„BVB vor 25 Jahren“ ist eine Serie, in der BILD historische Artikel wieder zum Leben erweckt. Lesen Sie heute, was den Klub im Jahr 2000 bewegte.

Der Artikel „Dortmund holt den Sammer raus“ ist am 31. Mai 2000 bei BILD erschienen

Gestern um 15.07 Uhr: Matthias Sammer (32) klettert aus seinem schwarzen Mercedes (S-Klasse). Blauer Pulli, schwarze Hose, neuer Kurzhaar-Schnitt. Der „Feuerkopf“ ist wieder da. Er ist Dortmunds neuer Cheftrainer, unterschrieb einen Vertrag bis 2002.

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15 TV-Teams und 100 Journalisten erwarten ihn unter der Nordtribüne des Westfalenstadions. Sammer: „Ich habe sehr lange und sehr intensiv überlegt. Ich war ursprünglich für eine Lösung mit Udo Lattek.“

Präsident Niebaum: „Es war eine verdammt schwere Arbeit, ihn zu überreden.“

Deshalb fragen sich viele Fans jetzt: Ist Sammer unter diesen Umständen überhaupt der richtige Trainer für Dortmund?

Seit dem Abschied von Ottmar Hitzfeld hat Borussia fünf Trainer verschlissen. Sammer ist nach Skibbe, Krauss und Lattek sogar schon der vierte in nur 115 Tagen.

Und er hatte die Angebote der Borussia immer wieder abgelehnt. Auch, weil er nach der Knieoperation im Oktober 1997 noch immer Schmerzen hat. Gestern sagte er: „Ich bin in der Lage, zweimal 90 Minuten am Tag zu traben.“ Mehr geht immer noch nicht.

Doch andere Branchengrößen wie Heynckes (Lissabon) oder Daum (Vertrag bis 2001) waren nicht zu bekommen. Sammer also als Notlösung?

Präsident Niebaum: „Sammer war unser Wunschkandidat. Wir haben in den letzten eineinhalb Wochen mit keinem anderen verhandelt.“

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Selbst Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld bearbeitete Sammer. Bei der Abschieds-Gala von Matthäus in München redete Hitzfeld lange auf seinen einstigen Musterschüler ein: „Nimm dein Herz in beide Hände, übernimm die Verantwortung, mach es!“

Bedenken hatte Sammer auch wegen der PR-Arbeit, die ihm nicht liegt. Doch da hatte er in Lattek einen genialen Lehrmeister. Sammer: „Lattek war da perfekt, auch wenn er für meinen Geschmack manchmal zu viel erzählt hat.“

Frage an Sammer: Waren Sie über den Möller-Transfer informiert?

„Das war vor meiner Zeit, aber ich war eingeweiht.“

Wie wird die neue Borussia aussehen?

„Wir sind seit geraumer Zeit sehr aktiv, haben viele gute Gespräche geführt. Wir werden am 3. Juli eine gute Mannschaft präsentieren.“

Was ist Ihr Ziel?

„Die Mannschaft muss wieder als Einheit auftreten, auch wenn es mal nicht so gut läuft. Und ich werde mich einbringen, damit Borussia nicht mehr als Verein gilt, der mit der Kohle nur so um sich schmeißt.“

Bis zum 16. Juni muss der neue BVB-Trainer noch die Schulbank drücken. Er arbeitet an der Sporthochschule Köln an seinem Trainer-Diplom. Und was passiert, wenn er bei der Prüfung durchfällt? „Dann muss sich Borussia neue Gedanken machen“, grinst Sammer.