Welch enorme Popularität die Cumbia als lässig entschleunigte Verwandte der Salsa in Latein- und Mittelamerika genießt, lässt sich im Grunde bereits anhand ihrer unzähligen Verästelungen vergegenwärtigen. Denn was sich einst in Folge der Kolonisierung Kolumbiens als Fusion zwischen afro-karibisch geprägter Rhythmik und indigen geprägter Melodik entwickelte (und bald auch um spanisches Liedgut und europäische Instrumente erweitert wurde), ist heute eines der üppigsten Genres überhaupt.

Kein spanischsprachiges Land zwischen Argentinien und Mexiko ohne eigenen Cumbia-Sound samt vielfältiger regionaler Ausgestaltung. Seit ihrem Revival in den Neunzigerjahren gibt es diese mal progressiv, mal kommerziell weiterentwickelte Tanzmusik heute etwa als poppifizierte Cumbia Rómantica oder als entgrenzende Cumbia Psicodélica. Als Cumbia Villera, die in Gangsta-Rap-Manier vom Leben in den Elendsvierteln erzählt, oder auch als elektronisch aufgepeppte Cumbia Electrónica.

Mit den Los Babriks hat sich nun auch eine Münchner Band in der weiten Welt der Cumbia verortet. Wobei das mit der Band in diesem Fall so eine Sache ist. Entstand ihr Anfang April via One World Records erschienenes Debüt „El Vuelo Del Babrik“ doch bereits 2021 als pandemisches Solo-Projekt im Heimstudio ihres deutsch-mexikanischen Songwriters Mauricio-Joran Ceseña.

Von der schimmerig verhallten E-Gitarre bis zur elektronischen Orgel, vom Bass bis zur Percussion und vom Synthie bis zum ratschenden Sound des Güiro hat Ceseña, der zuvor vor allem im Reggae-Kontext tätig war (etwa als Teil der Irie Invaders oder auch für Ami Warning), hier alles im Alleingang eingespielt – und dann durch den Chilenen Hector Tapia an Congas, Bongo, Timbale und Maracas trommelnd und rasselnd veredeln lassen.

Das Ergebnis sind zehn weitgehend instrumentale Tracks mit Tapia als aufgekratztem Antreiber, die über ihre Instrumentierung zumeist in der Tradition peruanischer Cumbia-Spielarten wie der Chicha oder der Cumbia Amazonica stehen, ohne sich dabei allzu sehr darauf festnageln zu lassen. Mal entfalten sie eine flimmernde Psychedelik („Desierto“), mal mit Hector Tapia als Sänger eine selten süße Form schmachtender Melancholie („Para ti“), mal ein charmant retrofuturistisches Synthie-Flair („Como Piojo“), zu jedem Zeitpunkt aber bezirzend feingliedrige Grooves, in die man sich reinlegen möchte.

Umso schöner also, dass Ceseña und Tapia es nicht bei einem Studio-Projekt beließen und sie befreundete Musiker aus der Münchner Musikszene zur Live-Umsetzung mit ins Boot holten. Und so bildet Hector Tapia als Bongo- und Güiro-Spezialist auf der Bühne nun ein Gesangstrio mit dem spanischen Gitarristen Gonzalo Blasco und dem puerto-ricanischen Conga-Spieler Jose Maldonado, während der japanische Drummer Minori Shimayama, der US-amerikanische Organist John Marinelli und Mauricio-Joran Ceseña als Bassist fürs Fundament sorgen. Sechs Musiker aus sechs Nationen also – eine internationalere Cumbia-Combo als diese Münchner Truppe dürfte die Welt noch nicht gesehen haben.

Los Babriks, Samstag, 31. Mai, 21 Uhr, Import/Export, Schwere-Reiter-Str. 2h