Anspannung in der Ostsee: Kommende Woche starten die Nato-Staaten ihr traditionelles Marine-Manöver „Baltops“. Die große Militärübung, an der auch die Bundesmarine teilnimmt, findet seit über 50 Jahren immer Anfang Juni statt.

Brisant: Dieses Mal ist die Nato nicht allein. Auch Kriegstreiber Wladimir Putin (72) schickt seine Flotte zum Üben in die Ostsee. Seit Dienstag sind 20 russische Kriegsschiffe zur jährlichen Groß-Übung unterwegs – einen Monat früher als sonst.

Putins und unsere Truppen könnten sich dieses Mal also durchaus gefährlich nah kommen. Bereits am Montag lauerte ein Russen-Zerstörer auf die deutsche Fregatte „Bayern“.

Lesen Sie auchDroht also möglicherweise ein Ostsee-Knall?

Sicherheitsexperte Moritz Brake warnt: „Die Russen sind sehr aggressiv. Das, was in der Ostsee passiert, birgt immer die Gefahr, in eine schärfere Eskalation zu münden.“

Er glaube zwar nicht, dass Russland während der Übung angreife. Aber Provokationen seien möglich. Konkret: Nato-Schiffe könnten am Weiterfahren gehindert werden, Russen-Flieger über Nato-Schiffe hinwegdonnern. Brake: „Es geht darum, Wachsamkeit auszutesten: Wie schnell reagiert die Nato?“

Außerdem wolle Russland die Botschaft aussenden: „Ihr seid schwach, ihr seid verwundbar.“

Marineexperte Johannes Peters: „Wir sehen, dass Russland gerade in der Ostsee versucht, sein Drohpotenzial zu verstärken.“ Daneben nutze die russische Marine das Manöver zur Aufklärung und Beobachtung der Gegenseite. „Russland bringt dafür eigene Einheiten in die Region, was aber auch legitim ist.“

„Wir dürfen keine Angst haben“

Dass Putin das Manöver vorverlegt habe, komme nicht überraschend. Peters: „Seit Jahren behauptet Russland, die Nato würde sich ausbreiten“. Russland demonstriere mit seiner Übung auch der eigenen Bevölkerung Stärke und Handlungsfähigkeit.

Brake sagt: „Russland verhält sich in den letzten Jahren immer aggressiver. Die Deutsche Marine ist im höchsten Maße wachsam.“ Und er fordert: „Wir dürfen uns von Russland keine Angst machen lassen.“

Dr. Moritz Brake ist Chef und Mitgründer des Beratungsunternehmens Nexmaris, Senior Fellow des CASSIS (Think-Tank Uni Bonn) sowie Reserveoffizier der Deutschen Marine.

Johannes Peters ist Abteilungsleiter der Maritimen Strategie und Sicherheit am Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel.