Stand: 31.05.2025 13:24 Uhr

Hamburg hat am Sonnabend als letzter von vier Kandidaten seine Pläne für eine mögliche deutsche Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele 2036, 2040 oder 2044 vorgestellt. Ähnlich wie Paris will Hamburg auf vorübergehende Sportarenen setzen. Im Volkspark entsteht eine ohnehin geplante Arena für den HSV – und die olympische Leichtathletik.

Beachvolleyball auf dem Heiligengeistfeld, Schwimmen im Volksparkstadion, Hockey im Millerntorstadion – und Leichtathletik im Volkspark. Das fehlende Leichtathletikstadion war bislang in der Hansestadt mit Blick auf Olympische Spiele ein großes Problem. Nun entsteht eine ohnehin geplante „Arena für alle“, die bis zu 60.000 Menschen fasst und auch ohne Olympia-Zuschlag gebaut wird.

Die Aussichten der Elbmetropole haben sich damit deutlich erhöht. Im Anschluss an mögliche Spiele soll die Multifunktionsarena als Spielstätte für den HSV, internationale Fußballspiele und Konzerte sowie unter der Woche für den Breitensport genutzt werden.

Hamburg wirbt bei seiner Olympia-Kandidatur „Hamburg+“ vor allem mit Spielen der kurzen Wege und mit Nachhaltigkeit. 82 Prozent der Hamburger Sportstätten liegen demnach in einem Umkreis von sieben Kilometern. Der Großteil der insgesamt 38 Disziplinen findet im Olympic Park City und im Olympic Park Altona statt – dort entsteht auch das Olympische Dorf. Es soll als Science City Altona sowie Wohnraum nachgenutzt werden. Die Sportstätten bestehen schon oder werden temporär gebaut.

Drei Sportarten im Partnerland Schleswig-Holstein

Segeln, Handball und Rugby sollen in Kiel, bei der Präsentation im Bunker an der Feldstraße durch Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU) vertreten, ausgetragen werden. Anders als die drei Mitbewerber München, Berlin und Nordrhein-Westfalen, die sich noch nicht zwischen Schleswig-Holstein und Rostock-Warnemünde entschieden haben, legt sich Hamburg damit auf Kiel-Schilksee aus Austragungsort für die Segel-Wettkämpfe fest. Fußball wird im gesamten Bundesgebiet gespielt, Kanuslalom wäre in Markkleeberg bei Leipzig, Schießen im thüringischen Suhl beheimatet.

„Wir investieren mit unserem Konzept in ein unvergessliches olympisches Festival, das Athletinnen und Athleten und Gäste aus der ganzen Welt in einer faszinierenden Stadt zusammenführt und unmittelbar auf die Ziele der Olympischen Bewegung einzahlt“, sagte Hamburgs Sportsenator Andy Grote (SPD). 

Finale DOSB-Entscheidung bis Herbst 2026

Am Sonnabend endete auch die Frist für die Einreichung der verfeinerten Konzepte beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), der Olympia erstmals seit 1972 wieder nach Deutschland holen will. Infrage kommen die Spiele 2036, 2040 sowie 2044.

Die Konzepte werden bis Ende September 2025 auf die Erfüllung der Mindestanforderungen und die entsprechende Plausibilität geprüft. Die finale Entscheidung über ein deutsches Bewerbungskonzept soll spätestens bis Herbst 2026 getroffen werden. Anschließend muss das Ganze noch von den DOSB-Mitgliedern abgesegnet werden.

Sportökonom sieht bei Referendum bessere Chancen

Ende Mai 2026 sollen die Hamburgerinnen und Hamburger erneut über eine Olympia-Bewerbung abstimmen. 2015 hatte sich Hamburg beim Bürger-Referendum gegen die Fortsetzung der Kampagne für die Spiele 2024 oder 2028 entschieden. Diesmal, so glaubt Sportökonom Wolfgang Maennig von der Universität Hamburg, stehen die Chancen besser: „Ich kann mir schon vorstellen, dass die Macher etwas gelernt haben“, sagte er dem NDR. Gerade, was die Nutzung temporärer Sportstätten angehe. „Dadurch wird der lokale Widerstand geringer werden.“

Großer, wenn nicht größter Hemmschuh war seinerzeit die Finanzierung. Maennig: „Es war damals nicht klar, ob der Bund das unterstützt, und deshalb haben sich viele Hamburger gescheut. Aber wenn man temporär baut, dann sind diese Kosten vom Olympia-Budget zu tragen und damit wird die Last für die öffentliche Hand entsprechend reduziert.“

Ein Porträtbild von Wolfgang Maennig, Professor für Wirtschaftspolitik. © Wolfgang Maennig

AUDIO: Sportökonom Maennig: „Lokaler Widerstand wird geringer“ (4 Min)

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal |
31.05.2025 | 19:30 Uhr

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