Berlin. Vom Kaiserreich zur Demokratie – der Reichstag zeigt deutsche Geschichte zum Anfassen. So erleben Sie das Gebäude heute richtig.

Der Reichstag ist weit mehr als ein Sitzungsort des Deutschen Bundestags – er ist ein Symbol für Wandel, Demokratie und deutsche Geschichte im 20. und 21. Jahrhundert. Hier prallen Vergangenheit und Gegenwart aufeinander: vom Kaiserreich über den Reichstagsbrand bis zur Wiedervereinigung. Heute zieht das Gebäude mit seiner gläsernen Kuppel Besucher aus aller Welt an – als Ausflugsziel mit Aussicht, als Sehenswürdigkeit und als Ort, an dem politische Entscheidungen fallen. Wer Berlin verstehen will, kommt am Reichstag nicht vorbei.

Reichstag: Die wichtigsten Infos im Überblick

Reichstag: Seine Geschichte im Steckbrief

  • 1894: Eröffnung des Reichstagsgebäudes nach zehnjähriger Bauzeit. Entworfen von Paul Wallot, diente es dem Parlament des Deutschen Kaiserreichs
  • 1933: Der Reichstagsbrand am 27. Februar zerstört große Teile des Plenarsaals. Das Ereignis wird von den Nationalsozialisten als Vorwand zur Ausschaltung der Demokratie genutzt
  • 1945: Während der Schlacht um Berlin wird das Gebäude schwer beschädigt. Die Rote Armee hisst die sowjetische Flagge auf dem Dach – ein ikonisches Kriegsbild
  • 1961–1990: In West-Berlin gelegen, dient der Reichstag nach dem Mauerbau nur noch als Ausstellungs- und Veranstaltungsort. Parlamentarische Sitzungen finden hier nicht statt
  • 1999: Nach der Wiedervereinigung wird das Gebäude grundlegend umgebaut. Seitdem ist der Reichstag mit moderner Glaskuppel Sitz des Deutschen Bundestags

Blick auf das brennende Reichstagsgebäude in Berlin am 27. Februar 1933.

Blick auf das brennende Reichstagsgebäude in Berlin am 27. Februar 1933.
© epd | akg-images GmbH

Warum sagt man heute noch Reichstag?

Der Begriff „Reichstag“ stammt aus der Kaiserzeit und war ursprünglich die Bezeichnung für das Parlament des Deutschen Kaiserreichs (1871–1918) und später der Weimarer Republik. Auch das Gebäude selbst, das 1894 eingeweiht wurde, trug von Beginn an den Namen Reichstagsgebäude – unabhängig von der jeweiligen Staatsform.

Obwohl heute das demokratisch gewählte Bundestagsparlament darin tagt, hat sich der historische Name für das Gebäude erhalten. „Reichstag“ bezieht sich heute also nicht mehr auf das politische System des „Reiches“, sondern auf den architektonisch und geschichtlich geprägten Ort, an dem Politik gemacht wird.

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Die schwarz-rot-goldene Flagge weht  vor der Kuppel des Reichstages.

Die schwarz-rot-goldene Flagge weht vor der Kuppel des Reichstages.
© Soeren Stache/dpa | Soeren Stache

Fun Facts zum Reichstag

  1. Die Kuppel hat eine eigene Putzkolonne – mit Kletterausrüstung: Die gläserne Kuppel wird regelmäßig von Industriekletterern gereinigt, die sich wie an einer Felswand von außen und innen abseilen
  2. Im Reichstag gibt’s Bienen – mit Bundestagsmandat: Auf dem Dach des Reichstags leben mehrere Bienenvölker. Ihr Honig trägt den Namen „Bundestagsblüte“ und wird in der Kantine des Bundestags verkauft – nachhaltig produziert, direkt vom Parlamentsgebäude
  3. Graffiti der Roten Armee – noch heute sichtbar: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hinterließen sowjetische Soldaten Graffiti im Reichstagsgebäude. Einige der Schriftzüge wurden bei der Sanierung absichtlich erhalten – inklusive Einschusslöchern. Ein Stück Geschichte zum Anfassen

Blick auf das Reichstagsgebäude und dessen Kuppel am Abend.

Blick auf das Reichstagsgebäude und dessen Kuppel am Abend.
© dpa | Hannes P Albert

Der Reichstag als Ausflugsziel

Der Berliner Reichstag ist nicht nur politisches Machtzentrum, sondern auch ein faszinierendes Ausflugsziel. Die begehbare Glaskuppel bietet einen beeindruckenden 360-Grad-Blick über die Hauptstadt. Ein Besuch erfordert jedoch etwas Planung.

Der Eintritt zur Kuppel und Dachterrasse ist kostenlos, jedoch nur mit vorheriger Anmeldung möglich. Die Anmeldung kann online über ein Formular auf der offiziellen Website des Bundestags erfolgen.

Die Kuppel des Reichstags, fotografiert vom Berliner Fernsehturm.

Die Kuppel des Reichstags, fotografiert vom Berliner Fernsehturm.
© FUNKE Foto Services | Maurizio Gambarini

Nach erfolgreicher Anmeldung erhalten Besucher eine Terminbestätigung. Am Besuchstag erfolgt der Einlass über das Westportal des Reichstagsgebäudes, dabei müssen Ausweisdokumente (Personalausweis, Reisepass) vorgelegt werden. Nach einer Sicherheitskontrolle gelangen die Gäste zur Dachterrasse und können von dort aus die Glaskuppel betreten. Ein spiralförmiger Aufgang führt zur Aussichtsplattform, von der aus man einen weiten Blick über Berlin genießen kann.

Im Innern der Glaskuppel des Reichstags befindet sich ein Trichter aus 360 Spiegeln.

Im Innern der Glaskuppel des Reichstags befindet sich ein Trichter aus 360 Spiegeln.
© dpa | Kay Nietfeld

Für ein tieferes Verständnis der politischen Arbeit und Geschichte des Bundestags werden kostenlose Vorträge auf der Besuchertribüne des Plenarsaals angeboten. Diese dauern etwa 45 Minuten und geben Einblicke in die Aufgaben und Arbeitsweise des Parlaments.

Zudem gibt es geführte Touren, die einen Rundgang durch das Parlaments- und Regierungsviertel, einen Besuch des Plenarsaals mit Vortrag sowie den Aufstieg zur Kuppel beinhalten. Solche Touren dauern in der Regel etwa 2,5 Stunden und können über verschiedene Anbieter gebucht werden.