Münster – Ein Pädagoge (44), dem Eltern ihr Vertrauen schenkten, soll 700.000 Euro aus der Kasse einer integrativen Kita geklaut haben – jetzt ist er wegen Untreue angeklagt!

Der Mann war früher Vorsitzender des Trägervereins der Kita „Heinrich-Piepmeyer-Haus“ in Münster (Nordrhein-Westfalen). Dort werden rund 70 Kinder betreut – viele mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen.

Vorsitzender soll 700.000 Euro veruntreut haben

Die Staatsanwaltschaft Münster geht davon aus: Der Ex-Vereinsvorsitzende hat sich über Jahre hinweg dreist an der Vereinskasse bedient. Über den unglaublichen Fall hatte zuerst der WDR berichtet.

Nach bisherigen Ermittlungen soll der 44-Jährige rund 670.000 Euro auf ein Privatkonto überwiesen haben – angeblich, um das Geld in Aktien anzulegen. Weitere 30.000 Euro soll er direkt vom Kita-Konto für sich verwendet haben. Doch bei einer Hausdurchsuchung im März 2024 war das Geld laut Polizei so gut wie weg.

Kita-Geld für eigene Zwecke verprasst?

Der Vereinsvorstand hatte dem Transfer ursprünglich zugestimmt, weil der Beschuldigte behauptet hatte, das Geld solle auf ein Tagesgeldkonto des Kindergartens, um bessere Zinsen dafür zu erhalten. Nach Aussage von Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt kam dort nie etwas an. Laut WDR soll der Pädagoge das Geld stattdessen für sich genutzt haben.

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Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im März erklärte der Schatzmeister, der Ex-Vorsitzende sei mit „hoher krimineller Energie“ vorgegangen. Demnach habe er sich Ausweiskopien eines weiteren Vorstandsmitglieds geben lassen, um den Eindruck zu erwecken, auch dieses habe Zugriff auf das neue Konto – obwohl nur er allein die Kontrolle hatte. So soll er das Vieraugenprinzip gezielt ausgehebelt haben.

Das mutmaßliche Motiv: Der Pädagoge soll mit Aktien Geld verloren haben und das Kita-Geld genutzt haben, um seine finanziellen Löcher zu stopfen.

Kein Geld mehr da – Kita legt Sanierung auf Eis

Für die Kita ist der Schaden enorm. Eine dringend geplante Sanierung des Gebäudes musste gestoppt werden, auch der behindertengerechte Umbau des Spielplatzes ist auf unbestimmte Zeit verschoben.

Der Beschuldigte äußert sich bislang nicht zu den Vorwürfen. Sein Anwalt Stefan Goldbeck (41) erklärt gegenüber BILD: „Zu den Vorwürfen geben mein Mandant und ich zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme ab, sondern werden im Rahmen der Hauptverhandlung Position beziehen.“

Das Landgericht Münster muss die Anklage nun prüfen. Wann der Prozess beginnt, ist noch offen – doch für die Kita ist der Schaden längst Realität.