Stand: 28.05.2025 22:54 Uhr

Eine Stunde lang sah es so aus, als könnte Betis Sevilla seinen ersten internationalen Titel gewinnen – doch dann drehte der FC Chelsea beim 4:1 (0:1) im Finale der Conference League auf und schaffte Historisches.


Sebastian Hochrainer

Die Engländer sind nun das erste Team in Europa, dass alle internationalen Klub-Wettbewerbe gewonnen hat. Vor dem Conference-League-Triumph hatte Chelsea in den Saisons 2011/12 und 2020/21 die Champions League sowie 2012/13 und 2018/19 die Europa League gewonnen. Coach Enzo Maresco krönte damit eine starke erste Saison – seine erste als Cheftrainer bei einem Erstligisten -, nachdem er es mit dem Klub in der Premier League auf Rang vier schaffte.

Möglich machte das vor allem Cole Palmer, der diesmal nicht als Torschütze, sondern herausragender Vorlagengeber glänzte. Mit seinen Flanken bereitete er die Treffer von Enzo Fernandez (66.) und Nicolas Jackson (70.) vor, für die frühe Betis-Führung hatte bereits in der neunten Minute Abde Ezzalzouli gesorgt. Jadon Sancho (83.) und Moises Caicedo (90.+1) sorgten mit zwei tollen Toren für eine eindeutige Angelegenheit.

Betis überrascht Chelsea angeführt von Isco

Chelsea hatte zuvor mit einem starken Endspurt in der Premier League (fünf Siege aus den abschließenden sechs Partien) noch die Qualifikation für die Champions League erreicht, während Betis seit Anfang Mai kein Pflichtspiel mehr gewann – doch davon war in der Partie nichts mehr zu erkennen. Die „Blues“ hatten deutlich mehr Ballbesitz, aber die Spanier strahlten mit jedem Angriff Gefahr aus. Und das resultierte auch schnell in der Führung.

Von Beginn an war Routinier Isco der Dreh- und Angelpunkt und überragende Mann auf dem Feld – und dann wurde er auch noch Vorbereiter. Nach einem hohen Ballgewinn setzte der 33-Jährige, der einst in Deutschland Berühmtheit wegen seines geplatzten Transfers zu Union Berlin erlangt hatte, Ezzalzouli ins Szene und dessen Flachschuss rauschte unhaltbar flach ins gegnerische Tor (9.).

Sevilla beeindruckt bei Premiere, Chelsea bei historischer Chance vorerst nicht

Und auch danach war das Chelsea-Tor das, welches unter Beschuss stand. Der ehemalige Dortmunder Marc Batra überraschte Filip Jörgensen beinahe mit einem Fernschuss, doch der Torhüter fischte den Ball noch mit einer Flugparade aus dem Winkel (13.). Kurz danach rettete ein Verteidiger für ihn, nachdem sich Ezzalzouli durch die englische Abwehr tanzte und Johnny Cardoso eine Großchance aus kurzer Distanz ermöglichte (21.).

Chelsea ging mit der Aussicht, als erster Verein in Europa alle aktuellen kontinentalen Wettbewerbe zu gewinnen. Doch Betis spielte mit der Unbekümmertheit eines Final-Debütanten (es war das erste internationale Endspiel der Klubgeschichte) und hatte damit zumindest in der ersten Halbzeit den besseren Ansatz. Chelsea spielte zu behäbig, konnte die Defensive der Spanier zu keiner Zeit wirklich gefährden.

Chelsea trifft dank Palmer und Fernandez

Erstmals turbulent wurde es in Sevillas Strafraum in der 55. Minute. Nach einer Flanke von Noni Madueke hob Jackson ab, um den Ball ins Tor zu köpfen – Betis-Keeper Adrian sprang aber noch dazwischen, faustete erst den Ball und traf dann den Gegner. Chelsea wollte einen Elfmeter, es gab aber zu Recht nur eine Ecke für die Engländer, mehr passierte unter dem Strich nicht.

Diese Szene war allerdings ein Beleg dafür, dass Chelsea nun geradliniger Richtung gegnerisches Tor spielte und weniger den schleppenden Ballbesitz aus dem ersten Durchgang praktizierte. Und das wurde belohnt. Palmer zeigte bei einer Flanke aus dem rechten Halbfeld die gesamte Finesse in seinem linken Fuß und servierte punktgenau auf den Kopf von Fernandez, der den Ausgleich erzielte (66.).

Palmer dreht auf und Chelsea die Partie

Wenig später war Palmer wieder auf der rechten Seite nicht vom Ball zu trennen, legte sich ihn dann für den Gegner überraschend auf den rechten Fuß und traf genauso zielgenau den Kopf von Jackson, der aus sechs Metern keine Mühe mehr hatte (70.). Chelsea hatte sich in diesem Moment die Führung verdient, war dominant, während Betis den Eindruck machte, als hätte es in der starken ersten Halbzeit zu viele Kräfte verbraucht.

Die Spanier versuchten es nochmal, doch die letzte Gegenwehr endete dann, als Sancho seinen großen Glanzmoment hatte. Wie in besten BVB-Zeiten führte er den Ball über links in den Strafraum und zirkelte ihn ins lange Eck zum 3:1 für Chelsea (83.). Für den Schlusspunkt sorgte Caicedo mit einem starken Schuss aus 18 Metern (90.+1).

Die zweite Halbzeit verkam zu einer Chelsea-Party, Maresca und Co. durften so in ihrer ersten Saison direkt einen Titelgewinn feiern. In der vergangenen Saison hatte der 45-Jährige Leicester City zurück in die Premier League geführt und war dann an die Stamford Bridge gewechselt. Dort trainiert er nun den ersten Alles-Gewinner Europas.