Stand: 27.05.2025 19:02 Uhr

Noch bevor die die neue Art der Verteilung der Lebensmittel in Gaza gestartet war, hatte es daran heftige Kritik gegeben. Nun ist es nach Medienberichten zu chaotischen Szenen gekommen.

Im Gazastreifen hat es bei der Verteilung von Lebensmitteln in einem neu eingerichteten Zentrum offenbar Chaos und Tumulte gegeben. Mitarbeiter der von den USA unterstützten Organisation hätten sich angesichts des Chaos zeitweise zurückgezogen, berichtete das israelische Nachrichtenportal ynet. Der Andrang sei sehr groß gewesen. Wachleute hätten Warnschüsse abgegeben.

Wie die Nachrichtenagentur AP berichtete, soll in der Nähe des Zentrums zudem ein israelischer Panzer aufgetaucht sein.

Angesichts einer monatelangen Blockade von Hilfsgütern durch Israel, die erst zuletzt etwas gelockert worden war, sind viele Menschen in dem umkämpften Küstenstreifen in einer verzweifelten Lage. Es gab Berichte von Plünderungen bei dem Sturm auf das Verteilungszentrum. 

Hamas spricht von „totalem Misserfolg“

Die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) – eine private Stiftung -, die das Zentrum erst am Vortag eröffnet hatte, warf der militant-islamistischen Hamas vor, Blockaden errichtet zu haben. Deswegen seien die Hilfesuchenden erst nach mehreren Stunden Verspätung an die Verteilstelle gelangt. Die GHF erklärt, bislang etwa 8.000 Lebensmittelpakete verteilt zu haben. Dies entspreche 462.000 Mahlzeiten.

Das Hamas-Medienbüro teilte nach dem Vorfall mit, der von Israel initiierte Mechanismus zur Verteilung von Hilfsgütern sei ein „totaler Misserfolg“. Er sei Teil israelischer Pläne, einen Großteil der Bevölkerung in andere Staaten umzusiedeln. Das von der Hamas kontrollierte Innenministerium hatte die Einwohner des Gazastreifens zuvor dazu aufgerufen, den neuen Verteilmechanismus zu boykottieren. 

UN: Bekommen keinerlei Informationen

Mit der von den USA unterstützten Verteilstrategie will die israelische Regierung nach eigenen Angaben verhindern, dass die Hamas Lieferungen stiehlt und weiterverkauft. UN-Vertreter sagen, Israel habe keine Beweise dafür vorgelegt.

Die vier GHF-Verteilungszentren im Süden und im Zentrum des Gazastreifens sollen von US-Sicherheitsfirmen betrieben werden. Israel will so Hilfsorganisationen der UN und anderer internationaler Helfer umgehen. Diese kritisieren den Verteilmechanismus jedoch als unvereinbar mit dem humanitären Völkerrecht. Die UN bemängelten, dass sie keinerlei Informationen darüber erhalten würden, ob und wie die Hilfe bei den notleidenden Menschen ankommt.

Laut dem Sprecher des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten (Ocha), Jens Laerke, braucht es nun vorrangig „ein sicheres Umfeld und eine schnellere Erleichterung der Genehmigungen und endgültigen Freigaben für all die Hilfsgüter, die wir direkt vor der Grenze haben und die dort hinein gelangen müssen“.

Kritik am Verteilmechanismus und der Stiftung

Im Vorfeld hatte es Berichte darüber gegeben, dass die GHF bei der Verteilung der Lebensmittel Programme zur Gesichtserkennung anwenden würde, um diejenigen mit Verbindungen zur Hamas auszuschließen. Konkrete Details darüber, wie die Ausgabe der Lebensmittel genau ablaufen sollte, hatte die Organisation nicht öffentlich gemacht.

Noch bevor die GHF mit der Verteilung der Lebensmittel begonnen hatte, hatte der geschäftsführende Direktor, Jake Wood, seinen Posten aufgegeben. Er hatte seine Entscheidung damit begründet, dass die Stiftung ihren Auftrag nicht gemäß den „humanitären Prinzipien“ erfüllen könne.