Der Bausektor in Deutschland ist für rund 40 Prozent des Rohstoffverbrauchs verantwortlich und verursacht dabei erhebliche CO2-Emissionen. Zudem fallen bei Neu- und Umbauten sowie beim Abriss von Gebäuden erhebliche Mengen an Abbruchmaterial an, die in Deutschland etwa 55 Prozent des gesamten Abfallaufkommens ausmachen. Obwohl mineralischer Bauschutt bereits zu rund 90 Prozent recycelt wird, geschieht dies oft nicht gleichwertig zur Erstnutzung, zum Beispiel für Tragschichten im Straßenbau. Das Potenzial für gleich- oder höherwertige Wiederverwertungen wird dabei nicht ausgeschöpft.

Wer den Bausektor in Deutschland nachhaltig aufstellen will, muss Klima- und Ressourcenschutz an vorderste Stelle setzen. Das ist das Kernergebnis der Studie „Nachhaltige Baustoffwende“, die das Wuppertal Institut in Zusammenarbeit mit Butterfly Effect Consulting im Auftrag von Holcim Deutschland erstellt hat. Die Transformation ist zudem notwendig, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens, des European Green Deals, der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) und des Klimaschutzgesetzes zu erreichen, heißt es in der Studie. Kreislaufwirtschaft bietet darüber hinaus aber auch Chancen für Innovation, Wachstum und Beschäftigung und stärkt zudem, etwa durch Urban Mining oder die Produktion zirkulärer Baustoffe, regionale Wertschöpfungsketten.

„Wir haben in der Studie viele Potenziale herausgearbeitet, wie Baustoffe ressourcenschonender hergestellt und genutzt werden könnten“, sagt Dr. Monika Dittrich, Leiterin des Forschungsbereichs Zirkuläre Systeme am Wuppertal Institut. „Für eine erfolgreiche Umsetzung braucht es entschlossenes politisches Handeln. Durch ihre immense Nachfrage haben es insbesondere Bund, Länder und Gemeinden in der Hand, die Transformation anzustoßen und die Möglichkeiten, die Wende über regulatorische Vorgaben voranzutreiben.“

Ökologisch geboten, technisch machbar: Warum die Baustoffwende dennoch lahmt

Trotz der ökologischen Notwendigkeit und vorhandener rechtlicher Rahmenbedingungen – wie der EU-Taxonomie, der NKWS oder der Mantelverordnung für mineralische Ersatzbaustoffe – zeigen sich bei der Umsetzung der Baustoffwende noch Defizite und Hemmnisse.

So macht die Studie etwa auf die unzureichende Integration der Kreislaufwirtschaft im Bauwesen aufmerksam, wie etwa fehlende digitale Tools, unklare Standards für recycelte Materialien, komplexe Zulassungsverfahren und unzureichende Datenbanken für Sekundärrohstoffe. Zudem werden Umweltkosten nicht vollständig berücksichtigt, die Förderanreize sind ausbaufähig und es fehlt an verbindlichen Rezyklatquoten.

Die Studie „Nachhaltige Baustoffwende“ steht über den folgenden Link kostenfrei zum Download bereit.