Stand: 31.05.2025 06:00 Uhr

In zahlreichen Kult-Western wie „Dirty Harry“, „Pale Rider“ oder „Eine Handvoll Dollar“ spielte Clint Eastwood die Hauptrolle. Für „Erbarmungslos“ und „Million Dollar Baby“ wurde er als bester Regisseur mit dem Oscar prämiert. Auch in Hamburg hinterließ der Hollywood-Star seine Spuren.

von Danny Marques Marçalo

1995 ist für Josef Wutz ein besonderes Jahr. Zum ersten Mal leitet er das Filmfest Hamburg. Kein dankbarer Job, erinnert er sich. Wegen finanzieller Probleme schreibt es damals negative Schlagzeilen. Da hört er etwas, was sein Festival wachküssen könnte. „In Frankreich ist immer dieses bekannte amerikanische Filmfestival und Clint Eastwood stellt da seinen neuen Film vor. Er könnte auch nach Hamburg kommen“, überlegt sich Wutz.

Clint Eastwood lockte der Name Douglas Sirk nach Hamburg

Ein Mann fährt auf einem Motorrad in die Kurve gelehnt über eine hölzerne Brücke. Im Hintergrund sind Maschinen eines Fördergebiets und eine Sandgrube zu sehen. © picture alliance


Clint Eastwood 1973 im Action-Krimi „Calahan“.

Einfach so würde die Legende aber nicht kommen, heißt es. „Irgendwie muss da etwas passieren – der Mann müsste irgendwie geehrt werden. Und ich dachte mir: Eigentlich könnten wir doch einen Douglas-Sirk-Award machen.“ Douglas Sirk stamme immerhin aus Hamburg, er wuchs als Detlef Sierck im Stadtteil Eimsbüttel auf. Sirk war in den 50er-Jahren einer der wichtigsten Hollywood-Regisseure. Clint Eastwood sagt später, dass er Sirk immer bewundert habe. Und tatsächlich: Der Douglas-Sirk-Preis lockt ihn nach Hamburg. Und im Streits Kino am Jungfernstieg stehen so viele Journalisten wie nie zuvor und warten auf den Superstar.

Voscherau übergibt 1995 ersten Douglas-Sirk-Preis

Hollywood-Legende Clint Eastwood (links) erhält den ersten Douglas-Sirk-Preis des Filmfests Hamburg 1995 aus den Händen von dem Ersten Bürgermeister Henning Voscherau (mitte) und dem Filmfestchef Josef Wutz in Hamburg © Filmfest Hamburg


Eastwood (links) erhält den Douglas-Sirk-Preis aus den Händen von Henning Voscherau (mitte) und Josef Wutz.

Eastwood stellt dort sein Drama „Die Brücken am Fluss“ vor, bei dem er selbst Regie geführt und die Hauptrolle an der Seite von Meryl Streep übernommen hatte. Nach der Vorstellung soll ihm von Bürgermeister Henning Voscherau der Preis übergeben werden. Josef Wutz soll die Trophäe zum Kino bringen: „Wir haben einen sehr schönen Kristall geschliffen, mit einer stilisierten Filmrolle. Ich bin gestiefelt und gespornt mit diesem tollen Teil in der Hand zur Premiere gegangen. Da haben mich die Bodyguards nicht reingelassen.“ Nachdem er die Sicherheitsleute überzeugen kann, dass er der Festival-Chef ist, darf Wutz schließlich ins Kino.

Clint Eastwood bekommt in Hamburg feuchte Augen

Clint Eastwood kommt mit grauen wuscheligen Haaren in grauem Anzug. Ganz entspannt lächelt er viel und wischt sich bei den Standing Ovations sogar ein Tränchen aus den Augen. Später schmeißt das US-amerikanische Konsulat an der Alster einen Empfang, bei dem Eastwood mit Hamburger Kinobetreibern plaudert. „Der Mann war in keiner Weise sensationell in dem Sinne, dass er sich gebärdet hätte. Er war weder unnahbar noch jovial. Wie Amerikaner das eben machen, die ihr Geschäft verstehen. Der hat Business gemacht. Der wusste: ‚Auf dem Weg von diesem schönen Festival an der französischen Küste nach Hause, wo es noch schöner ist und ich endlich meine Ruhe habe, muss ich da in Deutschland vorbei.‘ Das hat er so gemacht, aber überhaupt niemanden spüren lassen, dass es ein Pflichttermin ist.“

Eastwood treibt Medieninteresse nach oben

Ein Mann kneift das eine Auge zu, mit dem anderen blickt er durch eine alte Kamera. Er ist Regisseur eines Films. Das Bild ist in schwarz-weiß. © picture alliance/United Archives | IFTN


Eastwood stand nicht nur vor der Kamera, sondern als Regisseur und Produzent auch dahinter.

Der Star verschwindet nach einer Nacht im Nobel-Hotel Vier Jahreszeiten wieder Richtung Hollywood. Für das Filmfest ist sein Besuch das notwendige Aufputschmittel: Das Medieninteresse steigt, es wird immer größer und beim Publikum beliebter. „Dass Clint Eastwood uns die Ehre gegeben hat, bewusst oder unbewusst – für mich war das ein richtiger Befreiungsschlag“, erinnert sich Wutz.

2019 startete das vorletzte Drama von und mit Clint Eastwood im Kino: „The Mule“. Seit Januar ist sein Film „Juror#2“ in den Kinos. Das diesjährige Filmfest Hamburg findet vom 25. September bis zum 4. Oktober statt.

Weitere Informationen

Schauspieler Clint Eastwood in dem Film "Dirty Harry" (1971) © picture alliance / Everett Collection | Courtesy Everett Collection

14 Min

Am 31. Mai 1930 wurde Clint Eastwood geboren. Als „Mann ohne Namen“ bei Sergio Leone und als „Dirty Harry“ wurde er zum Star.
14 Min

Eine Frau in einem Kinosaal hält einen Preis hoch - Sandra Hüller erhält den Douglas Sirk Preis 2023 des Filmfests Hamburg © NDR Foto: Patricia Batlle

Die Schauspielerin hat die Auszeichnung des Filmfests Hamburg bei der Deutschlandpremiere des Justiz-Thrillers „Anatomie eines Falls“ erhalten.
mehr

Podcast Info Zeitzeichen Mediathekbild © PantherMedia Foto: belchonock

15 Min

Stichtag 08. April 1986: Clint Eastwood wird Bürgermeister der kalifornischen Kleinstadt Carmel.
15 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 |
Kulturjournal |
30.05.2025 | 19:00 Uhr

NDR Logo