Wie bauen wir eine Brücke zwischen Menschen im Quartier und den Menschen, die politische Verantwortung übernehmen? Dieser Frage geht ein brandaktuelles Projekt nach, das sich „MACHT.mit!“ nennt, in Moers-Meerbeck (und Essen-Borbeck zeitgleich) stattfindet, vom Bildungswerk Frieda des Kirchenkreises Moers, dem Evangelischen Erwachsenenbildungswerk Nordrhein sowie der Stadt Moers als Träger organisiert und umgesetzt wird sowie Förderung vom Innovationsfonds des Landes Nordrhein-Westfalen erhält.
„Essenzielles Ziel des Projektes ist es, mit den Menschen im Stadtteil ins Gespräch zu kommen, um deren Nöte und Wünsche, deren Kritik und Lob, die das Leben im Stadtteil mit sich bringt, kennenzulernen“, betont Projektkoordinator Frederik Göke. „Dort, wo sie zusammenkommen, ob auf Spielplätzen, an Kiosken, auf Sommer- und Stadtteilfesten, in Teestuben oder wo auch immer, haben wir das spontane Gespräch mit den Leuten vor Ort gesucht – und bislang meistens auch gefunden.“
Doch welcher tiefere Sinn verbirgt sich hinter den Gesprächen? Was will das Projekt? „Das Modellprojekt ‚MACHT.mit!‘ soll mit dazu beitragen, dass Menschen im eigenen Sozialraum wieder Selbstwirksamkeit in demokratischen Abstimmungsprozessen mit anderen Akteurinnen und Akteuren erleben“, erklärt Dagmar Herbrecht vom Evangelischen Erwachsenenbildungswerk Nordrhein. „Denn viele haben inzwischen das Gefühl bekommen, keiner hört ihnen mehr zu, vor allem die Politik und die Stadt in der sie leben. Das wiederum führt zu Politik- und Demokratieverdrossenheit. Und das ist Gift für unsere Gesellschaft.“
Das Projekt bestehe aus zwei Modulen, erläutert Göke: „Das erste sind die Stadtteilgespräche, das zweite besteht aus der Organisation von Gesprächsforen. Letztere bestehen zum einen in der Weiterleitung der O-Töne von den Bürgerinnen und Bürgern an die Kommunalpolitik und die Stadtverwaltung und zum anderen in einer öffentlichen Präsenzveranstaltung der Interviewten mit Politik und Verwaltung. Diese Veranstaltung ist für den Herbst geplant, und zwar nach der Kommunalwahl. Doch wie genau und in welchem Rahmen sie stattfinden wird, muss noch besprochen und festgelegt werden.“
„Unsere Vorgehensweise bei den Gesprächen war zunächst abwartend, dann zuhörend und später mitredend, bis das Eis gebrochen war und wir quasi dazugehörten, um dann unsererseits Fragen zu stellen“, beschreibt Petra Kurek vom Bildungswerk Frieda den Ablauf. „Wir haben aber weder vorbereitete Fragen mitgeführt noch einen dementsprechenden Leitfaden dabeigehabt. Alles war unmittelbar und geschah situativ.“
Die Antworten wurden mittels eines unauffälligen Mikrofons aufgenommen und zu einem bis zu zehn Minuten langen Podcast verarbeitet. Mitschnitt und Verarbeitung der Aufnahmen sowie deren spätere Veröffentlichung im Internet wurden den Teilnehmenden zuvor angezeigt, um ihre Erlaubnis dafür zu erhalten.
„Die Interviewten und ihre Äußerungen konnten anonym bleiben und stellen ungefilterte Meinungen dar“, ergänzt Göke. Dennoch sei der Podcast keine Meckerecke, weil nämlich auch gute lösungsorientierte Vorschläge in so manch einem Beitrag zu hören sei, sagt Rübsam.
Anfang April ist das Projekt in Moers gestartet. Ganz frisch ist gerade eine digitale Projektseite unter https://macht-mit-moers.de entstanden. Dort gibt es eine Auflistung aller abgefragten Themen wie Arbeit, Armut, Bildung, Bürokratie, Drogen, Ehrenamt, Familie, Freizeit, Gemeinschaft, Jugend, Kultur, Migration, Mobilität, Obdachlosigkeit, Spielplätze und Sport, die mit Hörbeispielen und kurzen Statements audiovisuell dokumentiert sind – frei nach dem Motto: „Höre (und lese), was dein Stadtteil sagt!“.