu verbreiten. Elgazar verbreite anti-semitische, anti-israelische und verfassungsfeindliche Inhalte oder habe es unterlassen, andere Personen an der Äußerung derartiger Botschaften zu hindern, so die Verfassungsschützer. Deren Fazit: Solange das MKBD durch Elgazar geführt werde, sei davon auszugehen, dass sich an all dem nichts ändere. Elgazar selbst hat die Vorwürfe mehrfach zurückgewiesen.

So könnte nach den Plänen der M3-Architekten das neue MKBD-Gebetszentrum in Dresden aussehen.

So könnte nach den Plänen der M3-Architekten das neue MKBD-Gebetszentrum in Dresden aussehen.

Bild: IMAGO/Sven Ellger

So könnte nach den Plänen der M3-Architekten das neue MKBD-Gebetszentrum in Dresden aussehen.

So könnte nach den Plänen der M3-Architekten das neue MKBD-Gebetszentrum in Dresden aussehen. Bild: IMAGO/Sven Ellger

Türkisch-islamische DITIP-Gemeinde will in Chemnitz umziehen

In Chemnitz und Zwickau sind unterdessen ebenfalls neue Gebetshäuser geplant. In Chemnitz steckt laut Innenministerium hinter diesem Projekt der Verein „DİTİB“. Dessen türkisch-islamische Gemeinde zählt nach eigenen früheren Angaben rund 700 Gläubige in Chemnitz. Geplant ist nach Informationen der „Freien Presse“ nun ein Umzug in die Bruno-Salzer-Straße 20. Eingerichtet werden sollen dort Gebetsräume, ein Jugendclub und Gesellschaftsräume. Die neuen Räumlichkeiten sollen renoviert und – analog der Nutzung in den alten Räumen in der Zieschestraße – verwendet werden, bestätigt ein Sprecher der Stadt dazu auf Anfrage der „Freien Presse“. Ein Antrag auf Vorbescheid zur Nutzungsänderung von einem Fitnessstudio in dem Gebäude an der Bruno-Salzer-Straße sei positiv beschieden worden. „Dies ist aber nicht gleichzusetzen mit einer Baugenehmigung.“ Wann die neuen Räumlichkeiten bezogen werden können, ist demnach noch offen.

Anfang 2022 musste die Feuerwehr in Chemnitz zu einem Brand ausrücken, der auch die DITIB-Moschee in der Zieschestraße in Mitleidenschaft zog. Der Verein will jetzt umziehen und in einem Gebäude in der an der Bruno-Salzer-Straße unter anderem einen Gebetsraum einrichten.

Anfang 2022 musste die Feuerwehr in Chemnitz zu einem Brand ausrücken, der auch die DITIB-Moschee in der Zieschestraße in Mitleidenschaft zog. Der Verein will jetzt umziehen und in einem Gebäude in der an der Bruno-Salzer-Straße unter anderem einen Gebetsraum einrichten.

Bild: Härtelpress/Archiv

Anfang 2022 musste die Feuerwehr in Chemnitz zu einem Brand ausrücken, der auch die DITIB-Moschee in der Zieschestraße in Mitleidenschaft zog. Der Verein will jetzt umziehen und in einem Gebäude in der an der Bruno-Salzer-Straße unter anderem einen Gebetsraum einrichten.

Anfang 2022 musste die Feuerwehr in Chemnitz zu einem Brand ausrücken, der auch die DITIB-Moschee in der Zieschestraße in Mitleidenschaft zog. Der Verein will jetzt umziehen und in einem Gebäude in der an der Bruno-Salzer-Straße unter anderem einen Gebetsraum einrichten. Bild: Härtelpress/Archiv

Darum ist DITIP umstritten

Der Moscheeverband DİTİB gilt als repräsentativer Ansprechpartner für Fragen des Islams in Deutschland. Mit seinen knapp 1000 unter den bundesweit insgesamt rund 2600 Moscheen ist er auch der größte. Seine Funktionäre betonen stets die Unabhängigkeit dieses Verbandes. Kritiker sehen in ihm aber vor allem den verlängerter Arm des autokratisch regierenden türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Der Verband werde von der türkischen Religionsbehörde Diyanet dominiert, wie etwa der Kölner Publizist und Autor Eren Güvercin in seinem kürzlich erschienenen Buch „DİTİB und der ferngesteuerte Islam in Deutschland“ aufzeigt. „Der Beirat der DİTİB besteht aus dem amtierenden Präsidenten der türkischen Religionsbehörde und fünf weiteren Religionsgelehrten der Diyanet, also ausnahmslos Personen aus türkisch-staatlichen Strukturen.“ Ohne deren Zustimmung könne beispielsweise die Mitgliederversammlung die Satzung nicht ändern. „Nur der Beirat kann Kandidaten für die Vorstandswahlen aufstellen. Und der Bundesvorstand der DİTİB muss selbst die Zustimmung des Beirats einholen, wenn Grundstücke veräußert werden sollen.“ Darüber hinaus belegt Güvercin, dass DİTİB-Moscheen als Wahlkampfplattformen für die Partei des türkischen Präsidenten Erdoğan dienen und einige DİTİB-Funktionäre sogar für sie kandidieren.

Zwickau mauert

Zu einem geplanten Gebetshaus in Zwickau macht das Innenministerium keine weiteren Angaben. Auch die Stadt Zwickau gibt auf Nachfrage der „Freien Presse“ nichts preis. „Unserem Amt für Bauordnung und Denkmalschutz liegt ein Bauantrag für einen Gebetsraum vor“, so ein Sprecher der Stadt. „Angaben zum Stand des Verfahrens, konkreten Plänen, Bauherrn oder Bauort unterliegen jedoch dem Datenschutz, so dass wir Ihnen keine weiteren Details mitteilen können.“ (juerg)