Werther. Auf den riesigen Allium-Kugeln summen die Bienen, im Salbei die Hummeln, die Witwenblumen schwingen leicht im Wind. Wer den „Zauberhaften Garten“ von Angelika und Michael Faber betritt, fragt sich unweigerlich, wie die beiden Gartenliebhaber diese Pracht durch die lange Trockenheit der vergangenen Wochen gebracht haben. „Das hat uns große Sorgen gemacht“, geben sie zu.
Im Grunde besitzen Angelika und Michael Faber zwei Gärten. Einen direkt ums Haus mit unzähligen Rosen, mehrjährigen Stauden, hohen Bäumen und einem kleinen Teich. Und einen auf der anderen Straßenseite, ein wahres Blütenparadies. In mehreren von Graswegen getrennten Beeten wachsen hohe und niedrige Stauden, eine Fülle meist englischer Rosen und einjähriger Sommerblumen. Das ganze Jahr über blüht hier etwas, „doch jetzt im Frühjahr ist es am schönsten“, finden sie.
Weshalb die Gartenliebhaber an diesem Sonntag, 1. Juni, zur Offenen Gartenpforte einladen. Alle Interessierten sind willkommen, die Atmosphäre der beiden Gärten Am Winkel 6 auf sich wirken zu lassen, sich mit den Inhabern auszutauschen und für ein paar Stunden die Seele baumeln zu lassen.
Für jede Pflanze wird ein eigenes Loch in den Boden gepickt
Unzählige Pflanzen zieht Angelika Faber selbst – wie diese kleinen Geranien.
(© Anja Hanneforth)
Das ist möglich, weil Fabers in den vergangenen Wochen viel Zeit in ihren Garten investiert haben. Vor allen Dingen zum Gießen. „Das war eine wirkliche Aufgabe“, blicken die beiden zurück und sind glücklich, dass es am vergangenen Wochenende zumindest ein paar größere Schauer gab.
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„Man weiß den Regen erst richtig zu schätzen, wenn er nicht fällt“, sagen sie. Angelika Faber gehört zu den Gärtnerinnen, die die meisten ihrer ein- und auch mehrjährigen Blumen in einem Gewächshaus vorzieht. „Irgendwann muss man sie aber in die Erde bringen, weil sie einfach zu groß werden. Doch das war lange gar nicht möglich.“
Schließlich blieb ihr nichts anderes übrig. „Ich habe für jedes einzelne Pflänzchen ein Loch in die Erde gepickt, es mehrfach mit Wasser gefüllt, dann frische Blumenerde hineingetan, die Pflanze hineingesetzt und noch mal gegossen. Das musste reichen.“
Gießen der Pflanzen dauert eineinhalb Stunden
Vom Dach des Hauses, der Garage und hier vom Gewächshaus fangen Fabers kostbares Regenwasser auf.
(© Anja Hanneforth)
Am Ende reichte es nicht. Weil kein Regen fiel, haben Fabers die Kosmeen, Zinnien, Sonnenblumen und viele anderen Sorten in den späten Abendstunden mit einem Rasensprenger beregnet. Nicht zu vergessen die unzähligen Blumentöpfe, in denen von Spanischen Gänseblümchen bis Geranien zig Arten gedeihen – sie mussten alle von Hand gegossen werden. „Eineinhalb Stunden dauert es, bis alle Wasser haben“, erzählt Angelika Faber.
Dabei versucht das Ehepaar, so nachhaltig wie möglich zu sein und fängt jeden Tropfen Regenwasser auf – vom Dach ihres Hauses, ihrer Garage und auch dem Gewächshaus. „Aber das war trotzdem schnell aufgebraucht“, schildert Michael Faber.
Weshalb die Gartenliebhaber immer mehr darauf achten, trockenresistente Arten anzusiedeln. „Wolfsmilch-Gewächse kommen gut mit wenig Wasser aus und sehen sehr schön aus“, finden sie, genau wie Akeleien, Argentinisches Eisenkraut, Katzenminze und alle Arten von Hibiskus.
Was 2025 die Trockenheit, war 2024 der Schneckenschreck
Dutzende Rosen ranken sich an den Hauswänden oder wie hier am Wintergarten hoch.
(© Anja Hanneforth)
Ihre Lieblingsblumen, die Rosen, hätten glücklicherweise tiefe Wurzeln und kämen entsprechend auf dem Wertheraner Lehmboden gut mit Trockenheit zurecht. „Dem Phlox und den Astern hat man den fehlenden Regen hingegen angesehen. Sie ließen öfter mal die Blätter hängen“, beklagt Michael Faber.
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Was des einen Leid ist des anderen Freud. „Dafür hatten wir bisher keinen Ärger mit Schnecken“, bilanziert Michael Faber. Auf den „Schneckenschreck“ von 2024 könne er gut verzichten. „Da bin ich abends im Stundentakt mit der Taschenlampe raus und habe immer wieder neue Schnecken gefunden“, erzählt er.
Bei aller Arbeit, die Fabers in ihren Garten stecken, nehmen sie sich aber auch Zeit, sich an ihm zu erfreuen. „Manchmal setzen wir uns für eine Pause einfach mit einem Cappuccino auf der Terrasse oder die Sitzgruppe vor dem Gewächshaus. Diese Momente genießen wir sehr“, sagen sie.
Es gibt frisch gebrühten Kaffee und frische Waffeln
Mehrere Wolfsmilch-Arten haben Fabers im Garten – sie blühen üppig und kommen gut mit der Trockenheit klar.
(© Anja Hanneforth)
Jetzt hoffen beide, dass es in dieser Woche noch mehr regnet, es am Tag der Offenen Gartenpforte aber natürlich trocken ist. Gartenliebhaber sind am Sonntag von 11 bis 18 Uhr willkommen. Es gibt eine Fotokarten-Ausstellung, für das leibliche Wohl sorgen Walter Carotta mit seiner Kaffee-Ape und die Schülerinnen und Schüler des Kenia-Projekts der Gesamtschule, die Waffeln backen.
Während die Jugendlichen ihre Einnahmen für ihr Projekt verwenden, spenden Fabers das Eintrittsgeld von zwei Euro pro Person an das Projekt „Erlebniskirche“ der Matthäus-Kirchengemeinde in Bielefeld. Die Gastgeber bitten alle, die mit dem Auto anreisen, ihre Fahrzeuge an der Kök oder der Borgholzhausener Straße abzustellen.
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