Duisburg-Marxloh steht im Zentrum eines ambitionierten Integrationsprojekts: Der Stadtteil soll zur «Arrival City» ausgebaut werden – einem Modellquartier für gelingende Migration, beschreibt die Zeitung Die Welt in einer Reportage. Fünfzig Millionen Euro werden investiert, neue Schulzentren entstehen, eine Müll-Task-Force wurde eingerichtet. Doch ein Besuch vor Ort zeigt: Die Umsetzung bleibt vielerorts Symbolpolitik, so das Fazit.

«Das hier ist die Bühne der Begegnung», sagt Claus Lindner (SPD), Koordinator für Marxloh, und zeigt auf ein leeres Betonpodest. In Wirklichkeit bleibe es leer – wie das Versprechen. Marxloh gehört zu den ärmsten Gegenden Deutschlands, ganze Grundschuljahrgänge bestehen ohne Kinder deutscher Herkunft. Müllberge in den Strassen, Rattenprobleme prägen das Bild, schreibt die Welt. Eine Anwohnerin ruft Lindner vom vierten Stock zu: «Herr Lindner! Sie müssen was tun! Die Ratten kommen abends in ganzen Armeen!»

Die Idee der «Arrival City» basiert auf dem Konzept des Journalisten Doug Saunders: Orte, in denen Migranten ankommen, sich vernetzen und weiterziehen. In Duisburg soll dieser Wandel aktiv gestaltet werden. Doch laut Lindner fehlte es nach der Zuwanderung aus Südosteuropa ab 2013 an Struktur und System – viele Wohnungen wurden überbelegt, Frauen rutschten in die Prostitution, ganze Häuser gerieten unter Clan-Kontrolle.

Auch die Schulen stehen unter Druck. In einer Grundschule im Brennpunkt gebe es Jahrgänge ohne ein einziges Kind deutscher Herkunft. Lehrer berichten von Erschöpfung, viele Kinder sprächen kein Wort Deutsch. Gleichzeitig wächst neben der Herbert-Grillo-Gesamtschule der Campus Marxloh – mit fast dreifachen Baukosten, deutlich verspätet.

Zugleich existieren zwei Wirklichkeiten: Auf der glitzernden Einkaufsmeile boome das Brautmodengeschäft, berichtet die Welt, daneben zerfällt eine Nebenstrasse unter der Hand eines Immobilieninvestors. In Marxloh, so Claus Lindner, sei vieles besser geworden – aber besser bedeute hier: weniger schlimm, nicht gut. Die «Bühne der Begegnung» bleibe leer. Nur ein Junge fährt dort seine Kreise.