Der 1981 gegründete Zweibrücker Echo Verlag, der einzige Autorengeführte Verlag der Pfalz, stellt seine Aktivitäten ein. Am Geld liegt es nicht, an den Autoren auch nicht.

Als die Nachricht kommt, das der ambitionierte Zweibrücker Regionalliteratur-Verlag aufgibt, will man das nicht glauben, betonten die beiden Verleger Michael Dillinger (75) und Wolfgang Ohler (82) doch immer: „Wir schreiben schwarze Zahlen.“ An Autoren und Texten herrscht sicher auch kein Mangel, der Grund ist ein anderer: Zum Jahresende 2024 schloss die Zweibrücker Druckerei Conrad & Bothner für immer, dort ließ der Verlag seine Bücher drucken – und mit einer neuen Druckerei wollten sie nicht weitermachen.

„Es war eine Bindung zu Conrad & Bothner entstanden, und auch von unserem Alter her dachten wir, es reicht“, erklärt Dillinger. Und weiter: „Wir haben immer den Satz selber gemacht, das hat Spaß gemacht, zu Conrad & Bothner konnte man hingehen, dann haben sie einen Zweibrücker Probedruck gemacht und dann konnte man noch einmal mit ihnen sprechen, das war einfach eine tolle Zusammenarbeit, so etwas wird es nicht mehr geben“.

In den Jahren 1981 und 1982 erschien im Echo Verlag die Zeitschrift „Zweibrücker Echo“, 1982 kam das erste Buch „Zweibrücken – B In den Jahren 1981 und 1982 erschien im Echo Verlag die Zeitschrift »Zweibrücker Echo«, 1982 kam das erste Buch »Zweibrücken – Bilder und Texte einer Stadt«, 1990 das erste belletristische Buch »Das Auge der Amsel« von Wolfgang Ohler, 2025 das letzte Buch »Finale« von Michael Dillinger.Foto: Andrea Dittgen

Der Echo Verlag hört also auf, Bücher zu verlegen, aber die Bücher aus dem Bestand werden noch verkauft. „Wir haben ein umfangreiches Magazin“, betont Ohler, der es hortet. Das letzte Buch, das gerade erst herauskam – als Jahresgabe 2025 des Literarischen Vereins der Pfalz – ist zugleich das erste Buch von Michael Dillinger. Bisher war er nur als Herausgeber und Autor bei Anthologien des Echo Verlages in Erscheinung getreten. Es trägt den passenden Titel „Finale“ und wird im Herbst bei einer Lesung in Zweibrücken vorgestellt.

Damit ergibt sich folgende Bilanz des Verlages in den 44 Jahren seines Bestehens: sechs Ausgaben der Zeitschrift „Zweibrücker Echo“, 46 Bücher und zwei Hörbücher. Letztere sind nach Büchern von Wolfgang Ohler entstanden, der mit 13 Büchern im Echo Verlag Bücher den Autorenrekord hält (dazu kommen noch seine Beiträge in Anthologien). Aber einige Veranstaltungen stehen noch an, so die Lesung im Rosengarten im „Pfad der Poesie“ mit Dillinger, Ohler und Monika Rinck (Sonntag, 22. Juni, 11 Uhr).

Die Bücher des Echo Verlages waren durchaus erfolgreich, von Ohlers „Auge der Amsel“ (1990) und „Magermilch und Rock’n’Roll“ (1997) sowie vom der Weihnachtsbuch „Der guten Mär bring ich so viel“ (Anthologie 2004) gab es sogar zwei Auflagen. „Damals hatten wir Erstauflagen von 1000 Exemplaren“, meint Ohler, „manchmal sogar 1200 wie bei Wolfgang Ohlers ,Schönbildseher’ von 1992, das ist heute unvorstellbar“, ergänzt Dillinger. Der Verlag war zwar nie auf finanziellen Erfolg hin ausgerichtet, andererseits „wollten wird unsere Familien nicht in den Ruin treiben“, meinte Ohler, denn beim Echo Verlag, einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts, haften die Gesellschafter mit ihren Privatvermögen.

