Ausflug ab Hamburg

Holzhütte am Kiekeberg macht die Not der Nazi-Zeit greifbar

30.05.2025 – 11:17 UhrLesedauer: 2 Min.

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Rosengarten: Die „Ley-Bude“ im Freilichtmuseum am Kiekeberg: Am Wochenende können sich Besucher über die Lebensbedingungen von Ausgebombten informieren. (Quelle: Philipp Schulze)

Eine original „Ley-Bude“ im Freilichtmuseum Kiekeberg bei Hamburg erinnert an eine harte Zeit – und macht Geschichte erlebbar. Was es mit der Bude auf sich hat, können Besucher am Wochenende live erleben.

Was nach einem ruhigen Spaziergang durch ein charmantes Freilichtmuseum klingt, wird beim genaueren Hinsehen zu einer Zeitreise in eine düstere Epoche: Im Freilichtmuseum am Kiekeberg bei Hamburg steht seit Kurzem ein seltenes Originalgebäude aus der Endphase des Zweiten Weltkriegs – eine sogenannte „Ley-Bude“. Einst Zuflucht für ausgebombte Hamburger Familien, jetzt ein eindrucksvolles Ausstellungsstück mit bewegender Geschichte.

Das kleine, schlichte Holzhaus ohne Strom und Wasseranschluss stand jahrzehntelang versteckt in der Lindhorster Heide und wurde zuletzt als Wochenendhütte genutzt. Heute erzählt es im Museum in Rosengarten von Entwurzelung, Überlebenswillen und Improvisation. Die Behelfsunterkunft – spöttisch nach dem NS-Wohnungskommissar Robert Ley Ein Landkreis von 1933 bis 1945 – gibt auf gerade einmal 20 Quadratmetern einen Einblick in den Alltag Geflüchteter am Ende des Krieges. Ohne Komfort, mit Erdloch als Kühlschrank und einem Gemüsegarten zur Selbstversorgung, war die Bude für viele Menschen die letzte Hoffnung.

Begleitet von Zeitzeugeninterviews und wissenschaftlicher Recherche, wurde die Hütte originalgetreu auf dem Museumsgelände aufgebaut. In zwei kleinen Räumen zeigt die Ausstellung, wie eng das persönliche Schicksal mit den politischen Entwicklungen jener Zeit verknüpft war – von der NS-Machtübernahme über die Bombennächte bis hin zur Ankunft der britischen Besatzung.

Aufgrund der lückenhaften Dokumentation in der letzten Kriegsphase war es schwierig, die Anzahl der Behelfsheime im Großraum Hamburg zu beziffern. „Oft gibt es in den Familien auch keine Erinnerungen und Erzählungen zu dieser schwierigen Lebensphase“, sagt Stefan Zimmermann, Direktor des Freilichtmuseums am Kiekeberg. Vermutlich habe es viele dieser Mini-Buden gegeben.

Wer am Wochenende kommt, kann im Rahmen der neuen Dauerausstellung „Harburg unterm Hakenkreuz. Ein Landkreis von 1933 bis 1945“ nicht nur die „Ley-Bude“ besuchen, sondern auch miterleben, wie rund 60 Darstellerinnen und Darsteller das Chaos und den Neuanfang nach dem Kriegsende nachstellen. Ein Ausflug also, der Geschichte nicht nur erklärt – sondern erlebbar macht.