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Die USA ziehen ihre Covid-19-Impfempfehlungen für gesunde Kinder und Schwangere zurück. Für Europa und Deutschland eine schwierige Situation. Ein Kommentar.
Die Entscheidung der US-Regierung unter Robert F. Kennedy Jr., die Covid-19-Impfempfehlungen für gesunde Kinder und Schwangere zurückzuziehen, hat weitreichende Auswirkungen auf die Impfstrategien und die Pharmaindustrie in Europa und Deutschland.
Politisch setzt dieser Schritt die EU unter Druck, ihre Kommunikation zur Impfung anzupassen.
Während die Ständige Impfkommission in Deutschland weiterhin Auffrischungsimpfungen für Risikogruppen empfiehlt, könnte der US-Kurs Impfskeptiker hierzulande stärken. Die EU muss nun verstärkt um Vertrauen in ihre Impfstrategie werben, um eine Erosion der Impfbereitschaft zu verhindern.
Auf regulatorischer Ebene drohen zudem transatlantische Divergenzen. Während die FDA strengere Zulassungskriterien für Covid-Impfstoffe ankündigt, setzt die EMA weiter auf beschleunigte Verfahren. Dies erschwert eine einheitliche Bewertung und könnte die Zusammenarbeit der Behörden belasten.
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Für die Impfstoffproduktion ergeben sich ambivalente Folgen: Einerseits sinkt durch den US-Schritt die Nachfrage, was zu Überkapazitäten führen kann. Andererseits hat sich die EU durch milliardenschwere Abnahmegarantien und den Ausbau eigener Produktionsstätten wie von Biontech in Marburg abgesichert. Der Wegfall des US-Marktes dürfte so abgefedert werden.
Gleichzeitig flammt der Streit um den Patentschutz für Covid-Impfstoffe wieder auf. Unterstützen die USA eine temporäre Aussetzung, um die globale Produktion anzukurbeln, sperrt sich die EU bislang. Sie fürchtet um Innovationsanreize und setzt stattdessen auf Exporte und Technologietransfer. Gerade deutsche mRNA-Pioniere wie Biontech spielen hier eine Schlüsselrolle.
Perspektivisch muss die EU einen Spagat meistern: Nach innen gilt es, durch klare Kommunikation die Impfbereitschaft zu sichern. Nach außen muss sie angesichts des US-Schwenks umso mehr als verlässlicher Partner für bedürftige Länder auftreten. Exportoffensive und Technologietransfer können die Folgen der US-Entscheidung abmildern und die europäische „Impfstoffdiplomatie“ stärken.