Dresden – Nix mit Kuscheljustiz, dieses Urteil von Richter Jürgen Scheuring (56) ist eine deutliche Botschaft an Sexual-Verbrecher. Am Dresdner Landgericht verurteilte der Strafrichter einen bekannten Tätowierer zu insgesamt 11 Jahren Haft.
Täter ist regionaler Tattoo-Star
Falko H. (53) ist bekannt in der regionalen Tattoo-Szene in Sachsen, der Richter nannte ihn einen „absoluten Profi“. Doch der hatte eine abartige Seite: Während des Tätowierens vergewaltigte und missbrauchte er über Jahre Kundinnen in seinem Studio.
In diesem Haus in Dresden hatte der Verurteilte früher sein Studio
Foto: Dirk Sukow
Nach einer Anzeige meldeten sich immer mehr Opfer
Als eine 20-Jährige ihn im Herbst 2023 anzeigte und der Fall öffentlich wurde, meldeten sich zahlreiche weitere Opfer bei der Polizei, die bislang aus Scham geschwiegen hatten.
In der Anklage spricht Oberstaatsanwältin Ulrike Markus (58) von 18 Opfern und 22 widerlichen Taten. Der Top-Tätowierer heuerte eine Top-Anwältin an.
Gericht prüfte Sicherungsverwahrung
Laut seiner Verteidigerin Dr. Ines Kilian (54) gab es „keine Augenzeugen“, alles sei eine Vorverurteilung. Daher mussten im Prozess mit 19 Verhandlungstagen 49 Zeugen gehört werden – vieles war so intim, dass die Öffentlichkeit ausgeschlossen wurde.
Richter Scheuring ging mit dem Tätowierer im Urteil hart ins Gericht, die Kammer prüfte auch die Sicherungsverwahrung. Weil die Taten im beruflichen Umfeld geschahen, konnte man jedoch keine Gefahr für die Allgemeinheit erkennen.
Tätowierer Falko H. (53) mit seiner Verteidigerin Dr. Ines Kilian (54)
Foto: Dirk Sukow
Falko H. (53) nutzte seine Popularität und die körperliche Nähe aufs widerwärtigste aus. Die Masche war immer ähnlich: Tätowierte er an sensiblen Stellen, schlug er zu.
Perverse Penis-Masche
Lagen Frauen nur im Slip und BH bekleidet auf dem Stuhl, hielt er den Tätowierer-Pen (3 mm Nadel) in der einen Hand. Mit der anderen Hand hielt er die Hand des Opfers.
Was anfangs aussah, als wäre es eine Unterstützung gegen den Tätowierer-Schmerz, war der erste Schritt zum Missbrauch. Denn plötzlich hielten Kundinnen nicht mehr seine Hand, sondern seinen Penis.
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„Tätowieren wird von Vertrauen getragen“, so Richter Scheuring. „Sie haben dieses Vertrauen, das Zutrauen, haben sie missbraucht.“
In einem anderen Fall gingen seine Finger in den Slip der Frauen, er vergewaltigte die Opfer. Eine Frau zwang er zum Oral-Verkehr.
Vorsitzender Richter Jürgen Scheuring (56) ließ keine Milde mit dem Täter erkennen
Foto: Dirk Sukow
Tätowierer stand unter Bewährung
H. ist ein Wiederholungstäter. 2022 kam er in zwei Missbrauchsfällen Bewährung mit zehn Monaten davon. Doch der Tätowierer machte sogar in der Bewährungszeit weiter.
Richter Scheuring benötigte eineinhalb Stunden für die Urteilsverkündung, zitierte auch eine frühere Aussage von Falko H. – da rühmte er sich: „Früher habe ich von 20 tätowierten Frauen 15 flachgelegt.“
Scheuring verhängt für die früheren Taten 4 Jahre und die neuen Taten 7 Jahre Haft.