Der Weg hinunter zum Bahnsteig am U-Bahnhof Partnachplatz führt über eine nagelneue Rolltreppe. Am Freitagmittag ist dies noch ein exklusiver Anblick. Der U-Bahnhof ist abgesperrt und menschenleer. Erst von diesem Samstag an fährt die U6 wieder ganz normal, nach 15 Wochen Bauzeit, bei der auch drei Wochen lang die Linie U3 unterbrochen war. Für die Fahrgäste bedeutet dies, dass sie wieder deutlich schneller vorankommen, weil sie sich nicht mehr in die oft vollen Ersatzbusse zwischen Klinikum Großhadern und Brudermühlstraße quetschen müssen.

Die Stadtwerke München (SWM) und die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) haben etwa 70 Maßnahmen zur Sanierung des Streckenabschnitts südlich der Implerstraße umgesetzt. Laut MVG-Chef Ingo Wortmann hatten Fahrgäste sogar Wetten abgeschlossen, ob die Arbeiten wirklich pünktlich zum 30. Mai beendet sein werden. Die Optimisten haben gewonnen, SWM und MVG haben den Zeitplan eingehalten.

Doch wer nun rundum erneuerte Bahnhöfe erwartet, wird enttäuscht: Das meiste nimmt man als Fahrgast gar nicht wahr, zum Beispiel die neuen Brandschutzmaßnahmen am Partnachplatz, zu denen nun auch ein moderner Laser-Rauchmelder, Brandschutztüren und sogenannte Rauchschürzen gehören, die im Brandfall das Ausbreiten von Qualm verhindern sollen.

Eine neue Rolltreppe führt hinunter zum Bahnsteig am U-Bahnhof Partnachplatz.Eine neue Rolltreppe führt hinunter zum Bahnsteig am U-Bahnhof Partnachplatz. (Foto: Stephan Rumpf)

Kaum ein Passagier dürfte da so genau hinschauen, es sei denn, er oder sie ist bei der Feuerwehr. Auch die Neuerungen im Tunnel bleiben den Augen der Öffentlichkeit verborgen. Hier haben die SWM unter anderem zwei Kilometer neue Gleise und sieben neue Weichen eingebaut sowie 750 Tonnen Schotter erneuert. Und bei der Gelegenheit haben die Arbeiter auch gleich das Mauerwerk und die Notausstiege saniert. Für eine verbesserte Energieeffizienz haben die SWM die alten Stromschienen aus Stahl durch welche aus Aluminium ersetzt, die den Strom besser leiten. In den Bahnhöfen wurden neue Blindenleitsysteme und neue Lautsprecher für Durchsagen eingebaut. Am Haderner Stern haben die SWM zudem eine neue Toilettenanlage eingebaut.

Insgesamt haben die SWM 14 Kilometer Tunnel und acht Bahnhöfe für die Zukunft gewappnet. Was den Fahrgästen dann doch auffallen dürfte, ist die neue Gestaltung der Station Harras. Hier haben die SWM die alten Wandverkleidungen entfernt und die Wand einfach geweißelt. Diese neue Schlichtheit hat praktische Gründe: Sie ist billiger und erspart bei künftigen Arbeiten den Abbau der Verkleidung.

Bürgermeister Dominik Krause (links) und MVG-Chef Ingo Wortmann freuen sich, dass die Sanierung pünktlich abgeschlossen werden konnte.Bürgermeister Dominik Krause (links) und MVG-Chef Ingo Wortmann freuen sich, dass die Sanierung pünktlich abgeschlossen werden konnte. (Foto: Stephan Rumpf)

Laut MVG-Chef Wortmann haben die gebündelten Arbeiten bei gleichzeitiger Streckensperrung den Vorteil, dass dadurch viel Zeit und Geld gespart werden konnte.  Nachts, während der Betriebsruhe, könne nur etwa vier Stunden gearbeitet werden, was die Sanierung in die Länge ziehen würde. Bei einer Sperrung dagegen seien die Baufirmen im Schichtbetrieb zu jeweils acht Stunden unterwegs.

Die Sanierung des jüngsten Streckenabschnitts wird nicht die letzte sein. Teile des U-Bahn-Netzes sind inzwischen bis zu 50 Jahre alt und müssen dringend erneuert werden, damit der Betrieb weiterlaufen kann. „50 Jahre sind für einen Menschen kein Alter“, sagt Wortmann. „Für eine Weiche schon.“ Die nun ausgetauschten Weichen hätten ihre normale Betriebszeit von 25 bis 30 Jahren schon weit überschritten.

U-Bahn-Jubiläum in München

:Fünf Jahrzehnte im Untergrund

Jahrelang mussten die Münchner Platz machen für riesige Baustellen, bis sie am 19. Oktober 1971 das erste Mal in die U-Bahn einsteigen durften. Ein Tag zum Feiern – doch der Bau hatte auch Menschenleben gekostet.

Münchens Zweiter Bürgermeister Dominik Krause hat sich am Freitag ebenfalls ein Bild vom Abschluss der Bauarbeiten gemacht. Die Baustellen seien zwar „nervig“, sagte er. „Doch es führt kein Weg daran vorbei.“ Für einen leistungsfähigen ÖPNV seien regelmäßige Arbeiten nötig.

Am Freitag waren noch die 30 Ersatzbusse unterwegs und ziemlich voll. Doch Wortmann beteuert, die Marktforschung habe ergeben, dass die Fahrgäste gut damit zurechtgekommen seien und positive Rückmeldungen gegeben hätten. Nicht zuletzt sei das Angebot, die Donnersbergerbrücke und den Hauptbahnhof direkt mit den Bussen anzufahren, gut angekommen.

Jetzt geht es  darum, in den Bahnhöfen noch mal richtig durchzuwischen und den restlichen Staub der Bauarbeiten zu beseitigen. Neustart ist dann am frühen Samstagmorgen um 4.15 Uhr. Am Freitagmittag haben Mitarbeiter der MVG am Harras noch Steckerleis in Herzform an Passanten verteilt. Die nahmen die Erfrischung an einem endlich mal wieder warmen Mai-Tag gerne an.