Die Organisatorinnen und Organisatoren des Schwimm-, Radfahr- und Laufevents werden vorsichtig aufgeatmet haben, als sie das Schreiben der Obersten Naturschutzbehörde lasen: Seit 35 Jahren veranstaltet der Zehlendorfer Verein „Die Weltraumjogger“ im Sommer den sogenannten Volkstriathlon; jetzt scheint auch die 36. Auflage am 20. Juli gesichert. Die Stellungnahme der Naturschützer ist positiv, der finale Bescheid der Senatsverkehrsverwaltung steht allerdings noch aus.

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In Wallung hatte die Triathleten die Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde aus dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf gebracht. Darin hatte das Amt mit einem „Verbotstatbestand“ gemäß der Grunewaldschutzverordnung argumentiert. Sollte die Senatsverwaltung den Wettkampf dennoch gestatten, empfahl das Amt strenge Auflagen für das Schwimmen in der Krummen Lanke, das Radfahren über den Königsweg und Havelchaussee bis zum Grunewaldturm und zurück sowie den Lauf um die Krumme Lanke. 

Klatschen, Applaus sowie anfeuernde Rufe usw. sind zu unterlassen.

Aus der Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde

So sollte der Start des Massenlaufs, zu dem wie jedes Jahr maximal 450 Teilnehmende erwartet werden, „nur in kleineren Gruppen von maximal 50 Personen in einem zeitlichen Abstand von circa mindestens 15 Minuten“ erfolgen. Zudem heißt es in der Stellungnahme an den Senat: „Klatschen, Applaus sowie anfeuernde Rufe usw. sind zu unterlassen.“

Der Berliner Volkstriathlon findet am 20. Juli 2025 zum 36. Mal an Krummer Lanke und Havel statt.

© Die Weltraumjogger

Auflagen, die der Verein kaum erfüllen könnte. „Man möchte sich im Wettkampf messen, man möchte sich sehen“, sagt Hans-Jörg Tischer von den Weltraumjoggern. Zudem würde eine zeitliche Entzerrung zu Problemen beim Radrennen führen: Auf dem Waldweg von der Krummen Lanke zum Königsweg an der Avus hätte die Gefahr bestanden, dass sich die Sportler auf den Rennrädern aus beiden Richtungen begegnen. Ein Unfallrisiko. Zum geforderten Anfeuerugsverbot sagt er, und man meint, am Telefon das Kopfschütteln zu hören: „Das macht einfach keinen Sinn bei einer Sportveranstaltung.“

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Als dann noch ein Entscheidungs-Hin-und-Her zwischen den Behörden ansetzte, wer denn nun den 36. Volkstriathlon zu genehmigen habe, war das Unverständnis auf Seiten der Weltraumjogger perfekt. „Wir machen das alles ehrenamtlich nebenher“, sagt Hans-Jörg Tischer. „Wir bemühen uns, aber es ist anstrengend geworden.

Ich werde auf die Umweltstaatssekretärin zugehen und darum bitten, dass wir bei den Traditionsveranstaltungen endlich einen Weg der Vernunft finden.

Umweltstadtrat Urban Aykal (Grüne)

Jetzt hat die oberste Naturschutzbehörde für Klarheit gesorgt: In ihrer verbindlichen Entscheidung schreibt die Behörde an die Verkehrslenkung Berlin, dass der Triathlon wie geplant durchgeführt werden könne. Zwar müssten die Veranstalter zum Schutz von Flora und Fauna neun Auflagen einhalten. Doch sowohl der vom Bezirk angedachte gestaffelte Start als auch das Klatschverbot sind vom Tisch.

Schwimmen, radeln, laufen: Dieses Jahr gab es bei der Genehmigung viel hin und her.

© Die Weltraumjogger

„Der Volkstriathlon kann und wird stattfinden, alles andere wäre eine Überraschung, die ich mir überhaupt nicht vorstellen mag und kann“, sagt Bezirksstadtrat Urban Aykal (Grüne) dem Tagesspiegel. Er geht davon aus, dass „die Abteilung ‚Verkehrsmanagement‘ die Entscheidung der obersten Naturschutzbehörde als Befreiung wertet und entsprechend die Genehmigung erteilt“.

Auf das Verwaltungs-Ping-Pong angesprochen sagt er, dass sich die untere Naturschutzbehörde einer Genehmigung des Volkstriathlons „nicht widersetzt“ habe. Er verweist auf die Liste der möglichen Auflagen, die das Bezirksamt an die Senatsverwaltung geschickt habe – im Falle einer Genehmigung durch die oberste Naturschutzbehörde.

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Allerdings sieht auch der Stadtrat bei der Aufgabenverteilung Verbesserungsbedarf. Bezirksübergreifend müsse „mit dem Senat eine klare und verbindliche Regelung getroffen werden“. Sportveranstaltungen mit langer Tradition müssten weiter stattfinden können, auch im Grunewald. „Ich werde auf die Umweltstaatssekretärin zugehen und darum bitten, dass wir bei den Traditionsveranstaltungen endlich einen Weg der Vernunft finden“, so Umweltstadtrat Aykal.