Berlin hat zusammen mit vier weiteren Bundesländern eine Bewerbung für Olympische Sommerspiele in Deutschland eingereicht. Das Konzept mit dem Namen Berlin+ wird von Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Sachsen unterstützt.
„Es geht um eine riesengroße Chance. Eine Chance für den Sport, eine Chance für Berlin, eine Chance für Deutschland und den gesamten nordostdeutschen Raum“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) bei der Präsentation im Berliner Olympiastadion. An dem Termin nahmen auch die Regierungschefs der vier unterstützenden Bundesländer teil.
Wegner: „Ohne Berlin wird es schwieriger“
Wegner erwähnte bei der Vorstellung die Olympischen Spiele 2024 in Paris und sagte, Olympia könne etwas bewegen – „auch für ein Land, für eine Stadt“. Ein solches Event könne den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. Von dem gemeinsamen Konzept verspricht sich Wegner nachhaltigere Spiele und einen Investitionsschub für die Region. Er sprach von einer „nationalen Bewerbung“.
Berlin ist nicht die einzige Bewerberstadt. Vergangene Woche hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bereits angekündigt, eine Bewerbung von München zu unterstützen. Auch Nordrhein-Westfalen will sich mit der Region Rhein-Ruhr bewerben. Hamburg will wohl ebenfalls eine Bewerbung einreichen. An die anderen Bundesländer gerichtet, sagte Berlins Bürgermeister Wegner: „Wir wollen die Spiele nach Deutschland holen. Ich sage ganz bescheiden: Ohne Berlin wird es ein bisschen schwieriger.“ Vor allem die internationale Strahlkraft spräche für Berlin.
Beachvolleyball am Brandenburger Tor geplant
Von Paris abgeschaut haben dürfte sich Berlin die Idee, prominente Orte
in der Stadt als Wettkampfstätte zu nutzen. So soll am Brandenburger Tor Beachvolleyball gespielt werden. Die angedachte Marathonstrecke
führt unter anderem an der Museumsinsel entlang. Die Kletter- und
Skateboardwettbewerbe plant Berlin auf dem Tempelhofer Feld.
Rugbyspiele sind im neuen
Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark angedacht.
© Lea Dohle
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Das olympische Dorf für mehr
als 16.000 Sportlerinnen und Sportler soll an der Messe entstehen. Nach
den Spielen soll es durch 2.500 Einheiten für bezahlbares Wohnen abgelöst werden.
Viel Politikprominenz bei der Vorstellung der Berliner Olympiabewerbung (von links nach rechts): Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Manuela Schwesig (SPD), Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Berlins Sportsenatorin Iris Spranger (SPD), Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin, und Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg © Michael Kappeler/dpa
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte bei der Vorstellung, die Olympiabewerbung werde „kein einfacher Weg“ sein. Wichtig sei, die Infrastruktur zu stärken. Berlin habe Erfahrung mit Großereignissen und sei daher der „geeignetste Kandidat“. In Brandenburg sollen die Ruderer und Kanuten um die Medaillen
kämpfen, auch Golf und Sportschießen sind
in Berlins Nachbarland geplant.
Bürgerbefragung in Berlin noch offen
Um die Segelwettbewerbe befinden sich
Kiel und Rostock-Warnemünde im Wettstreit. Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), dankte Berlin für „den Mut und das Vorangehen“ bei der Bewerbung. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sagte, sein Land unterstütze die Bewerbung mit voller Überzeugung. Sachsen soll mit der Kanuslalom-Anlage in Leipzig eingebunden werden.
Zurückhaltend gab sich Wegner noch beim Thema
Bürgerbefragung. Mitbewerber München hat eine solche bereits für den 26. Oktober
angesetzt. Wegner sagte, es sei „völlig klar, dass die
Menschen in den Städten in einer Form auch beteiligt werden müssen“. Wie
genau dies geschehen soll, ließ er aber offen.
Initiative will Olympia in Berlin verhindern
In Berlin haben sich bereits Gegenstimmen geäußert. Die Initiative NOlympia Berlin will Olympische Spiele in der
Hauptstadt verhindern und hat ein Volksbegehren gegen die
Austragung der Spiele angekündigt. Die Grünen lehnten die Bewerbung gegenüber dem RBB ebenfalls ab und kritisierten die unseriöse Finanzierung.
In Deutschland sind bereits mehrfach Olympiabewerbungen an der Ablehnung der Bevölkerung gescheitert. Zuletzt stimmten 2015 die Hamburger Bürgerinnen und Bürger gegen eine Bewerbung ihrer Stadt für die Sommerspiele 2024. Berlin hatte sich 1991 zuletzt für die Spiele 2000 beworben, war dann aber nicht in die Endauswahl des Internationalen Olympischen Komitees gekommen. Die bisher letzten Olympischen Sommerspiele in Deutschland fanden 1972 in München statt – überschattet vom Attentat auf israelische Sportler.
Noch ist unklar, um welche Spiele sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) diesmal genau bewerben möchte. Bislang stehen die Sommerspiele 2036, 2040 und 2044 zur Debatte. Die
Flexibilität soll Deutschland dabei helfen, Bewerbern wie
Saudi-Arabien oder Indien auszuweichen. Bis Samstag müssen alle Bewerber ihr Konzept eingereicht haben. Wer den Zuschlag erhält, will der DOSB bis zum Herbst 2026 entscheiden.
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