Berlin – 3412 Messerangriffe gab es 2024 in der Hauptstadt. Das sind fast 10 Attacken am Tag, allein in Berlin. Während Politik, Polizei und Justiz über Maßnahmen gegen die zunehmende Gewalt diskutieren, verkauft ein Supermarkt gefährliche Stich- und Hiebwaffen zum Schnäppchenpreis: neben Mehl und Marmelade gibt es dort auch Macheten.
Beim Discounter Norma in Berlin-Kreuzberg werden Macheten (Gesamtlänge 56 und 50 cm) seit Mittwoch für 9,99 Euro verkauft, ein Buschmesser mit Widerhaken (Gesamtlänge 50 cm) kostet genauso viel.
Machete für 9,99 Euro im Supermarkt
„Ideal für Garten, Camping und Outdoor“, wirbt das Unternehmen, das mehr als 1450 Filialen in Europa hat. Nicht in allen davon ist das Angebot erhältlich, aber online (zurzeit allerdings nicht verfügbar). Es ist nicht das erste Mal, dass in Discountern solche Art an Stichwaffen verkauft werden.
Die Macheten sind laut Discounter „Ideal für Garten, Camping und Outdoor“
Foto: Norma
BILD-Ortstermin zum Verkaufsstart: Ganz so einfach kommen die Kunden am Mittwochmorgen jedoch nicht an die Messer. Sie liegen nicht in den Regalen, das Personal muss gezielt angesprochen werden. Aus Sicherheitsgründen, wie eine Mitarbeiterin BILD verrät.
In Kartons werden die Macheten im Lager der Norma-Filiale am Kottbusser Tor verstaut und erst auf Nachfrage dem Kunden überreicht
Foto: Privat
Macheten fallen nicht ins Waffengesetz
Rechtsanwältin Nicole Mutschke erklärt, dass der Besitz einer Machete legal ist.
Aber: „Der Gesetzgeber sieht die potenzielle Gefahr, die von einer Machete ausgehen kann, und hat daher geregelt, dass man diese grundsätzlich nicht in der Öffentlichkeit mit sich führen darf“, sagt Mutschke.
Das sagt der Discounter
Auf BILD-Nachfrage erklärt ein Sprecher des Discounters, dass die Macheten als Camping- und Freizeittools gedacht sind. „Sie fallen nicht unter das Waffengesetz und dürfen daher altersunabhängig gekauft sowie besessen werden.“
Obwohl der Supermarkt gesetzlich nicht dazu verpflichtet sei, würden die Artikel mit einer Altersfreigabe ab 16 Jahren verkauft, kontrolliert werde an der Kasse. Weiter heißt es: „Wir distanzieren uns ausdrücklich von jeder Verwendung der Tools außerhalb der dafür vorgesehenen Art und Weise.“
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Für Rechtsanwältin Mutschke ist es dennoch irritierend, dass „man ein solches Werkzeug im Supermarkt kaufen kann“. Sie räumt jedoch ein: „Bei bösem Willen kann man viele Gegenstände als Waffe verwenden.“
Camper über Macheten
Doch ist ein Machete überhaupt ein übliches Camper-Utensil? BILD hörte sich auf dem Campingplatz Naturfreunde Springeberg bei Erkner um.
Bernd Nörenberg (75, seit 35 Jahren Camper): „Wofür soll man so eine Machete benutzen? Vielleicht zum Schneiden von Ästen. Wir haben nur einen Hammer, um Sachen in die Erde zu treiben. Ich frage mich, warum dafür geworben wird, denn mancher macht damit noch böse Sachen.“
Das Ehepaar Marianne (74) und Bernd Nörenberg (75) sind seit 35 Jahren Camper
Foto: Sven Meissner
Petra Bartel (65) spricht sich gegen den Macheten-Verkauf im Supermarkt aus
Foto: Sven Meissner
„Wozu eine Machete?“, sagt auch Petra Bartel (65, seit 23 Jahren Camperin) „Ich muss mich ja auf dem Platz nicht durchs Buschland schlagen! Es ist doch furchtbar, wie viele Leute Messer mit sich herumtragen – und schon ein 13-Jähriger in der Schule auf einen Mitschüler einsticht. Ich habe nur ein Fahrtenmesser für Pilze und ein Beil zum Holzhacken – als Werkzeug.“
Transparenzhinweis: Rechtsanwältin Nicole Mutschke arbeitet neben ihrer Tätigkeit in der eigenen Kanzlei seit Jahren für BILD, viele TV-Sender sowie Print-Medien als Expertin für Verbraucherfragen.