Berlin – Fast schon jeden Tag wird eine Messerstecherei gemeldet. Man gewöhnt sich an die blutigen Berichte, abgebrüht nehmen wir sie zur Kenntnis. Manche bleiben etwas länger im Gedächtnis, wie diese beiden:

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Am Silvestertag 2024 entwendet ein 30 Jahre alter Syrer in Berlin aus einer Rewe-Filiale nahe dem Mierendorffplatz zwei Messer. Vor dem Supermarkt sticht er um 11.50 Uhr einem 69 Jahre alten Russen, der zufällig vorbeikommt, zehn Mal in den Oberkörper, auch als der schon am Boden liegt.

Am 12. Mai sticht ein 43 Jahre alter syrischer Asylbewerber im Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz dem 29-jährigen Berliner Steve H., der im Waggon sitzt, mit einem Küchenmesser ins Herz, Steve stirbt auf dem Bahnsteig. Der Mörder bedroht oben auf der Schloßstraße zwei Streifenpolizisten mit seinem Messer, einer schießt ihn nieder, trifft ihn tödlich.

War das immer so? Wurden in Berlin auch früher schon Menschen andauernd niedergestochen? Mit Sicherheit nicht, sagt meine Erinnerung. Früher sah man das Messer in der Küche oder in der Werkstatt, aber nicht auf der Straße und schon gar nicht blutverschmiert.

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Als ich ein Kind war, gab es noch den Messer- und Scherenschleifer. Er fuhr durch die Wohngegend, die Nachbarn brachten ihre Messer zum Schleifen, sie stachen dabei aber nicht aufeinander ein. Wir bekamen ein Taschenmesser geschenkt, dann ein Fahrtenmesser – wir haben uns damit nie bedroht.

Trügt diese schöne Erinnerung? Was sagt die Kriminalstatistik? Der Angriff mit dem Messer wird von der Polizei erst seit 2021 gesondert erfasst. Seitdem steigt die Zahl dieser Straftaten kontinuierlich an, von bundesweit 10.101 im Jahr 2021 auf 13.844 im Jahr 2023.

2024 springt die Zahl plötzlich auf 29.000 hoch. Warum? Weil jetzt nicht mehr nur die vollendete Körperverletzung mit dem Messer gezählt wurde, sondern auch schon die Bedrohungen mit der Klinge. Etwa die Hälfte der 29.000 Messer-Delikte im Jahr 2024 sind Bedrohungen.

Warum wird die Polizeistatistik hinsichtlich der Messerkriminalität immer weiter differenziert? Das erschien den Polizeiführungen der Bundesländer notwendig, weil die Zahl der Messerstraftaten insgesamt so stark zunimmt.

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Dabei ist die Messergewalt eindeutig importiert: In allen Statistiken ist der Anteil der Ausländer an den Tätern deutlich höher als unter Deutschen. Das Messer als Waffe ist durch die Einwanderung – vor allem aus dem Nahen Osten, Afghanistan und Nordafrika – in schrecklicher Weise salonfähig geworden.

Die Reaktion der Behörden reicht längst nicht aus. In Berlin ist das Mitführen von Messern und anderen Waffen in den großen Bahnhöfen aktuell bis Ende Juni verboten, täglich von 14 Uhr bis 4 Uhr. Warum nicht durchgehend, warum nur in den Bahnhöfen?

Nach dem U-Bahn-Mord am Sophie-Charlotte-Platz kündigte Innensenatorin Spranger (SPD) an, es werde ein Messerverbot für den gesamten öffentlichen Nahverkehr geben. An einem entsprechenden Gesetz werde gearbeitet.

Das wird nicht reichen. Irgendwann wird es nächtliche Ausgangsperren geben müssen. Wie hat sich diese Stadt verändert – in so wenigen Jahren! Traurig ist das, einfach nur traurig.

Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de