Weiterhin Flaute: Die Frühjahrsbelebung auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist in diesem Jahr ausgesprochen schwach ausgefallen. Nach bereits nur geringer Verbesserung in den Monaten März und April sank die Zahl der Arbeitslosen im Mai im Vergleich zum April um lediglich 12.000 auf 2,919 Millionen Menschen. Das sind 197.000 mehr als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit mitteilt. Die Arbeitslosenquote sank deutschlandweit um 0,1 Punkte auf 6,2 Prozent.
„Die nun ausgelaufene Frühjahrsbelebung war insgesamt schwach“, sagt die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Andrea Nahles. „Der Arbeitsmarkt bekommt nicht den Rückenwind, den er für eine Trendwende bräuchte. Daher rechnen wir für den Sommer auch mit weiter tendenziell steigenden Arbeitslosenzahlen“, so Nahles weiter.
Gleichzeitig bleibt das Fachkräfteproblem akut. In 163 Berufen zeigten sich laut einer Studie Engpässe bei der Besetzung offener Stellen.
Arbeitsmarkt im Südwesten kommt nicht in Schwung
Auch der Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg kommt nicht in Schwung. Im Mai lag die Zahl der Arbeitslosen bei 289.624 – und damit nur 0,2 Prozent unter dem April-Wert. Die Quote verharrte bei 4,5 Prozent, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Stuttgart mitteilte. Saisonbereinigt stieg die Arbeitslosigkeit im Südwesten um 1,5 Prozent. In unserer Region legte die Arbeitslosigkeit sogar zu – am meisten in Rottweil, Nagold und Aalen (siehe Grafik).
„Eine Trendwende ist nicht in Sicht“, sagt Stefan Küpper von den Unternehmern Baden-Württemberg (UBW) in Stuttgart. „Gerade jetzt brauchen wir eine stringente und aktive Arbeitsmarktpolitik, die die Transformation unserer Wirtschaft durch Qualifizierungsmaßnahmen und ‚Job-to-Job-Transfer‛ unterstützt“, so der UBW-Experte.
DGB: „Beschimpfung der Beschäftigten endlich beenden“
„Die Talfahrt auf dem Arbeitsmarkt setzt sich fort – auch ohne Schwarzmalerei ist eine Verbesserung nicht abzusehen“, konstatiert derweil Kai Burmeister, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Baden-Württemberg. „Der Anstieg der Arbeitslosigkeit um mehr als 27.000 Menschen gegenüber dem Vorjahresmonat verbunden mit der rückläufigen Industrieproduktion ist ein klarer Weckruf für Arbeitsplätze und Wirtschaft in Baden-Württemberg.“
Arbeitgeberverbände und deren „Lautsprecher in der Politik“ müssten sich jetzt endlich der Wirklichkeit stellen, sagt der DGB-Vorsitzende. „Die unsägliche Debatte um angeblich zu kurze Arbeitszeiten muss sofort beendet werden“, fordert Burmeister. „Immer mehr riecht die Beschimpfung der Beschäftigten als faul nach einem Ablenkungsmanöver vom Streichkonzert vieler Manager.“
In Bayern hohe Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen
Auf dem bayerischen Arbeitsmarkt ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um 3303 auf 306.379 leicht zurückgegangen, im Vorjahresvergleich zeigt sich aber ein deutlicher Anstieg von 13,5 Prozent. Dazu verzeichnete die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit eine geringere Nachfrage nach neuen Arbeitskräften und mehr Anzeigen auf Kurzarbeit.
„Im Mai waren so viele Menschen arbeitslos wie seit 16 Jahren nicht mehr“, sagte der Chef der Regionaldirektion in Nürnberg, Markus Schmitz. Die Arbeitslosenquote lag im Mai 2025 demnach bei 3,9 Prozent, vor einem Jahr waren es 0,4 Prozentpunkte weniger. Überdurchschnittlich stieg dabei die Zahl der Arbeitslosen unter den 15- bis unter 25-Jährigen.