Es scheint, als wäre L-Theanin in aller Munde – und zwar wortwörtlich: So schwört etwa Taylor Swift auf Nahrungsergänzungsmittel mit der aus Grüntee stammenden Substanz, um ihren Stress zu lindern. Influencerinnen behaupten, das Mittel würde beruhigend wirken und ihre Schlafprobleme lindern. Angeblich sollen sogar Kinder mit einer Aufmerksamkeitsstörung von L-Theanin profitieren: Es soll ihnen helfen, sich besser zu konzentrieren können. Zumindest für letzteres gibt es keine Belege – das haben wir bereits in einem Faktencheck recherchiert.

Nun haben wir uns auch eine weitere Behauptung zu L-Theanin angesehen: Demnach soll die Substanz als Angstlöser wirken und bei Angststörung helfen.

Studie mit eingeschränkter Aussagekraft

Überprüfen lässt sich das nur mit wissenschaftlichen Studien. Nach solchen haben wir daher in mehreren Forschungsdatenbanken recherchiert. Gefunden haben wir nur eine einzige [Quelle 1].

Diese deutet darauf hin, dass L-Theanin eine Angststörung nicht lindern kann. Die Aussagekraft dieser Studie ist jedoch eingeschränkt, denn sie hat Mängel (welche, erklären wir im Abschnitt „Die Studien im Detail“) und es haben nur wenige Personen an der Studie teilgenommen. Obwohl sie vom Hersteller eines L-Theanin-Präparats finanziert wurde, zeigte sich kein Hinweis auf eine Wirksamkeit. Hersteller-finanzierte Studien kommen oft zu positiveren Ergebnissen als unabhängig finanzierte.

Zumindest scheinen Nebenwirkungen mit L-Theanin nicht häufiger zu sein als mit einem Scheinpräparat.

Grüner Tee mit L-Theanin

Die Aminosäure L-Theanin kommt natürlicherweise in grünem Tee vor. Weil die Substanz bei der Fermentierung abgebaut wird, enthält schwarzer Tee deutlich weniger L-Theanin als grüner Tee.

In der EU darf in Nahrungsergänzungsmitteln nur L-Theanin enthalten sein, das aus Grüntee extrahiert wurde. Chemisch hergestelltes L-Theanin ist dagegen nicht erlaubt [Quelle 5]. Die US-amerikanische Lebensmittel-Sicherheitsbehörde stuft die Substanz bis zu einer Dosis von 1,2 Gramm pro Tag als sicher ein [Quelle 6].

Hersteller dürfen in der EU nicht damit werben, dass L-Theanin bei Stress zu Entspannung führt oder zu einem gesunden Schlaf beiträgt. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hatte 2011 solche Behauptungen geprüft und festgestellt, dass das nicht wissenschaftlich belegt ist [Quelle 7].

Angst im Übermaß

Ständig in Sorge, so dass der Alltag darunter leidet: So geht es Menschen mit einer generalisierten Angststörung. Sie berichten oft auch über Schlafstörungen oder Magenbeschwerden. Wenn sich eine Angststörung nur auf einzelne Situationen bezieht, etwa auf Begegnungen mit Spinnen, auf den Kontakt mit anderen Menschen oder den Aufenthalt in einem engen Raum, sprechen Fachleute von Phobien.

Oft sind es Menschen im mittleren Erwachsenenalter, bei denen sich eine Angststörung entwickelt. Daran erkranken können aber auch ältere oder jüngere Menschen. Angststörungen sind häufig: Etwa 5 von 100 Menschen sind zumindest einmal in ihrem Leben davon betroffen [Quellen 2,3].

Behandeln lassen sich Angststörungen mit einer kognitiven Verhaltenstherapie. Auch manche Antidepressiva oder eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten können infrage kommen [Quellen 2,4].

Verlässliche Informationen zur generalisierten Angststörungen finden sich unter Gesundheitsinformation.de. Informationen zu anderen Angststörungen hat außerdem das österreichische Gesundheitsportal Gesundheit.gv.at.