Zivilcourage in Leinfelden: Sohn des Ex-VfB-Präsidenten vertreibt mutmaßlichen Sexualstraftäter Der 19-jährige Moritz Vogt handelt couragiert und schreitet bei einem mutmaßlichen sexuellen Übergriff in Leinfelden ein. Foto: Moritz Vogt

An der Bushaltestelle in Leinfelden wird ein junges Mädchen von einem Mann bedrängt – doch Moritz Vogt, Sohn des ehemaligen VfB-Präsidenten, greift ein und verhindert Schlimmeres.

Es ist ein gewöhnlicher Dienstagvormittag, als Moritz Vogt in den Bus nach Leinfelden steigt. Der angehende Anlagenmechaniker ist auf dem Weg zur Berufsschule. Er setzt sich nach hinten, ist in Gedanken, hat die Kopfhörer auf. Kurz vor der Ankunft am Busbahnhof in Leinfelden tippt ihn eine ältere Frau an. Sie flüstert ihm zu, dass sie Hilfe braucht – im Bus sei ein junges Mädchen, das von einem Mann bedrängt wird und sie wisse nicht, was sie tun soll.

Zivilcourage in Leinfelden: Moritz Vogt greift ein

„Ich war perplex, aber natürlich habe ich sofort geholfen“, erzählt Moritz Vogt. Der 19-Jährige ist als Sohn des früheren VfB-Präsidenten Claus Vogt nicht unbekannt – doch an jenem Tag war er einfach nur ein junger Mann, der Zivilcourage zeigte, als sie dringend gebraucht wurde. „Als ich das Gesicht des Mädchens zum ersten Mal gesehen habe, sind bei mir alle Alarmglocken angegangen“, erzählt er. Denn ihr Gesicht sei blass und verängstigt gewesen.

Nachdem alle aus dem Bus gestiegen sind, wird die Situation eindeutig. Der 43-jährige Mann zieht das Mädchen an sich, fasst sie an Brust und Po. „Ich bin zu dem Mädchen hin gelaufen und habe sie gefragt, ob sie den Mann kennt“, berichtet Moritz Vogt. Sie sei daraufhin erschrocken und einen Schritt nach hinten gewichen. Der Mann habe ihm daraufhin gesagt, dass er das Mädchen kenne und alles in Ordnung sei. „Doch ich habe die Angst in den Augen des Mädchens gesehen. Sie hat kein Wort herausbekommen“, erzählt der 19-Jährige.

Mutiger Einsatz: Täter flieht und wird festgenommen

Moritz Vogt fordert den Mann auf, sofort zu verschwinden und das Mädchen in Ruhe zu lassen. Der Täter ergreift daraufhin die Flucht. Weitere Frauen kommen hinzu, sprechen mit dem Mädchen. Nachdem der Mann weg ist, erwacht das Mädchen aus ihrer Schockstarre. „Sie hat erzählt, dass der Mann sie angefasst hat. Sie hat versucht, sich zu wehren, aber war zu überfordert“, berichtet Vogt. Er habe daraufhin die Polizei gerufen.

Noch am selben Nachmittag konnte der Tatverdächtige von der Polizei gefasst und vorläufig festgenommen werden. Am nächsten Tag wurde der 43-Jährige, der zuvor noch nie strafrechtlich aufgefallen war, dem Haftrichter beim Amtsgericht Stuttgart vorgeführt. Der Tatverdächtige befindet sich seitdem in Untersuchungshaft.

Helfen statt wegschauen – über Zivilcourage und Verantwortung

Dass so etwas am helllichten Tag passieren kann, lässt Moritz Vogt nicht los. „Das Mädchen wusste gar nicht, was mit ihr passiert. Sie hat nicht mal geschrien“, bemerkt er nachdenklich. Angst habe er beim Eingreifen nicht gehabt: „Der Mann hat nicht gewirkt, als wäre er gefährlich oder psychisch krank. Er wusste genau, was er tat.“

Erst mit etwas Abstand habe er realisiert, was eigentlich geschehen war, erzählt Moritz Vogt. Viele hätten sich bei ihm gemeldet und ihn für sein Eingreifen gelobt. Doch er selbst sieht das nüchtern: „Man kann da nicht einfach weggucken. Jeder sollte helfen, wenn jemand in Not ist.“