VfB-Chef Alexander Wehrle und sein Ehemann Thomas Kugler haben im vergangenen Sommer auf der Insel Mainau geheiratet. Foto: Rony Zimmermann
Leben und lieben, so wie man ist – dafür setzt sich VfB-Chef Alexander Wehrle ein, ob als CSD-Schirmherr in Stuttgart oder mit seinem Mann bei einem Gespräch mit der „Bunten“.
Dass in Bad Cannstatt unweit der MHP-Arena unbekannte Täter in kurzer Zeit zweimal hintereinander auf dem Balkon des Kulturzentrums Prisma eine Regenbogen-Fahne abgerissen und zerstört haben, ist für VfB-Chef Alexander Wehrle „schlichtweg nicht akzeptabel“. Dies macht ihm deutlich, wie wichtig der Kampf für die Akzeptanz und Gleichheit trotz aller Erfolge, die errungen wurden, noch immer ist.
Dem 50-Jährigen, der am vergangenen Samstag aus Berlin mit dem DFB-Pokal zurückkehrte, geht es nicht allein um Fußball. „Stuttgart und die Stuttgarter sind weltoffen“, sagt Wehrle unserer Redaktion, „und bekennen sich zur gelebten Vielfalt.“ Als Schirmherr des Stuttgarter CSD 2025 will er alles dafür tun, dass Hass gegen queere Menschen und ihre Symbole wie Fahnen keine Chance mehr in der VfB-Stadt hat.
Mit seinem Ehemann Thomas Kugler, den er im vergangenen Sommer auf der Insel Mainau nach 25-jähriger Partnerschaft geheiratet hat, zeigt sich Wehrle in der aktuellen Ausgabe der „Bunten“ auf zwei Seiten. Auch wenn dem VfB-Vorstandsvorsitzenden private Einblicke eher wenig behagen – seinem Ehemann noch viel weniger als ihm – wollen beide mit dem Schritt in die Öffentlichkeit „ein Zeichen setzen“ – gerade für schwule Fußballspieler, die sich „oftmals leider verstecken müssen“.
Alexander Wehrle und Thomas Kugler haben sich vor 25 Jahren beim Studium kennengelernt. Foto: Rony Zimmermann „Es muss egal sein, wen du liebst“
Bisher habe sich kein Profi bei ihm geoutet, sagt Alexander Wehrle unserer Redaktion. Aber dies sei auch eine „sehr persönliche Entscheidung“. Der Fußballfunktionär geht davon aus, dass jeder zehnte Bundesliga-Spieler schwul ist – was den Schätzungen von zehn Prozent in der Gesamtbevölkerung entspräche. Den Spielern wolle der Verein ein „gutes Gefühl“ geben, dass man sie unterstützen werde, wenn sie dazu bereit seien, sich zu outen.
Im Interview mit der „Bunten“ erklärt Wehrle: „Es muss egal sein, woher du kommst, wie viel du hast, wie dein Glaube ist und wen du liebst, wir sollten alle respektvoll miteinander umgehen.“ Irgendwann werde es ein „Gruppen-Outing in der Bundesliga“ geben, erwartet der VfB-Chef. Dann müsse nicht einer alleine den ersten Schritt tun.
Verspätete Flitterwochen auf dem Schiff
Mit seinem Ehemann Thomas Kugler, der in Konstanz im Landratsamt arbeitet, führt Alexander Wehrle eine Fernbeziehung. Beide haben sich vor 25 Jahren beim Studium am Bodensee kennengelernt. Normalerweise versucht der VfB-Chef, den Partner aus der Öffentlichkeit herauszuhalten, zumal dieser oftmals „genervt“ sei, dass sich so viel in ihrem Alltag nur um Fußball drehe. Doch um jungen Spielern Mut zu machen, die ans Outing denken, war dann auch der Ehemann bereit, sich in Großaufnahme in der „Bunten“ zu zeigen.
Für Flitterwochen hat das Paar übrigens seit der Hochzeit bisher keine Zeit gehabt. Doch im Herbst sei – nach dem CSD in Stuttgart, versteht sich – eine gemeinsame Kreuzfahrt als verspätete Flitterwochen geplant.