Echo Verlag 1990: Die damaligen Verleger Winfried Hub (links) und Michael Dillinger (rechts) sowie Illustrator Christoph Legner Echo Verlag 1990: Die damaligen Verleger Winfried Hub (links) und Michael Dillinger (rechts) sowie Illustrator Christoph Legner (Zweiter von links) und Autor Wolfgang Ohler.Foto: RHP-Archiv

Sich selbst haben die beiden für den Satz kein Honorar gezahlt, und die Autoren erhielten ihr Honorar meistens in Form von Büchern. „Wir haben nie einen Druckkostenzuschuss von den Autoren verlangt“, betont Ohler. Er stieg 1996 in den Verlag ein, als Mitgründer Winfried Hub, damals Redakteur der RHEINPFALZ, zur Zeitung „Freies Wort“ in den Osten wechselte. Ohler sprang für ihn 1996 ein: „Es hat ich interessiert, Bücher schreiben ist das eine, Bücher verlegen etwas anderes.“

Zu den Zweibrücker Autoren, denen der Echo Verlag zum ersten Buch verhalf, gehören Barbara Franke, Gerhard Rinsche, Gerhard Kaiser und Edgar Steiger, aber auch die Fotografen Manfred Marx und Volkhard Gabriel. Meistens haben sich potenzielle Autoren beim Echo Verlag gemeldet, „wir haben eine ganze Reihe von Autoren abgelehnt“, erinnert sich Ohler, „irgendwie hatte es sich herumgesprochen, beim Echo Verlag kann man umsonst veröffentlichen und wir haben Angebote bekommen, die schauerlich waren.“

In den 90er Jahren, der Blütezeit des Literarischen Vereins der Pfalz mit gut 500 Mitgliedern waren Dillinger und Ohler auch im Vorstand des Vereins. „Das war auch die Zeit, wo die Förderung durch Sparkasse und Bezirksregierung floss“, weiß Dillinger. „Was wir gemerkt haben als kleiner Verlag: 1000 Bücher heute zu verkaufen, ist illusorisch“, so Dillinger, „wenn früher 80 Leute zu einer Lesung kamen, wurden 40 bis 50 Bücher verkauft, heute kommen auch 80, aber die kaufen dann acht Bücher“. In Zweibrücken kommen immerhin noch erfreulich viele zu einer Lesung.

Der Bestand des Zweibrücker Echo Verlages im Jahr 2020, seitdem sind noch mehr als zehn Bücher dazugekommen. Der Bestand des Zweibrücker Echo Verlages im Jahr 2020, seitdem sind noch mehr als zehn Bücher dazugekommen.Foto: Michael Dillinger/oho

Dass Dillinger und Ohler harmonieren, liegt daran, dass sie sich schon lange kennen und Freund sind. Kennengelernt haben sie sich in den 80er Jahren, nicht bei einer Lesung, sondern beim Sport: Ohler spielte Volleyball und nach dem Spiel setzte er sich zu Dillinger und fragt ihn, ob er ihm einen Text geben könne. So begann eine wunderbare Freundschaft, noch heute treffen sich die beiden mindestens einmal pro Woche – und erinnern sich.

„Schon früh dabei war der Arzt und Zeichner Christoph Legner“, meint Dillinger, schon 1982, als Dillinger fürs Layout der Zeitschrift „Zweibrücker Echo“ noch Buchstaben gerubbelt hat. Es war eine andere Zeit: „Ein Leben ohne Papier ist undenkbar. Es ist ein praktischer Helfer von früh bis spät. Wir beginnen den Tag mit der Zeitung und der Filtertüte für den Morgenkaffee und beenden ihn mit einem Buch“, schrieb Verleger Winfried Hub, in der ersten Ausgabe der Zeitschrift „Zweibücker Echo“ 1981, für die der Verlag gegründet wurde. Die Zeitschrift sollte einmal im Quartal erscheinen, aber das lohnte sich bald nicht mehr. Nach sechs Ausgaben 1981 bis 1982 wurde sie eingestellt. Dann wurde aus dem Zeitschriftenverlag ein Buchverlag – mit der Anthologie „Zweibrücken: Bilder und Texte einer Stadt“. Dem Papier sind die beiden Verleger treu geblieben, E-Books sind nicht ihre Sache, Schreiben und Setzen im Computer natürlich schon. Das letzte Echo-Buch „Finale“ mit Geschichten aus fünf Jahrzehnten kam nicht zuletzt dadurch zustande, dass Michael Dillinger oft gefragt wurde, wann er wieder ein Buch schreibt. Dass es dann auch die Jahresgabe 2025 des Literarischen Pfalz wurde, ist ein Schmankerl zum guten Schluss.

Info

Die Bücher des Zweibrücker Echo Verlages gibt es weiterhin bei Lesungen der Autoren und im Buchhandel, sie können per E-Mail bestellt werden unter sowo-echo@gmx.de und michaeldillinger@t-online.de. Die Bestände kann man im Internet einsehen auf echoverlagzweibruecken.wordpress.com.