Äthiopisches Fladenbrot und karibische Cocktails: Beim Afro-Latino Festival in Stuttgart treffen Rhythmus und Geschmack zweier Kontinente aufeinander.
Musik, Tänze und gutes Essen aus afrikanischen und lateinamerikanischen Ländern stehen an diesem Wochenende auf dem Programm des Berger Festplatzes in Stuttgart. Mit dem Afro-Latino-Festival machen die Organisatoren schon zum zweiten Mal nach 2024 darauf aufmerksam, welche Gemeinsamkeiten beide Kulturräume verbinden.
Schon von weitem sind am Samstagnachmittag im Unteren Schlossgarten karibische Rhythmen zu hören, die sich mit den treibenden Beats westafrikanischer Tanzmusik vermischen. Keine Frage: Wer bei sommerlichen Temperaturen die Hüften kreisen lassen will, ist hier genau richtig.
Vor dem Zelteingang des Berger Festzelts machen es zwei Frauen vor: Während ihre Arme durch die Luft schwingen, folgen die Beine wie von selbst den feurigen Samba-Rhythmen aus den Lautsprechern. Die leuchtend grüngelben Shirts, die die beiden gut gelaunten Frauen tragen, lassen keinen Zweifel aufkommen, woher sie stammen.
Kampfsport als Tanz getarnt
Im Zelt selbst soll unterdessen mit einem kleinen Tanzworkshop der brasilianische Copeira bekannter gemacht werden: Copeira ist eigentlich eine Verteidigungstechnik, die Sklaven auf den Plantagen Brasiliens entwickelt und als Tanz getarnt haben. Viel jünger ist der Kuduro. Ein Tanz, der erst Anfang der 2000er-Jahre aus der Jugendkultur Angolas hervorging und auch an diesem Tag im Zelt zu sehen ist.
„Heute“, sagt Tamara Goncalves, „sind Capoeira und Kuduro Tänze der Freiheit.“ Die 18-Jährige ist Tochter von Ana Maria Goncalves. Tamara Goncalves Mutter ist Gründerin des Stuttgarter Vereins Mozangola, eine Wortschöpfung, zusammengesetzt aus Mozambique und Angola, und hat im vergangenen Jahr auch das Afro-Latino-Festival aus der Taufe gehoben.
Was Mosambik und Angola verbinden: In beiden afrikanischen Ländern ist Portugiesisch offizielle Landessprache. „Wir wollen mit den Fest Menschen aus Afrika und lateinamerikanischen Ländern die Möglichkeit geben, in Deutschland ihre Kultur zu präsentieren“, sagt Tamara Goncalves, die als Sprecherin des Organisationsteams fungiert.
Zwei Kontinente präsentieren ihre Spezialitäten. Foto: Lichtgut
Auf vielen Afrika-Festivals in der Region, erklärt sie, habe ihre Mutter erlebt, wie sich die Kultur ihres Heimatlandes und die Lateinamerikas ähneln. Da lag es nahe, ein Fest auf die Beine zu stellen, das die Kulturen der beiden Kontinente verbindet. „Auch in unserer afrikanischen Community müssen wir dafür Verständnis schaffen“, erklärt die junge Frau.
Rund um das Festzelt finden sich neben Schmuck- und Kleiderständen Spezialitäten aus Angola, dem Kongo, Brasilien, der Dominikanischen Republik, Nigeria, Peru und anderen afrikanischen und lateinamerikanischen Ländern. „Von Angolas Pofpofs bis zu brasilianischen Açaí-Bowls, von äthiopischen Injera bis zu karibischen Cocktails“, wie Tamara Goncalves sagt.
Haare werden kunstvollen gestylt
An einem Stand werden auch Haare geschnitten und kunstvoll in afrikanischen Looks gestylt. Zu Cornrows zum Beispiel, einer Frisur, bei der die Haare eng an der Kopfhaut geflochten werden. Es sei für schwarze Menschen nicht so einfach, in Stuttgart jemanden zu finden, der die afrikanische Haarkunst beherrscht, erklärt die Fest-Sprecherin.
Konsequent daher: Am Sonntag findet im Kinderzelt des Afro-Latino-Festivals eigens ein Haarworkshop für Kinder mit Afrolocken statt. „Es kann aber auch jeder kommen, der keine Afrolocken hat und das einfach ausprobieren möchte.“