Solingen/Düsseldorf – Wollte er seine mörderischen Absichten mit dem Kauf einer Bratpfanne und einer Käsereibe verdecken? Seit Dienstag steht der Solinger Attentäter Issa al Hasan (27) vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht – wegen dreifachen Mordes und zehnfachen versuchten Mordes.

Drei Menschen (56, 56, 67) starben bei der Bluttat im vergangenen August in Solingen (NRW). Am Mittwoch, dem zweiten Prozesstag, sagte ein Kriminalbeamter der Staatsschutz-Abteilung des Polizeipräsidiums Düsseldorf aus – und rekonstruierte die letzten 24 Stunden vor dem Attentat.

Ein Bekenner-Video drehte der Angeklagte, der als Putzkraft arbeitete, im Keller eines Döner-Ladens

Ein Bekenner-Video drehte der Angeklagte, der als Putzkraft arbeitete, im Keller eines Dönerladens

Das 24-Stunden-Protokoll

Nachdem Issa al Hasan um 3.15 Uhr das Bekenner-Video im Keller des Dönerladens gedreht hatte, machte er um 4.41 Uhr das erste Mal Aufnahmen am späteren Tatort, dem Fronhof in der Solinger Innenstadt.

Gegen 16.37 Uhr besuchte er dann das Geschäft „Kleiner Preis“. Issa al Hasan wollte ein Küchenmesser – die spätere Tatwaffe – kaufen, ging zur Kasse. Der Verkäufer erklärte ihm, er könne das Messer nur als Set kaufen. Er nahm den Messer-Block (Preis: 29,99 Euro), dazu noch eine Bratpfanne und eine Käsereibe und bezahlte in bar.

Das Tatmesser wurde einen Tag später in einem leeren Mülleimer in der Nähe des Tatorts gefunden

Das Tatmesser wurde einen Tag später in einem leeren Mülleimer in der Nähe des Tatorts gefunden

Foto: Lars Berg

Um 17.24 Uhr kehrte er in die Flüchtlingsunterkunft zurück, in der er lebte. Dort drehte er im Hinterhof ein weiteres Bekenner-Video, in dem er seine Eltern um Vergebung bat. Gegen 18.00 Uhr war er dann wieder auf dem Fronhof, filmte das Stadtfest.

Der Angeklabgte Issa al Hasan (27)

Der Angeklagte Issa al Hasan (27)

Foto: Privat

Dasselbe machte er noch einmal um 18.53 Uhr. Die Fotos verschickte er per Telegram in einen Chat. Er schrieb, dass er warten wolle, bis es dunkel sei, damit es viele Tote gebe. Anschließend zog er sich um, drehte um 21.19 Uhr sein drittes Bekenner-Video, dieses Mal in einer Unterführung. Nur fünf Minuten später sein viertes und letztes.

Gegen 21.27 Uhr saß er eine Minute lang auf einer Bank vor einem Laden, wurde dabei gefilmt. Um 21.37 Uhr stach er zum ersten Mal zu.

Vor der Bühne des Fronhofs (links) verübte der Angeklagte das Attentat

Vor der Bühne des Fronhofs (links) verübte der Angeklagte das Attentat

Foto: picture alliance/dpa

So geht es den Opfern heute

Neben den drei Toten waren acht weitere Menschen schwer verletzt worden. Einer, der für die Opfer kämpft, ist Simon Rampo (42). Der Rechtsanwalt vertritt acht Nebenkläger, darunter fünf bei dem Attentat Schwerstverletzten und drei Angehörige von getöteten Opfern.

Wie es seinen Mandanten heute geht? Rampo: „Meine Mandanten sind alle unterschiedlich traumatisiert, aber allen geht es bis heute teilweise immer noch schlecht. Manche sind auch noch körperlich beeinträchtigt, einer meiner Mandanten kann seinen Arm bis heute nicht richtig bewegen. Vermutlich wird sich das auch nicht mehr verbessern.“

info.Bild

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Besonders dramatisch sei es für ein weiteres Opfer, das bei dem Attentat schwer verletzt wurde. „Der Mann erlitt bei der Kontrolluntersuchung nach der Krankenhaus-Entlassung einen Herzstillstand. Wäre das nicht direkt bei dem Arzt passiert, hätte er nicht überlebt, und wir hätten ein viertes Todesopfer durch den Anschlag. Er konnte aber zum Glück zurück ins Leben geholt werden, und es geht ihm heute wieder deutlich besser. Das zeigt aber, wie schlimm und bedrückend die posttraumatischen Belastungsstörungen für meine Mandanten sind.“

Der Prozess wird am 3. Juni fortgesetzt, soll bis Ende September dauern.