Der beliebte Umzug des Karnevals der Kulturen zieht in diesem Jahr selbst um: Erstmals in seiner Geschichte findet die Parade in Friedrichshain statt. Die insgesamt 67 Gruppen sollen am Pfingstsonntag ab 13.30 Uhr über die Frankfurter- und Karl-Marx-Allee in Richtung Alexanderplatz ziehen. Das traditionelle, viertägige Straßenfest findet hingegen vom 6. bis 9. Juni wieder am Blücherplatz in Kreuzberg statt.
Der Karneval der Kulturen wolle damit neue Räume öffnen, aber auch neue Menschen erreichen. „Wir sehen das als Chance, in der bekannten DDR-Paradestraße neue Bilder der Vielfalt zu zeigen“, sagte Aissatou Binger vom Leitungsteam bei einer Pressekonferenz am Dienstag.
Das bringe auch neue Herausforderungen mit sich, schließlich ist der Karneval ein Großevent: Gemeinsam mit Polizei und Feuerwehr sei ein umfassendes Sicherheitskonzept erstellt worden, sagte Binger. Auch die neue Nachbarschaft sei bislang nicht gewohnt, dass „um 12.30 Uhr das Soundsystem den Bass anschmeißt und die Percussionsgruppen lostrommeln“.
Um die Anwohnenden sowohl in Friedrichshain als auch am alten Standort in Kreuzberg mitzunehmen, hätten Treffen und Gespräche stattgefunden. „Es gibt viele Bedenken, aber viele freuen sich auch darauf, Teil des Karnevals zu sein“, sagte Binger. Ganz freiwillig ist der Umzug in den Osten Berlins nicht: Entlang der traditionellen Strecke in der Kreuzberger Gneisenaustraße wird aktuell gebaut.
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Mitglieder der Gruppe «Hello China!» Tanzen bei der Parade zum 26. Karneval der Kulturen.
© dpa/Monika Skolimowska
Auf dem Straßenfest am Blücherplatz sind drei Bühnen mit unterschiedlichen Musikprogrammen geplant. Zudem seien rund 350 Stände angemeldet, es gebe Musikecken und drei Offstage- und Workshopbereiche.
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Vor Herausforderungen stellt das Team aber auch der Mittelstreifen der Frankfurter Allee: Der sei ein Biotop mit hunderten Insekten- und Pflanzenarten, die unbedingt geschützt werden müssten, erklärte das Leitungsteam. Daher sollen Schilder und Freiwillige Umzugsbesucherinnen und -besucher davon abhalten, aus südlicher Richtung den Mittelstreifen zu betreten.
Der Karneval will vor allem ein Zeichen für mehr Vielfalt setzen. „Der Karneval der Kulturen ist ein Fest, aber auch eine Haltung“, sagte Clara Hermann, Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg und Schirmherrin des Events. „Unsere Stärke ist unsere Vielfalt“, sagte sie. Gerade ihr Bezirk profitiere enorm von den unterschiedlichen Einwanderungsgeschichten der Bevölkerung. Hermann kritisierte aber auch die aktuellen Sparmaßnahmen des Berliner Senats, die vor allem die freie Kulturszene treffen würden.
Mehr Infos
Das Straßenfest startet am Freitag, 6. Juni, um 16 Uhr. In den folgenden drei Tagen geht es jeweils um 12 Uhr los. Am Freitag, Samstag und Sonntag endet das Fest um 23 Uhr, am Pfingstmontag um 19 Uhr. Das Programm endet jeweils eine Stunde vorher.
Der Umzug startet am Pfingstsonntag um 13.30 Uhr auf Höhe der Proskauer Straße, die letzte Gruppe soll das Ziel vor dem Kino International um 22 Uhr erreichen. Vor dem Kino Kosmos befindet sich die Jury-Tribüne. Mehr Infos gibt es unter karneval.berlin.
Das Leitungsteam will allerdings auch zeigen, wie ein großes Straßenfest nachhaltiger werden kann: Das schon seit einigen Jahren verwendete Palmblattgeschirr soll in diesem Jahr erstmals direkt vor Ort kompostiert werden. Dazu gibt es unter anderem Pfandsammelstationen und eine gemeinschaftliche Aufräumaktion, die am Pfingstmontag die Umzugsstrecke reinigen soll. In diesem Jahr sollen auch weniger Lastwagen am Umzug teilnehmen.
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Der Karneval der Kulturen war 1996 in Reaktion auf die rassistischen Anschläge in Rostock-Lichtenhagen entstanden. Auch damals habe man bereits ein Zeichen für kulturelle Vielfalt setzen wollen. „Wir glauben an eine Gesellschaft des Miteinanders“, sagte Aissatou Binger bei der Pressekonferenz am Dienstag. Gerade angesichts der weltweiten Entwicklungen gelte dies um so mehr. „Wir lassen uns nicht spalten“, betonte sie.
Lesermeinungen zum Artikel
„Persönlich finde ich es sehr gut, den Umzug und das Fest in Kreuzberg räumlich zu trennen. Als Anwohner im Kiez ist mir der Karneval jedes Jahr etwas zu viel und die dicht bebaute Gegend rund um die Gneisenaustraße für die Jahr um Jahr wachsenden Menschenmengen auch gar nicht mehr geeignet. Vielleicht entzerrt dies das Fest ein wenig und die Leute feiern an beiden Standorten die Vielfalt ohne Gedränge.“ Diskutieren Sie über folgenden Link mit nocheiner