Newsblog zum Ukraine-Krieg

Wadephul: Komplette Niederlage Russlands unrealistisch

Aktualisiert am 30.05.2025 – 17:11 UhrLesedauer: 21 Min.

EU-Außenminister treffen sich in BrüsselVergrößern des Bildes

Außenminister Johann Wadephul (CDU): „Wir haben uns jetzt ein wenig ehrlicher gemacht“. (Quelle: Virginia Mayo/AP/dpa/dpa-bilder)

Der Außenminister glaubt an eine Verhandlungslösung für die Ukraine. Kiews Botschafter lobt die Beziehung zu Deutschland. Alle Entwicklungen im Newsblog.

Außenminister Johann Wadephul hat betont, dass das Kriegsziel in der Ukraine nicht eine militärische Niederlage Russlands sein könne. „Aus meiner Sicht war von Anfang an klar, dass dieser Krieg höchstwahrscheinlich durch eine Verhandlungslösung beendet werden wird“, sagte der CDU-Politiker der „Süddeutschen Zeitung“. „Denn eines stimmt schon – dass eine komplette Niederlage im Sinne einer Kapitulation des atomar bewaffneten Russland nicht erwartet werden konnte. Insofern haben wir uns jetzt ein wenig ehrlicher gemacht“, fügte der Außenminister hinzu.

Die frühere Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte noch von einem nötigen Sieg über Russland gesprochen. Der frühere Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte dagegen immer davon gesprochen, dass die Ukraine den Krieg nicht verlieren dürfe. Es gehe darum, dass sich die Ukraine erfolgreich gegen Russlands Aggression zur Wehr setzen könne, sagte Wadephul. Es gebe die Chance für die Ukraine, aus einer starken Verhandlungsposition auch stark hervorzugehen. „Für uns ist wichtig, dass die Ukraine diese Entscheidung trifft und sie nicht über ihre Köpfe hinweg durch andere getroffen wird.“

Wadephul, der am Mittwoch für seinen Antrittsbesuch bei seinem US-Kollegen Marco Rubio in Washington war, äußerte sich zuversichtlich, dass auch die USA einen neuen Sanktionsweg gegen Russland mitgehen. „Das Sanktionspaket von US-Senator Lindsey Graham, das im Senat 80 Unterstützer hat, wird mit seiner Zustimmung geschnürt“, sagte der Außenminister mit Blick auf US-Präsident Donald Trump. Trump selbst habe mehrfach Sanktionen angekündigt und sei jetzt verärgert über den russischen Präsidenten, weil Russland die Ukraine immer weiter angreife. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er die Sache auf sich beruhen lässt.“

Der Ukraine-Gesandte der USA, Keith Kellogg, hat Verständnis für die russische Forderung nach einem Ende der Nato-Osterweiterung geäußert. „Das ist ein berechtigtes Anliegen“, sagte Kellogg dem US-Sender ABC News auf eine Frage zu einem Reuters-Bericht, wonach Russland eine schriftliche Zusage fordere, dass sich die Nato nicht weiter nach Osten ausdehne.

Zudem bekräftigte Kellogg die US-Ablehnung eines ukrainischen Beitritts zu dem westlichen Militärbündnis. „Wir haben gesagt, dass für uns ein Nato-Beitritt der Ukraine nicht zur Debatte steht.“ Und die USA seien nicht das einzige Nato-Land, das dies so sehe. „Das ist eines der Themen, die Russland ansprechen wird.“ Mehr dazu lesen Sie hier.

Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev hat sich sehr zufrieden über den Besuch von Präsident Wolodymyr Selenskyj in Berlin und neue Töne der Bundesregierung geäußert. „Es gab klare Ergebnisse“, sagte er dem Radiosender WDR5 mit Blick auf das Treffen am Mittwoch. „Und auch menschlich hat es sehr gut gepasst.“

Makeiev sprach von einer Art Freundschaftsspiel. „Wir erleben eine neue Tonlage: direkter, klarer, engagierter. Die persönliche Beziehung zwischen meinem Präsidenten und Bundeskanzler Merz zeigt sich vertrauensvoll. Und das sind wichtige Dinge für Diplomatie“, sagte er. „Diese Tonlage war auch für die langen Gespräche hinter verschlossenen Türen ausschlaggebend. Und ich als Botschafter und als Diplomat habe selten solch eine Atmosphäre erlebt.“