Die Zahlen sind erschreckend: 20 Frauen sind in Berlin seit 2023 von ihrem Partner oder Ex getötet worden. Zugleich bleiben auch die Fallzahlen anderer Gewaltdelikte gegen Frauen in der Partnerschaft anhaltend hoch. Knapp 10.000 dieser Straftaten wurden allein im vergangenen Jahr verübt. Die Dunkelziffer dürfte weiterhin hoch sein.
Das Problem bleibt damit weiterhin eine entscheidende Aufgabe für Polizei, Politik, aber auch die Gesellschaft insgesamt. Tatsächlich ist die Sensibilität für Femizide und Gewalt gegen Frauen in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen.
Die Aufmerksamkeit für Femizide ist gestiegen, doch noch bleibt der Effekt aus
Die Polizei gibt den Taten heute deutlich mehr Aufmerksamkeit. Auch die Politik nimmt sich des Themas viel stärker als früher an. Einzig: Der durchschlagende Effekt bleibt noch aus.
Alle drei Berliner Frauen, die in diesem Jahr von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet wurden, waren bereits zuvor bei der Polizei als Betroffene von Gewalt in der Beziehung bekannt. In den beiden Vorjahren galt dies für zwei beziehungsweise eine Frau. Zwei der sechs hatte die Polizei zudem als Hochrisikofälle eingestuft. Gereicht hat das nicht.
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Umso wichtiger sind kurzfristig besserer Schutz sowie eine bessere Gewaltprävention. Es bedarf zusätzlicher Rechtsmittel. Spricht die Polizei gegen einen Partner eine Wegweisung samt Betretungsverbot der gemeinsamen Wohnung aus, kann er spätestens nach zwei Wochen zurückkehren. Die Frist müsste länger sein, um den betroffenen Frauen auch kurzfristig besseren Schutz gewähren zu können.
Auch Frauenhäuser spielen für die Sicherheit von Frauen in solchen Situationen eine große Rolle. Zwar hat Berlin seine Platzkapazitäten in den vergangenen Jahren erhöht, aktuell gibt es gut 500 Betten in acht Frauenhäusern. Doch ausreichend ist das Angebot nicht. Dennoch kommt der Senat bei den Plänen für ein neuntes Frauenhaus seit Jahren nicht entscheidend voran.
Neue Fallkonferenz können gegen Femizide helfen
Um Betroffene von häuslicher Gewalt früher identifizieren zu können, können auch Fallkonferenzen helfen. Dabei kommen Polizei, Jugendämter und andere Institutionen wie Beratungsstellen zusammen, um über einen Fall zu beraten und entscheidende Informationen zu teilen. So lassen sich womöglich unmittelbar bevorstehende Femizide verhindern.
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Der Senat hat bereits im Herbst 2024 angekündigt, die Methode künftig nutzen zu wollen. Seit Ende April 2025 liegt dazu ein Rahmenkonzept vor. Genutzt wurden die Fallkonferenzen für Hochrisikofälle bislang aber noch nicht.
Bleibt die gesellschaftliche Dimension. Solche Taten passieren nicht zufällig. Sie sind nicht zuletzt Ausdruck eines von falschen Ehrbegriffen geprägten, patriarchalen Weltbildes. Männer meinen darin, über das Leben von Frauen bestimmen zu können – und sei es mit Gewalt. In zu vielen, vor allem männlichen Köpfen herrscht diese Vorstellung noch immer vor. Es ist Aufgabe aller, im Kleinen wie im Großen daran mitzuwirken, dieses Denken zu überwinden.