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Menschen lesen unterschiedlich. Das zeigte ein Theaterstück in der Georg-August-Zinn-Schule. © Christoph Boeckheler
Die Stadtbücherei Frankfurt übergibt insgesamt 54 Medienpakete an Schulen.
Was wäre, wenn es keine Bücher geben würde? Auf einem Blatt Papier vor der Schulbibliothek der Georg-August-Zinn-Schule (GAZ) stehen handschriftliche Antworten: „Vielleicht hätte ich dann viel weniger Fantasie.“ Oder: „Ich wäre traurig, ich finde Bücher richtig cool.“ Lesen und Bildung gehören eng zusammen. Manche lesen still für sich, andere lesen gemeinsam, helfen sich beim Verstehen der Texte und tauschen sich über die Inhalte aus. Wie unterschiedlich Menschen lesen und wie wichtig es ist, sich dabei einander behilflich zu sein – das zeigte am Mittwoch eine Theatergruppe der GAZ von 16 Schüler:innen. Der Anlass: die Erweiterung der Schulbibliothek durch Bücher in sogenannter Leichter Sprache.
Vertrauen in Lesekompetenz
„Alle Menschen, nicht nur solche mit Behinderung, mögen einfache Sprache“, sagte Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg. Leichte Syntax und einfache Wortwahl machten einen Text häufig verständlicher und die Inhalte schneller verstehbar. Die Sprache der Bücher entspricht etwa dem Niveau B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen. Auch Menschen, die gerade erst Deutsch lernen, könnten durch Bücher in Leichter Sprache besser teilhaben, was eine Form von Inklusion sei, so die Bürgermeisterin weiter. „Es sollen alle mitmachen können.“
Beispielsweise auch die Schüler der Intensivklasse, die geflüchtete Kinder und Jugendliche etwa zwei Jahre lang besuchen. „Wir freuen uns sehr über die Bücher“, sagt Mahan. Der 16-jährige Iraner lebt bereits seit 20 Monaten in Deutschland und besucht gemeinsam mit anderen Geflüchteten eine Intensivklasse. Er lese gerne und interessiere sich für die Geschichte Deutschlands. Doch das Sprachniveau mancher Bücher sei noch zu hoch. Dass es auch Bücher in Leichter Sprache gibt, sei wiederum eine deutliche Erleichterung. Zur Buchübergabe hielt er außerdem einen Vortrag über den Fußball. Im Iran spielte er in einer Mannschaft, hier führt er den Sport mit Freunden weiter aus. Die Regeln seien einfach, es sei wie eine leichte Sprache. Gemeinsam mit seinen Mitschüler:innen macht er mehrmals in der Woche in einer Theatergruppe mit, die durch den Förderverein der Schule finanziert wird.
„Bücher in Leichter Sprache nehmen Rücksicht auf individuelle Lernwege und fördern das Vertrauen in die eigene Sprachkompetenz“, sagt Bildungsdezernentin Sylvia Weber. Wer Erfolg beim Lesen habe, entwickle eine neue Offenheit gegenüber Sprache und Literatur. Die Stadtbücherei übergab acht neue Bücher an die Bibliothek der integrierten Gesamtschule in Griesheim, darunter beispielsweise die Märchen der Brüder Grimm, Kurzgeschichten und Romane. Mit Fördermitteln von insgesamt 10 460 Euro beschafft die Stadtbücherei insgesamt 532 Bücher in Leichter Sprache. 432 Bücher werden dabei an insgesamt 54 Schulbibliotheken der Sekundarstufe 1 verteilt. 100 weitere Bücher sind dann in der Zentralbibliothek zu finden.