Eine neue Biografie über Freddie Mercury soll auf 17 Tagebüchern des Queen-Sängers basieren, von denen bislang niemand etwas wusste. Ebenso wenig wie von der Existenz einer „geheimgehaltenen“ Tochter des Musikers. Ehemalige Weggefährten sind erstaunt.

Dreißig Jahre nach dem Tod von Freddie Mercury sorgt eine neu angekündigte Biografie über den Künstler für Aufregung: Angeblich hatte dieser eine Tochter, die über 48 Jahre für die Öffentlichkeit ein Geheimnis blieb. Selbst ein enger Vertrauter des Queen-Sängers hat zuvor noch nie etwas von der Existenz der Frau gehört.

Wie das Buch „Love, Freddie: Freddie Mercury’s Secret Life & Love“ der britischen Musikjournalistin Lesley-Ann Jones nun aber behauptet, soll Mercury im Jahr 1976 eine kurze Affäre mit der Ehefrau eines engen Freundes gehabt haben. Aus dieser Begegnung ging ein Kind hervor, das heute 48 Jahre alt ist, in Europa lebt und als Fachkraft im medizinischen Bereich arbeitet.

Nur allerengster Kreis wusste von der Tochter

Demnach wussten lediglich Mercurys engste Vertraute, darunter seine Eltern, seine Schwester, Bandkollegen von Queen und seine langjährige Freundin Mary Austin, von der Existenz der Tochter. Die Identität der Tochter ist weiterhin unbekannt, im Buch wird sie lediglich als „B.“ beschrieben.

Mercury selbst jedoch soll früh von seiner Tochter erfahren haben – und ab dem Moment ihrer Geburt für sie da gewesen sein. „Freddie Mercury war und ist mein Vater“, schreibt B. in einem Brief an die Autorin. „Wir hatten vom Moment meiner Geburt an und über die letzten fünfzehn Jahre seines Lebens hinweg eine sehr enge und liebevolle Beziehung.“

Der Fotograf Peter Hince war ein enger Vertrauter und Chef-Butler Mercurys und war von 1975 bis 1986 mit Queen auf Tour. Der „Bild“-Zeitung sagte er nun, dass ihn die Neuigkeiten um die angebliche Tochter sehr verwundern. Der 70-Jährige erklärte: „Ich glaube diese Geschichte nicht. Ich halte sie für blühende Fantasie. Für ausgedachten Unsinn, mit dem ein Buch verkauft werden soll. Es tut mir im Herzen weh für Freddie, weil er sich nicht mehr selbst dazu äußern kann.“

„Erforderlichen Nachweise wurden eingeholt“

Hince erklärte außerdem, dass es in der Vergangenheit schon mehrere Personen gab, die vorgaben, Kinder von Freddie Mercury zu sein. Zu den Lebzeiten des Musikers konnte man wohl mit DNA-Tests das Gegenteil beweisen. „Das ist in diesem Fall nicht möglich. Freddie starb 1991 und sein Leichnam wurde damals verbrannt.“

Die britische „Daily Mail“ berichtet jedoch, dass ein entsprechender DNA-Test vorliege. „Bitte seien Sie versichert, dass die erforderlichen Nachweise eingeholt wurden, dass die Rechtsabteilung eingeschaltet wurde, dass diese Maßnahmen jedoch privat sind und nicht öffentlich bekannt gegeben werden. Vielen Dank“, schrieb auch die Autorin in einem Posting bei X.

Bevor Mercury 1991 an einer durch Aids verursachten Lungenentzündung starb, soll er seiner Tochter 17 persönliche Tagebücher übergeben haben. Diese sollen auch die Grundlage für das Buch, das am 5. September erscheint, sein. Peter Hince zufolge sei das aber ein weiterer Hinweis, dass die Geschichte nicht der Wahrheit entspräche. „In meinen vielen Jahren mit Freddie habe ich ihn nie Tagebuch schreiben sehen. Ich war nahezu Tag und Nacht an seiner Seite und bezweifle, dass es solche Aufzeichnungen gibt“, erklärte der Fotograf.

Außerdem frage er sich, warum die womögliche Tochter 48 Jahre lang geschwiegen haben soll. Auch sehe er Ungereimtheiten im Testament des Musikers: „Würde es stimmen, hätte er ihr etwas hinterlassen und nicht seine frühere Verlobte Mary Austin als Erbin eingesetzt.“

Den größten Widerspruch scheint der 70-Jährige aber aufgrund von Mercurys Sexualität zu sehen, denn feierte später sein Coming-out. „Als ich las, dass er 1976 Vater einer Tochter geworden sein soll, musste ich lachen. Das klingt für mich höchst unwahrscheinlich. Ich habe nie eine andere Frau als Mary in seiner Nähe gesehen“, erklärte er. „Freddie wäre sehr unglücklich darüber, dass jetzt jemand seinen guten Namen dafür benutzt, um Geld zu verdienen. Da fehlt mir der Respekt.“

Dieser Text ist zuerst in dem Musikmagazin „Rolling Stone“ erschienen und wurde aktualisiert.

DW