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In Deutschland läuft Henky Oltrogge alias Yohenkwart noch etwas unter dem Radar. Doch international feiert der Kölner DJ bereits große Erfolge.

2004 tanzte die ganze Welt zu „Gasolina“ von Daddy Yankee, 2017 gelang dem puerto-ricanischen Sänger gemeinsam mit Luis Fonsi der nächste Welthit: „Despacito“ schallte wochenlang aus allen Musikboxen. Nur zwei Beispiele dafür, wie die lateinamerikanische Musikrichtung Reggaeton die Tanzflächen rund um den Globus zum Brennen bringt.

Trotzdem genießt das Musikgenre in Deutschland immer noch keine große Aufmerksamkeit. Henky Oltrogge alias Yohenkwart will das ändern. In Süd- und Mittelamerika ist der Kölner DJ bereits ein Star. In diesem Jahr hat er bereits Gigs in Chile, Argentinien, Mexiko, der Dominikanischen Republik und auch in Kanada gespielt, bei großen Festivals gehört er in Übersee längst zum Stammpersonal.

Mit knapp 140.000 Followern hat er sich außerdem eine stattliche Anhängerschaft auf Instagram erarbeitet. Warum Reggaeton? „Es ist das Genre, das mich am glücklichsten macht“, sagt der 29-Jährige und lächelt. Sein Alleinstellungsmerkmal: Er mixt Reggaeton mit anderen populären Genres wie Hip Hop, elektronischer Musik und Reggae.

Henky Oltrogge als Jugendlicher: Im "Robinson Club" fing alles an.Vergrößern des BildesHenky Oltrogge als Jugendlicher: Im „Robinson Club“ fing alles an. (Quelle: Yohenkwart)

Oltrogge ist zweisprachig aufgewachsen. Seine Eltern arbeiteten für die Ferienresort-Kette „Robinson Club“ auf der spanischen Insel Fuerteventura. Dort lebte er, bis er 16 Jahre alt war. Dann zog die Familie nach Andalusien. In Spanien lief Reggaeton auf allen Radiosendern. Die Begeisterung dort ist fast so groß wie in Lateinamerika, wo Reggaeton Volksmusik ist. „Es gibt natürlich auch Salsa und klassischere Genres. Aber für die Kids und die jüngere Generation ist Reggaeton die Musik, die man überall hören kann“, sagt der 29-Jährige.

Im „Robinson Club“ lieferte ein Haus-DJ die Musik für ausgelassene Abende auf der Tanzfläche. „Mit 15 durfte ich am Wochenende ein paar Stunden hinter dem DJ verbringen. Nach zwei Jahren durfte ich meine ersten Lieder selbst mixen“, erinnert sich Oltrogge. „Aus vier Songs wurden sechs, aus sechs acht und irgendwann stand ich eine halbe Stunde hinter den Plattentellern.“ Dabei habe er seine ersten wichtigen Lektionen gelernt. „Wie bewegen sich Menschen auf der Tanzfläche? Was bedeutet es, wenn eher Ü-40-Publikum auf der Tanzfläche steht als Ü-30-Publikum? Und wenn mehr Frauen auf der Tanzfläche sind als Männer?“

Während der Pandemie sind Kinderlieder dran

Nach seinem Abitur zog Oltrogge mit 18 Jahren nach Köln, um seine DJ-Karriere anzukurbeln. Sein Vater hatte in Köln studiert und hier konnte Oltrogge am besten Kontakte in die DJ- und Produzenten-Szene knüpfen. Bei Hochzeiten und Veranstaltungen verdiente er sein erstes Geld. Während der Corona-Zeit produzierte er sogar Kinderlieder, übersetzte deutsche Klassiker wie „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ ins Spanische.

Yohenkwart am Anfang seiner Karriere: Inzwischen ist der DJ ein viel gefragter Mann.Vergrößern des BildesYohenkwart am Anfang seiner Karriere: Inzwischen ist der DJ ein viel gefragter Mann. (Quelle: Yohenkwart)

Parallel dazu wurde der Name Yohenkwart immer bekannter in im Nachtleben. So auch im Club Bahnhof Ehrenfeld, wo er heute regelmäßiger Bestandteil der Partyreihe „Radio Sabor“ ist. Zuerst habe er sich gar nicht auf Reggaeton fokussiert, sagt Oltrogge. Das habe sich geändert, als der Song „Despacito“ im Jahr 2017 die Charts eroberte. „Dann hieß es auf einmal: ‚Henky, kannst du mehr davon spielen?‘ Und so bin ich ein bisschen unfreiwillig da reingerutscht.“

Deutsches Publikum in Fahrt zu bringen, sei immer etwas schwerer, sagt der 29-Jährige. „Ich habe das Gefühl, man muss warten, bis die Leute zwei-, dreimal an der Bar waren, damit es wärmer wird.“ In Lateinamerika sei das ganz anders: „Die Leute kommen mit viel Lust rein und bewegen sich sofort.“

Reggaeton ist ein sexuell aufgeladenes Musikgenre. Partys, Leidenschaft und One Night Stands sind beliebte Inhalte. „Die Texte sind nicht immer jugendfrei“, erklärt Henky Oltrogge. „Da geht es schon zur Sache“ – und der genretypische, fast schleifende Rhythmus – genannt „Dem Bow“ – verleitet geradezu zum engen Tanzen.