Stuttgart – Ein tödlicher Crash während eines EM-Sicherheitskonvois hat juristische Folgen: Nach dem tragischen Unfalltod von Motorrad-Polizist Thomas Hohn (61) hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart eine BMW-Fahrerin (70) angeklagt – wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung.

Am 24. Juni 2024 begleitete eine Motorrad-Staffel den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán (62) vom Spielort Stuttgart zum Flughafen. Der Politiker hatte am Vortag das Vorrunden-Spiel Ungarn gegen Schottland besucht, wollte zurück nach Budapest. Um 11.18 Uhr kam es zum folgenschweren Unfall.

Innenminister Thomas Strobl (65, CDU) führte im Juli 2024 den Trauermarsch für den verunglückten Motorrad-Polizisten an

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Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Autofahrerin soll aus Stau ausgeschert sein

Den Ermittlungen zufolge warteten am Rand der Orban-Eskorte fünf Autofahrer darauf, dass die Straßensperre wieder aufgehoben und die B27 freigegeben wird. Doch der BMW-Fahrerin soll das alles zu lange gedauert haben. Sie soll aus der Warteschlange ausgeschert und bei Grün in die Kreuzung gefahren sein – obwohl das Ampelsignal wegen der Polizeiabsperrung nicht maßgebend war.

Den Zusammenprall auf der Kreuzung überlebte Motorrad-Polizist Hohn nicht. Seine Maschine schlitterte gegen einen Kollegen (27), der mit seinem Dienstmotorrad die vierspurige Bundesstraße blockiert hatte. Der zweite Polizist wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.

Thomas Hohn (✝︎61) galt als Tuning-Experte, nahm in seiner Dienstzeit tausende aufgemotzte Autos und Motorräder unter die Lupe

Thomas Hohn (✝︎61) galt als Tuning-Profi, nahm in seiner Dienstzeit tausende aufgemotzte Autos und Motorräder unter die Lupe

Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttgart

Staatsanwältin Stefanie Ruben (38) zu BILD: „Die BMW-Fahrerin wurde wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung am Amtsgericht Stuttgart angeklagt.“ Zuvor hatte die „Stuttgarter Zeitung“ berichtet.

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In den Tagen nach dem Unglück gedachte die baden-württembergische Polizei ihrem getöteten Kollegen mit einer Schweigeminute und einem Trauermarsch. Hauptkommissar Hohn war bundesweit als Tuning-Experte bekannt, hielt Vorträge gegen Motorrad-Lärm und schulte hunderte Kollegen. Er war 30 Jahre lang Mitglied der Motorrad-Staffel, hatte seine Dienstzeit extra für die Fußball-EM verlängert.

Die Staatsanwaltschaft konnte auf Anfrage nicht sagen, ob sich die angeklagte BMW-Fahrerin zum Tatvorwurf geäußert hat.