Fußball

Chaos vor Pokalfinale: Senatsverwaltung sieht DFB in der Pflicht

Fans von Arminia Bielefeld vor dem Stadion in Berlin (Quelle: dpa/Marc Schueler)

dpa/Marc Schueler

Audio: rbb 88.8 | 30.05.2025 | Doreen Herbe | Bild: dpa/Marc Schueler

Vor dem Fußball-Pokalfinale am Samstag kam es am Südtor des Olympiastadions zu sehr langen Wartezeiten. Fans berichten von unhaltbaren Zuständen, weinenden Kindern und fehlender Hilfe durch Ordner. Nun äußert sich auch die Politik.

Nach den massiven Vorwürfen von Bielefelder Fans über miserabel organisierte Einlasskontrollen beim DFB-Pokalfinale hat die Berliner Senatsverwaltung eine Aufarbeitung der Vorfälle angekündigt. Die Verantwortung für die möglicherweise gefährlichen Ereignisse vor dem Olympiastadion vor der Partie zwischen Arminia Bielefeld und dem VfB Stuttgart (2:4) sieht die Behörde aber zunächst beim Deutschen Fußball-Bund, wie sie am Freitag mitteilte.

„Der DFB ist als Veranstalter des DFB-Pokalfinales für das Sicherheitskonzept verantwortlich“, teilte die Senatsverwaltung für Inneres und Sport mit. „Vorhaltungen, es habe Defizite während des diesjährigen DFB-Pokalfinales gegeben, werden zwischen der Olympiastadion Berlin GmbH und dem DFB ausgewertet.“

Timo Rohwedder, Geschäftsführer der Olympiastadion Berlin GmbH, sagte auf Nachfrage von rbb|24: „Alle Berichte, die uns im Nachgang zum diesjährigen DFB-Pokalfinale von Betroffenen erreicht haben, die es nicht rechtzeitig ins Stadion geschafft haben, zu lange anstehen mussten oder in unangenehmen Situationen waren, nehmen wir sehr ernst. Gemeinsam mit dem DFB und allen beteiligten Akteuren werden wir eine umfassende Auswertung der Veranstaltung und der Einlasssituation am Südeingang vornehmen. Die internen Gespräche und eine belastbare Auswertung werden noch etwas Zeit in Anspruch nehmen, da viele Faktoren eine Rolle spielen. Die Ergebnisse werden im Anschluss transparent dargelegt.“


Fans: „Im schlechtesten Fall eine Loveparade 2.0“

Zuletzt waren von vielen Arminia-Anhängern teilweise chaotische Zustände vor dem Südtor des Olympiastadions moniert worden. Tausende Besucher hätten stundenlang auf ihren Einlass warten müssen und dabei dicht gedrängt vor den Toren gestanden – ohne der Situation entkommen zu können. Eine mögliche Massenpanik unter den Fans sei nur durch deren Besonnenheit und mit Glück vermieden worden. Menschen hätten in Becher uriniert, Kinder geweint.

Im Internet berichten Fans, dass es nur sehr wenige Scanner für rund die 25.000 Fans der Arminia gegeben habe – und diese auch außerordentlich langsam gearbeitet hätten. Auch sei der Ordnungsdienst „absolut überfordert und teilweise desinteressiert“ gewesen. Durchsagen hätte es lange gar keine gegeben und dann nur so leise, dass sie kaum zu hören gewesen seien.

„Was da am Südeingang abging wäre im schlechtesten Falle eine Loveparade 2.0 geworden“, schreibt etwa ein User im Fan-Forum der Arminia [www.dsc4ever.de].

Auch Arminia Bielefeld hatte sich dazu auf seiner Homepage geäußert. „Dass es ausgerechnet beim bedeutendsten Spiel der Vereinsgeschichte und einem der größten Ereignisse im deutschen Profifußball zu derart gravierenden Unannehmlichkeiten kam, ist für uns nicht nachvollziehbar und in keiner Weise akzeptabel“, teilte der Zweitliga-Aufsteiger mit.

Nichtsdestotrotz betonte die Senatsverwaltung in einem Statement gegenüber rbb|24: „Die Olympiastadion Berlin GmbH kann Großveranstaltungen organisieren und hat das in der Vergangenheit unzählige Male unter Beweis gestellt“. Sie verwies auch auf die Europameisterschaft 2024 – die Uefa hätte nach dem Turnier Berlin als besten Veranstaltungsort gekürt.


DFB zeigt sich „bestürzt“

Der DFB als Ausrichter des Pokalfinals hatte bereits für die Ereignisse um Entschuldigung gebeten. „Wir sind bestürzt über die geschilderten Erfahrungen und werden allen Stadionbesuchern*innen, die sich an uns gewandt haben, persönlich antworten“, schrieb der Verband auf seiner Webseite.

Das DFB-Pokalfinale findet seit 1985 immer im Berliner Olympiastadion statt. Auch in diesem Jahr war die Begegnung mit 74.036 Zuschauern ausverkauft.

Korrekturhinweis: In einer früheren Fassung dieses Textes hieß es, die Senatsverwaltung nehme auch die Olympiastadion Berlin GmbH in die Pflicht. Das stimmt nicht. Wir haben die entsprechende Stelle angepasst und bitten den Fehler zu entschuldigen.

Sendung: rbb 88.8, 30.05.2025, 15:30 Uhr