Hamburg – Die Fälle wiederholen sich. Eltern lassen sich ablenken, verlieren ihre Kinder aus den Augen und plötzlich schweben die Kleinen in akuter Lebensgefahr. Schwimmbad-Betreiber möchten das nicht länger hinnehmen, reagieren nach aktuellen Zwischenfällen in kürzesten Abständen mit rigiden Maßnahmen.
Fall 1: Die Badeaufsicht zieht einen Jungen (12) aus dem Becken, der leblos im Wasser treibt. Er kann erfolgreich wiederbelebt werden.
Fall 2: Ein etwa 18 Monate alte Mädchen sitzt allein auf den Stufen zum Schwimmbecken, fällt plötzlich ins Wasser. Bademeister reanimieren das Kind am Beckenrand.
Eltern ließen Kinder unbeaufsichtigt
Es ist der Albtraum aller Eltern: Ihr Kind rutscht ins Wasser – Sekunden entscheiden über Leben und Tod. Genau das ist in Hamburg in wenigen Tagen im selben Becken gleich zweimal passiert. Und: In beiden Fällen sollen Eltern nicht in der Nähe gewesen sein, als die Beinahe-Katastrophe passierte.
Schwimmflügel bieten keinen verlässlichen Schutz. Bei kleinen Kindern müsse zwingend eine Begleitung im Wasser dabei sein
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Mehr noch: Der Zwölfjährige fiel dem Personal schon Minuten zuvor wegen seiner schlechten Schwimmfähigkeiten auf. Die Eltern wurden mehrfach ermahnt, auf ihren Sohn aufzupassen – trotzdem konnte der Junge unbeobachtet unter Wasser geraten.
Jetzt zieht der städtische Schwimmbad-Betreiber Bäderland in Hamburg die Reißleine und droht: Wer sich nicht um seine Kinder kümmert, fliegt raus!
Zwei Warnungen, dann folgt der Verweis
Sprecher Michael Dietel zu BILD: „Die beiden Fälle zeigen, wie schnell die Gefahr unterschätzt werden kann.“ Es reicht nicht, aus 20 Metern Entfernung zu schauen. Wenn ein Kind unter Wasser kommt, zählt jede Sekunde.
Bäderland-Sprecher Michael Dietel warnt Eltern: Wer nicht auf seine Kinder aufpasst, fliegt aus dem Schwimmbad
Foto: Hamburger Bäderland
Die Konsequenz: „Wer zweimal ermahnt werde, müsse mit dem Verweis aus dem Bad rechnen“, so die Ansage. Die Regelung gilt in allen Bädern in Hamburg. Schon im vergangenen Jahr machte Bäderland auf die Gefahr im Schwimmbad aufmerksam. In manchen Fällen wurden Handy-Eltern aus Schwimmbädern geworfen.
Die Freibad-Saison startet in wenigen Tagen
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Gerade mit Blick auf die bevorstehende Freibad-Saison sollten Besucher wieder mehr auf Nichtschwimmer und Kinder achten, so der Bäderland-Sprecher. Im Gewusel könnten sie schnell übersehen werden. Besonders bei Kleinkindern oder Geschwistergruppen mit nur einem Elternteil steige das Risiko.
Polizei ermittelt zu beiden Badeunfällen
Das Problem: Eltern würden die Verantwortung oft schon an der Kasse abgeben – und lieber aufs Handy schauen, so Dietel. Ob das auch in den aktuellen Fällen so war, prüft nun die Polizei, wie auf BILD-Anfrage bestätigt wird. „Wir ermitteln, ob in den Fällen ein Fehlverhalten vorlag“, so ein Polizeisprecher. Klar ist: Wären Badegäste und Personal nicht so aufmerksam gewesen, hätten die Unfälle tödlich enden können.
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Viele Kinder, gerade mit Migrationshintergrund oder aus bildungsfernen Haushalten, hätten nicht am Schulschwimmen teilgenommen, erklärte Dietel. Die Stadt verteilt deshalb Gutscheine für Schwimmkurse. Weil die längst nicht für alle Interessenten reichen, bietet Bäderland zusätzliche Lernstunden an.