In Berlin-Schöneberg ist die Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus beschmiert worden. Das bestätigte die Polizei auf Anfrage des Tagesspiegel. Am Montag habe ein Bürger eine rote Schmiererei gemeldet. Demnach stand unter anderem die Worte „HIV“ neben der Tafel am U-Bahnhof Nollendorfplatz.

Die Tagesspiegel-App Aktuelle Nachrichten, Hintergründe und Analysen direkt auf Ihr Smartphone. Dazu die digitale Zeitung. Hier gratis herunterladen.

Zuvor hatte der queerpolitische Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus, Sebastian Walter, auf den Fall aufmerksam gemacht. Er sprach in einer Mitteilung von einer „Attacke auf unsere queere Erinnerungskultur und auf die Würde derer, die im Nationalsozialismus entrechtet, verfolgt und ermordet wurden“.

Queerspiegel: Der Newsletter für das queere Berlin

Die Queerspiegel-Redaktion informiert Euch über die wichtigsten LGBTI-Ereignisse, Menschen, Termine aus Politik, Kultur und Sport.

Walter teilte auf seinem Instagram-Account ein Bild der verunstalteten Tafel, auf dem zu sehen ist, dass die Aufschrift durchgestrichen und daneben zudem das Wort „Dresden“ gesprüht wurde. Dies könnte als ein Verweis auf die Bombardierung der sächsischen Hauptstadt durch alliierte Flieger am Ende des Zweiten Weltkriegs gemeint sein.

Das Gedenken an die vielen zivilen Opfer und die verheerende Zerstörung der Stadt wird schon seit Jahren von Neonazis vereinnahmt. Auch in diesem Jahr kam es am Gedenktag wieder zu einem Aufmarsch rechtsextremer Gruppen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Externen Inhalt anzeigen

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Dass solche Gedenkorte geschändet werden, zeige, „wie tief menschenverachtende Ideologien in unserer Gesellschaft wieder Fuß fassen“, so Walter. Er forderte „eine konsequente Aufklärung sowie langfristige Maßnahmen zum Schutz queerer Infrastruktur und Gedenkkultur in Berlin.“

Die Tafel mit dem Rosa Winkel und dem Schriftzug „Totgeschlagen – totgeschwiegen“ erinnert an die Verfolgung, Verschleppung und Ermordung queerer Menschen während des Nationalsozialismus – sie ist ein zentraler Ort queeren Gedenkens und mahnender Erinnerung. Mit dem Rosa Winkel kennzeichneten die Nationalsozialisten Homosexuelle in den Konzentrationslager.

Mehr zum Thema: Mehr rechtsextreme und antisemitische Vorfälle Zahl diskriminierender Angriffe und Beleidigungen in Berlin nimmt deutlich zu Glas zertrümmert Denkmal für die erste Homosexuelle Emanzipationsbewegung beschädigt Veranstaltungen zum Holocaust-Gedenktag Berlin erinnert an die Befreiung von Auschwitz vor 79 Jahren

Enthüllt wurde die Tafel 1989. Sie war damals das erste Gedenken an diese Opfergruppe im öffentlichen Raum. (Tsp)