Yummy! Hab ich in Schwerin schon mal so einen leckeren Kaffee getrunken? Nadja hat ihn mir zubereitet und Max ihn mir an den Tisch gebracht. Die beiden haben erst vor wenigen Tagen in der Schweriner Feldstadt ihr Café eröffnet. Im Eckladen am Karl-Liebknecht-Platz, dort wo vor kurzem noch ein Obstladen drin war.
Ketwurst, Sandwiches und Käsekuchen
„Moin Feldstadt“ steht jetzt über der Tür. Leute lümmeln mit Limos auf schönen Holzbänken auf dem Gehsteig. Andere kommen mit Bio-Eiskugeln aus dem Café und spazieren rüber zum Platz, wo ihre Kinder mit Klettball und Tretautos spielen. Eine lebendige Stimmung liegt in der Luft.
Auch drinnen sitzen die ersten neugierigen Einheimischen, probieren das Frühstück, Eintöpfe, Ketwurst, heißen Schokotoast, Waffeln und den frisch gebackenen Käsekuchen, den Nadja gerade in die Vitrine gestellt hat. Dann verschwindet sie kurz im Spielzimmer für die kleinen Gäste, um dort ein bisschen aufzuräumen.
Nadja rührt den Waffelteig an. Wer Appetit auf was Würziges hat, kann gegrillte Sandwiches futtern. (Foto: Anja Bölck)
Nadja Jenß und Max Scheller wohnen noch nicht lange in Schwerin. Sie kommen aus Berlin-Pankow, wo sie die meiste Zeit ihres jungen Lebens in Cafés, Bars und Kneipen gearbeitet haben. Die Gastronomie ist ihr Ding. Darum haben sie in den letzten Jahren für was Eigenes gespart. „Und als der Sparstrumpf gut gefüllt war, haben wir angefangen Ausschau zu halten“, erzählt Max. „Aber nicht in Berlin. Es zog uns Richtung Meer, zur Ostsee. Nadja kommt aus Stralsund.“
Berliner verlieben sich sofort in die Stadt Schwerin
Und auch Max hat noch ein paar Familienangehörige auf der Insel Rügen, die er als Kind gern in den Ferien besuchte. Seine Mutter zog in den 1970er-Jahren von dort als Krankenschwester nach Berlin. „Wir sind also einfach mal durch Mecklenburg-Vorpommern gefahren und haben uns Städte angeschaut“, erzählt der 37-Jährige. „In Schwerin waren wir vorher noch nie. Wir haben uns sofort schockverliebt in die Stadt.“
Nadja startet nach ihrer Elternzeit im eigenen Café. (Foto: Anja Bölck)
Mit ihren Kindern machten sie dann zwei Probeurlaube in Schwerin. „Wir sind Wasserratten“, erzählen sie. „Jeden Tag sind wir an einer anderen Badestelle rein. Für uns stand fest, hier ziehen wir her.“ Schwerin schien auf sie gewartet zu haben. Sie hatten Glück und fanden gleich eine Wohnung. Die liegt quasi um die Ecke vom Café. Dort leben sie nun schon ein paar Monate.
Mit ihrem neuen Kiez sind die jungen Eltern zufrieden. Auch wenn hier alles verschlafener wirkt als in Berlin. „Der Stadtteil gefällt uns wegen der sozialen Durchmischung“, stellt Max fest. „Du hast hier alles, Jung und Alt, mit Kohle, ohne Kohle, Familien mit Kindern.“
Eröffnungsfeier vom Café Moin (Foto: Peter Häfner)
Ein nettes Café fehlte bislang in der Schweriner Feldstadt
Was Max und Nadja an der Feldstadt vermissten, war ein nettes Café zum Eis essen. „Wenn du in diesem Stadtteil wohnst, musst du für jedes Eis in die Altstadt gehen und dann sitzt man letztlich doch wieder auf dem Markt. Da geht es vielen anderen hier wie uns.“ Darum schlugen die beiden Neuschweriner zu, als der Eckladen frei wurde. Der Raum war hell und groß und von hier aus würden ihre Gäste immer was am Karl-Liebknecht-Platz zu beobachten und zu entdecken haben.
Der Name für ihr Café war schnell gefunden. „,Moin Feldstadt’ lag für uns auf der Hand“, erzählen sie. „Damit wollen wir alle Nachbarn und Spaziergänger willkommen heißen. Außerdem möchten wir mit dem Namen hervorheben, dass die Feldstadt doch mehr zu bieten hat, als man zuerst denkt. Es ist eine kleine Hommage an diesen tollen Kiez.“
Café „Moin Feldstadt“ bietet Platz für Kinder
Hmm, der Kaffee ist so lecker! In der kurzen Zeit, in der ich im „Moin Feldstadt“ sitze, hab ich schon dreimal Gäste so was vor sich hinmurmeln hören. Auch Franziska, die mit ihrem Baby und ihrer Mutter Susanne da ist, ist überrascht, wie gut der schmeckt. Sie besucht einmal in der Woche ganz in der Nähe einen Kurs für Mütter mit Babys. „Wir sind heute zufällig hier vorbeispaziert und spontan rein“, erzählt sie. „Schön, dass es jetzt das Café gibt. Hier ist ja sonst nichts auf der Ecke. Toll, dass die hier auch ein Spielzimmer haben. Wir kommen jetzt öfter her.“
Das Spielzimmer. Perfekt, wenn die Großen mal in Ruhe quatschen wollen. (Foto: Anja Bölck)
Einen nullachtfünfzehn Kaffee anzubieten, kam für Nadja und Max nicht infrage. Die beiden trinken ja selber gern welchen. Und außerdem soll das, was sie hier zu „normalen Preisen“ anbieten, wie sie sagen, ein Genuss sein. Mit der neuen Siebträgermaschine können sie alle möglichen Kaffeevariationen zaubern. Und wer keine Kuhmilch möchte, kann diese ohne Aufpreis durch Hafermilch ersetzten.
Den Charme des Cafés macht der Mix aus alt und neu aus. (Foto: Anja Bölck)
Das Café selbst ist nach dem Motto „Weniger ist mehr“ eingerichtet. Es ist nicht auf Schick gemacht, sondern lebendig und ausgelassen. Ein Mix aus neuen Möbeln und alten türkisfarbenen Fliesen, die noch überall an den Wänden kleben. „Wir haben viel investiert“, erzählt Max. „Aber noch nicht zu viel. Der Vermieter hat uns nämlich gesagt, dass er in ein paar Jahren die Häuser hier sanieren wird. Danach können wir das Café weiter nach unseren Vorstellungen gestalten. Wir freuen uns, dass wir hier was Eigenes aufbauen können, wir wollten nichts Fertiges übernehmen. Es wär nur schön, wenn es zum Leben reicht.“
Wir backen das zusammen: Max und Nadja haben endlich ihr eigenes Café. (Foto: Anja Bölck)
Bis es so weit ist, jobbt Max nach der Arbeit noch im Freischütz. Die zweite Schicht in der Kneipe ist anstrengend und geht bis tief in die Nacht. Aber er weiß ja, wofür er das tut. Auch wenn Max und Nadja ihren Sparstrumpf ordentlich geplündert haben. Sobald sie in ihrem Café stehen, fühlt sich das verdammt gut an.
Café Moin Feldstadt, Karl-Liebknecht-Platz 6, 19053 Schwerin, Telefon: 017621175346, Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 9 – 17 Uhr