Der weltweite Temperaturanstieg im Zuge des Klimawandels setzt sich weiter fort: Europa hat vergangenen Monat den bei Weitem wärmsten März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebt, wie das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus am Dienstag mitteilte. Zugleich war der Monat von extremer Trockenheit in Ländern wie Deutschland und heftigem Niederschlag etwa in Teilen Spaniens geprägt. Weltweit war der vergangene Monat laut Copernicus der zweitwärmste März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Die Durchschnittstemperatur über den europäischen Landmassen habe mit 6,03 Grad 2,41 Grad über dem März-Durchschnittswert in den Jahren 1991 bis 2020 gelegen, legte Copernicus dar. Weltweit lag die Durchschnittstemperatur demnach mit 14,06 Grad 0,65 Grad über dem März-Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020.

Damit war es weltweit der zweitwärmste März nach dem März 2024. Vor einem Jahr hatte allerdings anders als jetzt auch das Klimaphänomen El Niño zu dem Temperaturanstieg beigetragen, wohingegen für 2025 mit einem kühlenden Effekt durch das Klimaphänomen El Niña gerechnet worden war.

Samantha Burgess vom Europäischen Wettervorhersage-Zentrum ECMWF führte aus, in Europa sei der vergangene Monat nicht nur besonders warm, sondern auch von extremen Unterschieden bei den Niederschlägen geprägt gewesen. In Teilgebieten des Kontinents wie in einigen Regionen in Spanien und Portugal seien so große Niederschlagsmengen wie nie zuvor gemessen worden, in anderen Ländern wie Deutschland und den Niederlanden sei der März hingegen von einer Rekord-Trockenheit geprägt gewesen.

Seit 2023 bewegen sich die globalen Durchschnittstemperaturen auf Rekordniveau oder reichen zumindest daran heran. Bis auf eine Ausnahme lagen in den vergangenen 21 Monaten alle Durchschnittstemperaturen mindestens 1,5 Grad über dem Durchschnitt des vorindustriellen Niveaus in den Jahren 1850 bis 1900.

Die internationale Gemeinschaft hat im Pariser Klimaabkommen von 2015 vereinbart, die Erderwärmung auf ein beherrschbares Maß von deutlich unter zwei Grad, möglichst aber 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Dabei gilt der Mittelwert in einem Zeitraum von mehreren Jahrzehnten. Angesichts der anhaltenden Nutzung fossiler Energieträger wie Erdöl scheint diese Grenze kaum mehr einzuhalten zu sein.

Die deutsche Klima-Wissenschaftlerin Friederike Otto vom Londoner Imperial College nannte die Tatsache, dass der vergangene Monat sogar 1,6 Grad wärmer war als im vorindustriellen Durchschnitt, „eindrücklich“. „Wir werden also von dem durch die Menschheit verursachten Klimawandel fest in die Zange genommen“, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Europa ist nach Erkenntnissen der Klimawissenschaft der Kontinent, der sich am stärksten erwärmt.

Der Ko-Vorsitzende der Arbeitsgruppe des Weltklimarats IPCC zu Klimatologie, Robert Vautard, sprach von einer „außergewöhnlichen Situation“. Denn eigentlich hätten nach seinen Angaben die gegenwärtigen Temperaturen nach zwei Jahren des Klimaphänomens El Niño niedriger als in jenem Zeitraum ausfallen müssen.

Laut Weltklimarat IPCC steuert die Erde darauf zu, die Schwelle einer Erwärmung von 1,5 Grad in den 2030er Jahren dauerhaft zu überschreiten. Jedes Zehntelgrad Erwärmung hat weitreichende Folgen, denn durch den fortschreitenden Klimawandel nehmen Experten zufolge Wetterextreme wie Dürren, Stürmen und Starkregen zu.

Bei der Untersuchung der globalen Temperaturentwicklung können Klimaforscher auf Wetterdatenaufzeichnungen zurückgreifen, die bis ins Jahr 1850 zurückreichen. Allerdings erlauben Eiskerne und Sedimente am Meeresboden auch Rückschlüsse auf das Klima in Urzeiten.

yb/ju