Dresden – Es ist DIE große Frage beim Wiederaufbau der teilweise eingestürzten Dresdner Carolabrücke: Historisch, so wie das zusammengekrachte Original oder doch hypermodern – wie soll das Bauwerk aussehen? Und: wie viele Fahrspuren bekommt die Elbquerung mitten durch die sächsische Landeshauptstadt?
Nach einer Bürgerfragestunde am Montag präsentierte Dresdens zuständiger Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) und Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (53, FDP) ihren Fahrplan.
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Dabei bestand vor allem Kühn auf dem Mantra: keine „überdimensionierte Verbreiterung“! Stattdessen soll es eine „innovative, nachhaltige“ Lösung geben.
Was Kühn und sein Straßen- und Tiefbauamt damit meinen, wird beim Blick in deren „Vorlage Neubau Carolabrücke“ deutlich. Die bisher vier Fahrspuren (zwei in jede Richtung) könnten auf maximal drei, möglicherweise sogar nur zwei geschrumpft werden.
Brücke für alle – außer für Autofahrer
In der Vorlage von Kühn wird das Ganze euphemistisch als „sichere und bedarfsgerechte Verkehrsanlagen“ verklausuliert. Grundlage ist eine „Bedarfsprognose“ des Straßen- und Tiefbauamtes für den künftigen Verkehr bis 2035. Danach – so Kühns Verkehrsbürokraten – nimmt der Autoverkehr stetig ab. Das die Zulassungszahlen in Dresden stetig steigen und im Norden mehrere Hightech-Firmen mit tausenden Jobs wachsen, ignorieren die Experten.
Zur Erinnerung: die Prognose stammt von jenen Spezialisten, die für die grotesken „Verkehrsversuche“ u. a. auf dem Blauen Wunder oder auf die Bundesstraßen gepinselten 3-Meter-Radwege verantwortlich sind.
Kühn und Hilbert machen Zeitdruck
Um ihre Pläne rasch durchzubekommen, macht die Stadtverwaltung Druck. Nur wenn der Stadtrat am 19. Juni dem vorgelegten Fahrplan zustimme, könne man bereits 2027 mit dem „Ersatzneubau“ der Brücke beginnen.
Stimmt der Stadtrat gegen diese Grundsatzentscheidung für den 140 Millionen Euro teuren „Ersatzneubau“ und entscheide sich womöglich für eine längere Varianten-Debatte, gelte: alles auf Anfang. Dann sei der Zeitplan futsch.
OB Dirk Hilbert (FDP, r.) und sein Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) im September ‘24 vor der kaputten Carolabrücke
Foto: Robert Michael/dpa
Bei einem „Go“ vom Stadtrat wollen Kühn und Hilbert ein „Begleitgremium“ einsetzen, zu dem Vertreter aus dem Stadtrat sowie u. a. drei Umweltverbände, der ADFC und der ADAC gehören. Das Gremium soll jedes Detail bis zum Baubeschluss begleiten.
Eines moderierte Stephan Kühn schon mal ab: einen Wiederaufbau nach historischem Vorbild. Dies sei mit den heutigen Anforderungen für die Schifffahrt auf der Elbe nicht mehr zu vereinbaren. Denkbar sei möglicherweise, den Ersatzneubau mit Sandsteinen zu verkleiden und so dem historischen Erscheinungsbild näherzukommen.